Quantensprünge im Social-Media-Bereich werden von verschiedenen Experten prognostiziert. Ist da der Wunsch Vater des Gedankens – oder befinden wir uns schon mitten in der Revolution?

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Unzufriedenheit statt innovative Ideen

In vielen Unternehmen läuft es so ab: Schlechter Service – sinkende Kundenzahl – mehr Marketingbudget – trotzdem weniger Einnahmen – Kündigungen – Stress und Druck bei übrigen Mitarbeitern – noch schlechterer Service – und so geht es fröhlich weiter…

Zufrieden ist so keiner: Die Mitarbeiter nicht, weil sie unter Hochdruck für weniger Geld arbeiten, die Kunden nicht, weil sie genau diese Unzufriedenheit dann doch abbekommen – und die Unternehmensleitung auch nicht, weil die Kunden irgendwann wegbleiben. Ein Teufelskreis, an dessen Ende, logisch betrachtet, nur das Ende des Unternehmens stehen kann.

Dass diese Einschätzung allerdings nicht von mir, sondern vom Mitarbeiter eines Unternehmens selbst (im Twitter-Dialog mit mir) stammt, stimmt mich optimistisch: Nämlich, dass dann doch das eine oder andere Unternehmen erkennt, dass es so nicht weitergeht. Vor allem auch, weil man mit so einem Vorgehen die Preisspirale immer weiter und unweigerlich nach unten dreht.

Kunden und Mitarbeiter einbeziehen

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Ein Lösungsansatz könnte sein, einfach mehr auf die Wünsche der Kunden zu achten und den eigenen Mitarbeitern zu vertrauen – also die Grundidee, die eigentlich hinter Social Media steht. Allerdings scheint in vielen Unternehmen noch nicht ganz durchgesickert zu sein, dass Social Media eben mehr ist, als ein bisschen bei Facebook und Twitter zu sein.

Vielmehr ist es eine Geisteshaltung, wie Sachar Kriwoj kürzlich so treffend schrieb, die von vielen Unternehmen grundsätzliche Umstrukturierungen erfordern würde.

Eine Frage der Unternehmenskultur!

Das zeigt sich z.B. gerade im Marketing und im Employer Branding: So hat Professor Dr. Susanne Fröhlich, die in Bad Honnef Projektmanagement, Human Resources und Marketing lehrt, in einem Gespräch mit Gero Hesse klar gemacht, dass erfolgreiches Employer Branding vor allem eine Frage der Unternehmenskultur ist und somit nicht einfach von oben aufgepropft werden kann

..die Unternehmenskultur ist das fundament für das employer brandings. nur ein Unternehmen, das weiß, wer es ist und wofür es steht kann geeignete mitarbeiter identifizieren, für das unternehmen gewinnen und langfristig auch halten…

Fast schon revolutionär

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So gesehen, sind die Prognosen, die Martin Poreda von kununu für Talential abgibt, ja fast schon revolutionär, wenn man sich das mal genau betrachtet: Dass nämlich Unternehmen nicht nur nach außen ein gutes Image abgeben, sondern auch im Inneren ihre Mitarbeiter gut behandeln müssen, weil man sich sonst negativ bewertet im Netzt wiederfindet.

Und dass sich solche negativen Bewertungen nicht nur auf die Arbeitgebermarke auswirken (das wäre, denken viele Unternehmen, vielleicht noch zu verschmerzen, denn Arbeitslose gibt es ja genug!) – sondern auch Kunden abschrecken – denn nichts anderes ist Poredas Prognose von der zunehmenden Verzahnung von Marketing, PR und HR.

Quantensprünge und Aufwärtsspiralen

Für viele Unternehmen, die sich bisher als Nabel der Welt gesehen haben, gleicht das aber einem Quantensprung: Kaum hat man sich mühsam daran gewöhnt, dass die Kunden lästigerweise eine Meinung haben, nun sollen sie sich auch noch um ihre Mitarbeiter kümmern! Hilfe – dieses verfluchte Internet!

Die Unterschiede zwischen Unternehmen alter Schule und neuer Coleur haben wir übrigens in den Vergangenen Tagen anlässlich einer Anne-Will-Sendung diskutiert – wobei die genaue Umsetzung natürlich die Gretchenfrage ist. Aber wer es schafft, wirklich ein offenes, transparentes Unternehmen zu schaffen, der macht aus der Aufwärts- eine Abwärtsspirale!

Dass viele Unternehmen diese Änderungen noch nicht begriffen haben, darum ging es gestern auch beim Twittwoch in München – die Erkenntnisse dort habe ich in einem gesondertn Blogpost veröffentlicht.

Analogie zur Politik?

Wenn man sich aber mal anschaut, was in den vergangenen Wochen in der (Netz)politik passiert ist, wo sich quasi die gesamte „Netzgemeinde“ gegen den Jugendmedienschutz-Staatsvertrag stemmte und es damit schaffte, von den etablierten Medien und schließlich der Politik gehört zu werden, was schließlich zur Ablehnung des Gestzes führte – dann bekommt man einen Eindruck davon, wie „mächtig“ Meinungsmache im Internet sein kann.

Und wenn schon Stimmen laut werden, die fragen, ob ein politische System, das so intransparent ist, am Ende ist, dann wird man vielleicht auch mal fragen können, ob nicht auch Unternehmen, die derart intransparent agieren, nicht ebenso wirtschaftlich bald am Ende sein werden.


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