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Von Mario Hahn (Mehr) • Zuletzt aktualisiert am 04.10.2024 • Zuerst veröffentlicht am 31.07.2017 • Bisher 6376 Leser, 1205 Social-Media-Shares Likes & Reviews (5/5) • Kommentare lesen & schreiben
Die heutige Arbeitswelt stellt teilweise extreme Anforderungen an den Menschen. Wir reagieren. Mit Stresstests, mit Burnout-Vermeidungsstrategien und einer Vielzahl teils sehr effektiver, dabei meist aber konventioneller Herangehensweisen. Doch ungewöhnliche Zeiten verlangen auch nach ungewöhnlichen Maßnahmen.
Was ist unsere erste Reaktion, wenn wir in eine Situation geraten, die uns zu viel abverlangt? Richtig, wir fluchen. Tatsächlich handelt es sich dabei um einen äußerst befreienden Vorgang. Das liegt daran, dass in unserer Gesellschaft ein Fluchverbot herrscht – es ist nun mal nicht die „feine englische“ Art, in Anwesenheit anderer, besonders im Berufsumfeld, mit unflätigen Wörtern um sich zu werfen.
Der folgende Artikel befasst sich deshalb mit buchstäblich „tierisch“ (aber nicht zwingend animalisch) entspannenden Dingen, die einem vielleicht nicht als erstes (und auch nicht als zweites) in den Sinn kommen, wenn man über das Thema Stressvermeidung und Entspannung nachdenkt, mit Sicherheit aber gerade, wenn alle anderen Maßnahmen versagt haben, noch viel helfen können.
Doch genau das sollte man tun, wenn der Stressberg höher als der eigene Kopf wächst. Man muss es nicht in Anwesenheit anderer tun, nichtmal direkt am Arbeitsplatz. Aber zeitnah sollte man seinem Frust Worte geben. Denn damit überschreiten wir die Tabu-Schwelle des Fluchens und schon allein das entspannt den Geist. Ob man klassische Flüche wählt oder dabei kreativ wird, ist vollkommen zweitrangig.
Hauptsache man kann alles und allem, das einen in die aktuelle Stress-Lage gebracht hat, mal so richtig unflätig die Meinung geigen. Die nächste „Evolutionsstufe“ dieser Entspannungsübung ist übrigens nicht minder ungewöhnlich, sollte allerdings aufgrund ihrer Lautstärke an abgeschiedenen Orten gewählt werden. Sie nennt sich Schreitherapie und der Name ist buchstäblich Programm. Hierbei schreien, brüllen, grölen Gestresste sich ihren Frust von der Seele und der Effekt ist noch nachhaltiger als beim Fluchen.
Vor einem türmt sich die Arbeit auf dem Schreibtisch. Links sitzt der Kollege, den man so gar nicht leiden kann, rechts ist nur die Wand. Eine solche Situation kennen die meisten Arbeitnehmer. Sie ist deshalb so stressig, weil wir damit quasi in unserer Lage gefangen sind, wie in einer Gefängniszelle. Es gibt keine Möglichkeit, in diesem Moment etwas anderes zu sehen, als Negatives.
Hier kommt der Hund am Arbeitsplatz ins Spiel. Es gibt kein Recht darauf, ein Tier im Büro zu halten, es ist noch nicht einmal sonderlich verbreitet in Deutschland. Aber von allen Vorteilen, die der Office-Vierbeiner bietet, ist vielleicht der Schwerwiegendste, dass schon ein Blick auf den Hund genügt, um in unserem Gehirn das Hormon Oxytocin auszuschütten – mit durchaus beruhigender Wirkung. Denn Oxytocin, das auch als „Kuschelhormon“ bekannt ist, sorgt sowohl bei Frauen als auch Männern für ein besänftigendes Gefühl. Der Puls fährt etwas herunter, das Stresshormon Cortisol wird gehemmt und sogar das eigene Sozialverhalten wird verbessert – und darüber verbessert sich sogar noch das Betriebsklima, denn alle Kollegen, die den Hund sehen, bekommen ein verbessertes Sozialverhalten.
Kurzum: Ein Bürohund ist nicht nur eine nette Geste der Geschäftsleitung dem Besitzer gegenüber, sondern ist tatsächlich ein stark stressreduzierender Faktor, der allen Mitarbeitern zugutekommt – denn die Oxytocin-Ausschüttung erfolgt unabhängig von der Beziehung zum Tier und steigert sich noch, wenn es nicht nur bei Blicken bleibt, sondern man den Hund krault. Schon wenige Minuten reichen, um den Stresslevel merklich zu reduzieren.
Dass Sport Stress abbauen kann, dass ist mittlerweile hinlänglich bekannt und wird von vielen Berufstätigen auch standardmäßig genutzt. Die Runde um den Block, das Gewichte-Stemmen im Studio, das gehört heute zum Leben sehr vieler Menschen dazu – wenn man den Statistikern vertrauen kann, sind es rund die Hälfte aller Deutschen, die auf diesem sportlichen Weg Stress abbauen. Was allerdings weit weniger bekannt ist, ist die Tatsache, dass Sport durchaus auch selbst zum Stressauslöser werden, sogar in den Burnout treiben kann.
Von einer anderen, nicht minder bewegungsintensiven Tätigkeit ist dieser Nachteil indes nicht bekannt, dem Holzhacken. Es ist einfach: Man stelle ein Holzscheit auf einen Hauklotz und spalte ihn mit der Axt bis entweder das Holz oder der eigene Akku leer ist. Diese Fähigkeit gehört zwar nicht zu den typischen Soft-Skills deutscher Büroarbeiter, lässt sich aber auch vergleichsweise leicht erlernen.
Doch was macht Holzhacken mit uns? Es sind mehrere Dinge. Sie alle sind überraschenderweise auch elementare Bausteine der Stressbewältigung:
Dann muss man bedenken, dass Holzhacken eben auch eine ganze Reihe von Muskelpartien des Oberkörpers und der oberen Extremitäten beansprucht – genau das Richtige, um all die Büro-induzierten Zipperlein zu bekämpfen. Im Gegensatz zu praktisch jeder „normalen“ Sportart entsteht dabei auch noch etwas Produktives, nämlich eine Menge Brennholz.
Dieser letzte Punkt dürfe zunächst für so manche hochgezogene Augenbraue sorgen. Denn dabei geht es um sensorische Deprivation – eine gängige Praxis im Bereich der sogenannten „Weißen Folter“, also solcher, die keine körperlichen Spuren hinterlässt. Dabei werden dem Menschen jegliche Reize entzogen: Augen verbunden, Filter vor Mund und Nase, damit keine Gerüche durchkommen, dicke Gehörschützer. Die Folgen sind Denkstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Halluzinationen, Persönlichkeitsveränderungen.
Bloß: Was über längere Zeiträume tatsächlich Folter ist, weil unser Gehirn nicht mit der totalen Abwesenheit von Reizen zurechtkommt und daher vollkommen zurecht international geächtet ist, ist in kürzeren Abständen eine anerkannte Therapie in Form des „Floating“. Bei Floating steigt man in eine Badewanne, die über einen Deckel lichtdicht verschlossen werden kann. Das Wasser wird auf 35°C erwärmt, damit es genau unserer Körpertemperatur entspricht und der Proband weder übermäßige Wärme und Kälte verspürt. Zudem wird das Wasser auch stark gesalzen, damit es genügend Auftrieb gibt.
Wer in der Floating-Wanne liegt, schwebt also nicht nur berührungslos auf dem Wasser, sondern bekommt von außen weder Geräusche noch Lichtreize mit. Hier funktionieren die gleichen Mechanismen, die sich Folterer in perfider Weise über mehrere Tage zunutze machen: Der Reizentzug sorgt in den ersten Stunden noch für eine extreme Form der Tiefenentspannung. Weder muss der Geist Sinneseindrücke verarbeiten, noch muss unser Körper sich anstrengen, um die Temperatur zu halten. Durch das Schweben wird auch die Wirbelsäule entlastet, was wiederum ebenfalls zur Bekämpfung typischer Büro-Leiden förderlich ist.
Auch wer keine Floating-Wanne anschaffen möchte (Kostenpunkt etwa 4.000 Euro), kann den Effekt doch zuhause nachahmen:
Dabei funktioniert der Effekt umso besser, je großzügiger die Wanne bemessen ist, sodass man nirgendwo an die Ränder stößt. Länger als eine Stunde sollte man das Prozedere allerdings nicht andauern lassen.
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Mario Hahn ist freier Redakteur.Hahn schreibt schwerpunktmäßig zu den Themen Wirtschaft, Handel, Finanzen, Job, Karriere, Management und Bildung. Alle Texte von Mario Hahn.
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