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Von Tom Diesbrock (Mehr) • Zuletzt aktualisiert am 28.07.2024 • Zuerst veröffentlicht am 26.09.2012 • Bisher 4389 Leser, 1079 Social-Media-Shares Likes & Reviews (5/5) • Kommentare lesen & schreiben
„Ich möchte endlich durchstarten! Und ich habe auch einige Ideen, die darauf warten, bearbeitet und umgesetzt zu werden. Ich nehme mir immer wieder ernsthaft vor, damit zu beginnen. Aber dann bleibe ich trotzdem untätig. Wie kann man nur so vernagelt sein! Wahrscheinlich will ich es ja gar nicht wirklich…“
Der Markt für psychologische Ratgeber wäre sehr viel kleiner, wenn jeder Leser nach der Lektüre tatsächlich anfinge, das Gelesene – soweit er es passend und richtig für sich findet – in die Tat umzusetzen. Die Anzahl dieser Bücher, die jedes Jahr verkauft werden, nimmt aber nicht ab. Ganz im Gegenteil.
Anstatt aktiv zu werden, kaufen sich viele Menschen, gerade wenn es um berufliche Veränderung geht, lieber den nächsten Ratgeber oder besuchen noch ein Seminar. Was sie lesen und hören, finden sie auch sehr richtig und wichtig, aber verändern dann doch lieber nichts und bleiben auf ihrem toten Pferd sitzen.
Die Strategien der Vermeidung, die ich Ihnen bisher vorgestellt habe, stellen die Möglichkeit und den Sinn von Veränderung infrage. Der mentale Selbstboykott tut dies nicht.
Er lässt zwar zu, dass ich beschließe, mich auf den Weg zu machen, und mir dies auch teilweise zutraue – vielleicht gehe ich sogar den ersten Schritt – aber dann ist Schluss, und ich gehe nicht weiter. Als würde jemand anderes über mein Tun bestimmen.
Wir nennen diesen anderen vielleicht unseren „Inneren Schweinehund“. Und dann schämen wir uns oft, weil wir anscheinend so schwach sind und er so stark. Als sei dies nur eine Frage der Willenskraft und mentalen Stärke.
Stecken wir in der Sackgasse des mentalen Selbstboykotts, fühlt es sich häufig an, als hätte uns jemand den Stecker herausgezogen. Die Motivation und der Antrieb gehen auf null. Es scheint, als hätten wir auf einmal keine Energie mehr zur Verfügung.
Für Tätigkeiten, mit denen wir uns dann gern ablenken (plötzlich müssen unbedingt Fenster geputzt, Autos gewaschen oder Schreibtische aufgeräumt werden!), ist aber immer ausreichend Energie vorhanden.
Folgen wir der Versuchung, meldet sich schnell die Stimme des schlechten Gewissens und ermahnt uns, dass wir uns doch viel Wichtigeres vorgenommen hatten. Und so geht es in unserem Kopf immer hin und her, nur nicht voran.
So als würde ein Teil von mir aufs Gaspedal treten, um mich auf Höchstgeschwindigkeit zu beschleunigen – und ein anderer mein inneres Bremspedal, weil der genau dies nicht möchte. Die Konsequenz: Ich komme nicht vom Fleck, verbrauche jede Menge Energie, komme mir blöd vor, und irgendwann ist der Motor kaputt.
Die Diagnose: In mir arbeitet ein innerer Konflikt, der zu einer mentalen Blockade führt. Dies ist ein ganz normaler psychischer Mechanismus, der dem Prinzip folgt: „Wenn ich meiner Sache nicht hundertprozentig sicher bin, verhindere ich sie lieber und bleibe beim Bewährten, als dass sich am Ende das Neue als falsch und schädlich erweist.“
Oder etwas volkstümlicher formuliert: „Schuster, bleib bei Deinem Leisten (wenn Du nicht den tollen Businessplan hast).“ Die Konsequenz sind Unzufriedenheit und irgendwann nur noch Verzweiflung.
Entscheidend ist, wie psychologisch klug wir mit unserer inneren Blockade umgehen und sie entweder konstruktiv lösen oder nur immer weiter verfestigen. Um das Letztere zu erreichen, gibt es zwei sehr effektive Werkzeuge, die da heißen: Druck und Selbstkritik.
Noch effektiver: noch mehr Druck und noch mehr Selbstkritik. Wahrscheinlich ist Ihnen diese Methode nicht unbekannt, denn die meisten von uns verwenden sie oft und gern. Wenn ich nicht so funktioniere, wie ich das – in meinen Augen – müsste, kritisiere ich mich dafür und unterstelle mir zum Beispiel Dummheit oder Faulheit.
Selbst-Anklagen wie „Ich müsste schon viel weiter sein – andere können es doch auch“ unterstützen meine Selbstkritik. Dann kann ich noch die inneren Daumenschrauben ansetzen und mir so richtig Druck machen: „Reiß dich endlich mal zusammen!“ oder „Du hast es auch nicht an- ders verdient!“ motivieren aber auch nicht wirklich.
Manchmal unterstützen uns auch Bekannte und Freunde darin, indem sie uns mit Unverständnis und Genervtheit begegnen, wenn wir einfach nicht tun, was wir doch so gern wollen und angekündigt haben. Gerade wenn sie selbst dieses Problem nicht haben, können sie überhaupt nicht nachvollziehen, warum jemand nicht in die Hufe kommt.
Oft lautet die Selbst- oder Fremddiagose in solchen Fällen: „Dann willst Du es wahrscheinlich auch gar nicht wirklich! Bleib, wo Du bist.“ Also alles heiße Luft. Nur wird auf diese Weise meine mentale Selbstblockade mit Sicherheit nicht kleiner werden.
Denn ist uns erst einmal bewusst geworden, dass unser Job ein totes Pferd ist, wird unsere Unzufriedenheit ein ständiger Begleiter bleiben. Der Geist will bekanntlich nicht zurück in seine Flasche, wenn er es erst einmal ans Tageslicht geschafft hat!
Geht es Ihnen ähnlich? Nehmen Sie sich immer wieder vor, endlich etwas für den neuen Job zu tun – und kommen dann nicht aus demSessel? Neigen Sie dann auch zur Selbst-Kritik? Machen Sie sich selbst gern ordentlich Druck?
Bei dieser zehnten Strategie wird besonders deutlich, wie sehr uns innere Konflikte und Widersprüche blockieren können. Obwohl wir eine große Sehnsucht nach Veränderungen haben, halten wir uns selbst davon ab, den Weg dorthin einzuschlagen.
Jede der zehn vorgestellten Strategien hat im Kern so einen Konflikt, denn der Ausgangspunkt ist ja immer unsere Unzufriedenheit, die nur bei der ersten Strategie so „gut“ verdrängt wird, dass sie gar nicht wahrgenommen werden kann.
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Tom Diesbrock ist Psychologe, Berater, Teamentwickler und Buchautor.Tom Diesbrock hat selbst eine kurvenreiche Karriere hinter sich: Angefangen mit einem Medizinstudium über die Arbeit in einem Musikprojekt und als Fotoredakteur, studierte er Psychologie und gründete eine Praxis für Psychotherapie. Heute arbeitet er in Hamburg als Coach und psychologischer Berater. Ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist die Begleitung von Menschen bei ihrer beruflichen Neuorientierung. Sein Buch „Ihr Pferd ist tot? Steigen Sie ab!“ wurde in mehrere Sprachen übersetzt, im Oktober erscheint sein neues Buch „Jetzt mal Butter bei die Fische!“. Mehr Informationen unter tomdiesbrock.de Alle Texte von Tom Diesbrock.
Wirklich super Seite!
Sie disktutieren hier an ganz vielen Stellen, was beruflichen Erfolg ausmacht und wie man ihn erreichen kann. Dabei gibt es ganz einfache Regeln um Ziele zu erreichen!
10 Gründe, warum viele Menschen trotz hoher Unzufriedenheit in ausgesprochen widrigen Umständen verharre – eine ziemlich traurige Sache. Umso schöner wenn hier jemand aufzeigt, dass es auch anders geht.
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