Gerade wenn es um Softskills geht, wird immer wieder nach „etwas Neuem“ verlangt. Da löst sich dann die eierlegende Wollmichsau mit hypermodernen und kreativen Wortschöpfungen ab. Sinnvoller, als ständig Neuem hinterher zu jagen ist die Frage, inwieweit Basiskonzepte wirklich verstanden sind und angewendet werden.

PeterBrandl Pilot Speaker

Neulich beim Kunden

Es ist gerade mal wieder ein paar Tage her, ich sitze mit einem potenziellen Kunden zusammen und wir reden über das, was ich in der Kommunikationspsychologie für wirklich relevant halte. Ich schildere ihm kurz meine Sicht der Dinge und ich sage auch, was die wichtigsten Punkte sind, die ich meinen Teilnehmern nahebringe.

Und da kam sie wieder, diese Frage: „Aber Herr Brandl, das ist doch alles bekannt. Gibt es denn da nichts Neues?“ Und ich antworte wie immer: „Doch gibt es. Aber das sage ich Ihnen nicht! Zumindest nicht solange, bis Sie nicht die Basiskonzepte umsetzen.“

Ignoranz oder das Hoffen auf ein Wunder

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Auf der einen Seite ignorieren wir alle einfachen Lösungen nur, weil wir sie schon kennen. Auf der anderen Seite suchen wir genau nach diesen einfachen Lösungen.

Gerade eben bekomme ich zum Beispiel wieder eine dieser wundervollen Einladungen zu einem Gratis-Webinar in dem mir versprochen wird, dieses Erfolgswissen zu bekommen, das 99 Prozent der Menschheit verborgen bleibt, und wie ich das dann auch noch in vier einfachen Schritten anwenden kann, um reich, glücklich und berühmt zu werden.

Das große Geheimnis?

Super simpel und vor allem völlig neu und niemand kennt es! Man, man, man – warum stellen wir uns immer wieder selbst ein Bein? Ja, es gibt einfache Rezepte, die die Kommunikation besser machen.

Ja, es gibt simple Strategien, die tatsächlich zu mehr Erfolg führen können. Beides seit Jahrhunderten bekannt, also mit Sicherheit nicht neu. Beides setzt aber etwas voraus: Man muss selbst aktiv werden und etwas tun. Eigentlich sehr einfach und doch scheint es hier eine riesige Hürde zu geben.

Was sagt die Kommunikationspsychologie?

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Nehmen wir ein einfaches Beispiel aus der Kommunikationspsychologie: Jedem sollte inzwischen klar sein, dass Kommunikation immer aus einem rational/kognitiven und einem emotional/intuitiven Anteil besteht. Oder einfacher ausgedrückt: einer Kopf– und einer Bauchebene.

Wenn Sie in Ihrem Leben schon einmal auf einem Kommunikationstraining waren, dann wissen Sie auch, was Sie antworten müssen, wenn Sie nach der Verteilung der Inhalte auf diese beiden Ebenen gefragt werden. Richtig: 80/20. Mindestens 80% aller Inhalte laufen auf der Bauchebene und maximal 20% kommen kognitiv/rational daher. Wir wissen das. Aber glauben wir es auch? Und wenn, verhalten wir uns danach?

Warum Sachlich bleiben nicht die Lösung ist

In meinen Vorträgen bohre ich an dieser Stelle nach, dann widerspricht zwar niemand der 80/20 Prämisse aber selbst bei denen, die vorbehaltlos zustimmen: Wo sind die Konsequenzen? Wenn wir zustimmen, dass 80% der Inhalte auf einer emotionalen Basis stattfinden, warum bereiten wir uns dann weiterhin fast ausschließlich auf Argumente vor? Warum kommen immer wieder Aussagen wie „Lass uns sachlich bleiben“ oder „Es geht um die Sache“, wenn uns doch angeblich klar ist, dass diese „Sache“ höchstens 20% ausmacht?

Eigentlich müssten wir alle unsere Energie aufwenden, um herauszufinden, wie man die Beziehungsebene beeinflusst. Doch genau das tun wir nicht. Aber warum?

Wir müssen uns ändern

Ganz einfach: Wir müssten uns ändern! Wir müssten üben, ausprobieren und wir müssten riskieren, dass nicht gleich alles so läuft wie gewohnt. Aber das ist anstrengend.

Und es passiert noch etwas: wenn wir diese einfachen Konzepte als richtig anerkennen würden, dann müssten wir uns ja gleichzeitig fragen lassen, warum wir bisher nicht danach gehandelt haben. Wir müssten uns eingestehen, dass wir uns falsch verhalten haben. Und das will schließlich keiner! Da ist es doch viel einfacher, weiter nach neuen, möglichst komplizierten Techniken zu fragen, die wir dann hoch erstaunt zur Kenntnis nehmen.

Wichtig ist, dass diese Techniken wirklich komplex sind. Das gibt uns nämlich die Möglichkeit glaubhaft zu versichern, dass wir ja gerne würden, nur leider nicht können, weil die Technik zu kompliziert ist.

Das Prinzip ist einfach

Ein Beispiel: Betriebswirtschaft. Wie viele Bücher sind zu diesem Thema geschrieben worden? Wie vielen Thesen und Modelle sind im Umlauf? Dabei gibt es zwei ganz einfache Aussagen:

  1. Sie müssen mehr Geld einnehmen, als Sie ausgeben.
  2. Sie sollten nur Geschäfte machen, die Sie verstehen.

Ich glaube, jeder würde hier zustimmen und doch: Wir verrennen uns in Finanzderivate und Planzahlen. Am Besten noch durch irgend welche Statistiken belegt.

Ohne Basis geht´s schief!

Wir gieren nach neuen psychologischen Konzepten, damit wir uns um die Basis nicht kümmern müssen. Und genau dann geht´s schief.

Bloß weil ein Konzept einfach und bekannt ist; bloß weil dieses Konzept schon eine Weile auf dem Markt ist; bloß deshalb ist es nicht falsch. Ein Unternehmen muss mehr einnehmen als ausgeben – eigentlich so einfach. Und doch habe ich das Gefühl, dass viele Unternehmer oder Führungskräfte und Politiker genau an dem Tag in der Uni gefehlt hatten, als dieses Prinzip erklärt wurde.

Wissen oder Können?

Lassen Sie sich nicht täuschen von dem, was Sie wissen oder was Sie schon einmal gehört haben. Wissen und Können sind absolut nicht das selbe. Wir wissen alle so viel und vor allem wissen wir so vieles besser!

Als Fluglehrer könnte ich Ihnen jetzt ziemlich schnell erklären, wie man ein Flugzeug fliegt. Gas geben, steigen, sinken sogar wie man die Landeklappen benutzt. Ich glaube nach vielleicht 10 Minuten hätte ich Ihnen das Wichtigste erzählt. Sie wüssten alles. Und wenn Sie Glück hätten und ein Prüfer in der Nähe wäre, könnten Sie sich jetzt sogar prüfen lassen. Und wahrscheinlich würde der Prüfer nach der Prüfung sagen: Ja, dieser Mann/diese Frau weiß, wie man ein Flugzeug fliegt. Aber ganz ehrlich: Ich steige nur ein, wenn ich vorne sitzen darf!

Hinterfragen wir immer wieder das, was wir tun!


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