Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) und fünf weitere Herausgeber haben kürzlich in Berlin die Ergebnisse der neuen SINUS-Jugendstudie vorgestellt. Ergebnis: Jugendliche wünschen sich kompetente, empathische Lehrer und mehr individuelle Förderung. Wer aus prekären Verhältnissen stammt, fühlt sich in der Schule und bei den Jobaussichten „abgehängt“. Und alle spüren den großen Leistungsdruck unserer Gesellschaft.

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Die Zukunft: Zwischen Leistungsdruck und Familienplanung

Auf der Basis von 72 qualitativen Einzelexplorationen, schriftlichen „Hausarbeitsheften“ und Fotodokumentationen wurde den Fragen nachgegangen, welche jugendlichen Lebenswelten es in Deutschland gibt und wie Jugendliche in diesen verschiedenen Welten ihren Alltag (er)leben. Dabei wurden Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren auch zu den Themen Schule und Lernen und berufliche Orientierung befragt.

Die heutigen Anforderungen an Kinder und Jugendliche sind hoch. Die Studie zeigt, welchem Leistungs- und Zeitdruck sich die junge Generation ausgesetzt sieht. Die jungen Leute lernen früh, dass der Wert eines Menschen in erster Linie an seiner Leistungsfähigkeit bzw. Bildungsbiografie bemessen wird.

Keine Zeit vertrödeln!

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Und sie machen sich sorgen, ob sie den richtigen Zeitpunkt der Familienplanung erwischen – obwohl der Wunsch nach Partnerschaft und Kindern groß ist.

Daraus folgt für viele Jugendliche, das man keine Zeit vertrödeln  darf und früh den „richtigen“ Weg einschlagen und gleichzeitig flexibel für neue Wege bleiben muss, während ihnen gleichzeitig die klassischen Sozialisationsagenturen (Eltern, Schule, Kirche) oft nicht mehr das passende Rüstzeug zur Bewältigung der Alltagsherausforderungen mit auf den Weg geben können.

Jugendliche aus prekären Verhältnissen lassen sich entmutigen

Dennoch: Ein großteil der Jugendlichen blickt zuversichtlich in die Zukunft (Bewältigungsoptimismus). Insbesondere Jugendliche aus sozial schwachen Verhältnissen lassen sich jedoch durch den Leistungsdruck entmutigen.

Schule verbinden sie mit Zwang, Misserfolg, Ausgrenzung und Konflikten. Die Motivation, sich anzustrengen, ist vergleichsweise gering, weil für diese Jugendlichen kein lohnendes Ziel erkennbar ist. Erfolgserlebnisse beim Lernen haben sie eher abseits von Schule, zum Beispiel, wenn Songtexte oder Choreografien gelernt werden.

Schule  muss sich an der Lebenswelt orientieren

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Wie wichtig die Orientierung von Schule an der Lebenswelt ist, macht ein Blick auf die Jugendlichen aus prekären Verhältnissen deutlich: Für sie sind Schule und Unterricht kaum anschlussfähig an ihre Alltagserfahrungen. Sie glauben, sowieso keine Chance auf eine gute Berufsausbildung und ein Arbeitsverhältnis zu haben oder träumen von realitätsfernen Karrieren als Fußballprofi oder Star.

Das heißt, diese Jugendelichen glauben nicht, dass die Gesellschaft sie braucht. Die Bereitschaft, sich für einen Schulabschluss anzustrengen oder sich über die Anforderungen des Ausbildungsmarktes schlau zu machen, ist dementsprechend gering.

Gesucht: Kompetente, empathische Lehrer

Nahezu alle Jugendlichen wünschen sich kompetente, empathische Lehrer mit Ausstrahlung, die Verständnis für die Lebenswirklichkeit ihrer Schüler zeigen. Sie wollen individuell gefördert werden und praxisnah lernen.

Daneben gibt es aber erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppen: Während die einen konservative Strukturen schätzen, wünschen sich die anderen mehr Freiräume und Kreativität für eigene Lernerfahrungen. Zentrale Ergebnisse der Studie finden sich hier:

Studienergebnisse in der Praxis

Die Erfahrungen der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung aus ihren Schul- und Berufsorientierungsprogrammen korrespondieren mit den Befunden der SINUS-Studie. Wenn zum Beispiel laut Studie viele Jugendliche die klassischen Angebote wie Tage der offenen Tür, Berufsbildungsmessen oder Berufsberatung nicht nutzen, stellt sich die Frage nach wirkungsvolleren Alternativen.

„Wir brauchen Angebote, die Jugendliche motivieren statt frustrieren. Vor allem junge Menschen mit schwierigen Aufwachsbedingungen brauchen eine Berufsberatung, die mit ihrer Lebenswelt zu tun hat, bei ihren Interessen ansetzt und früh beginnt“, sagt Dr. Heike Kahl von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung.

Programme der DKJS als Gegenmaßnahme?

Beispiele, wie das in der Praxis aussehen könnte, hat Kahl auch gleich parat: Sie verweist auf Programme der Stiftungwie zum Beispiel das Ganztagsschulprogramm Ideen für mehr! Ganztägig lernen., das Programm zur Berufsorientierung Wege finden oder die Sommercamps futOUR: Berliner Achtklässler aus sozial benachteiligten Familien fahren in den Ferien drei Wochen in ein Camp am See.

Auf dem Programm stehen Betriebserkundungen, Bewerbungsworkshops, gemeinsame Projekte und eine insgesamt zweijährige Nachbegleitung. „Fast 40 Schulen in Berlin nutzen dieses Angebot, um Kinder individuell zu fördern – mit nachweislichem Erfolg“, berichtet Kahl.


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