Im bretonischen Städtchen Saint-Brieuc Dominique Bébin lernen Kinder und auch Erwachsene, wie man selbst Puzzle, Segelboote, Stifthalter, Autos oder gelenkige Tierfiguren baut und bemalt. Doch Dominique will nicht einfach nur basteln, sondern Die Welt ein Stück besser machen. Eine Idee, die ihn weit über die Grenzen der Bretagne hinaus und selbst im Ausland bekannt gemacht hat.

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Man lernt am besten in der Praxis

Wer bei Dominique einen Kurs macht, wählt sich zuerst ein Modell aus und beginnt dann mit einer Bleistiftskizze, um die Teile schließlich mit entsprechenden Maschinen auszuschneiden, zu bearbeiten und zusammenzusetzen – alles natürlich unter den wachsamen Augen der Betreuer.

„Die richtigen Handgriffe erlernt man am besten in der Praxis!“, sagt Dominique, der auch dafür sorgt, das jedes Teil am Ende glatt geschliffen und poliert ist. Ein echter Perfektionist eben.

Spielzeugbauer ist kein geschützter Beruf

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Sein Können hat er sich als echter Autodidakt selbst beigebracht, eine Handwerksausbildung hat er nicht. Auch in Frankreich gibt es so etwas wie eine Handwerksordnung, nach der Werkstätten normalerweise nur von Meistern betrieben werden können.

Dominique aber übt eine künstlerische Tätigkeit aus, für die es keinerlei Reglementierung gibt: „Spielzeugmacher gibt es als Beruf einfach nicht“, erklärt er verschmitzt sein Hintertürchen.

Treue Kunden, die jahrelang kommen

Natürlich reichen für komplizierte Spielzeuge die die drei Stunden nicht, die ein einfacher Kurs dauert. Ich schaffe in dieser Zeit gerade mal ein Ringfangspiel.

Viele Kinder kommen daher öfter, oft jahrelang so wie andere eben zum Sport gehen, wie Dominique stolz erzählt, und jedes Kind hat dafür seinen eigenen, handgefertigten Werkzeugkasten.

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Anfangs wollte er noch Spielzeug verkaufen. Doch ein wenig Marktforschung zeigte ihm, dass das wegen des billigen Holzspielzeugs aus China eher chancenlos ist. Stattdessen sprang Dominique erfolgreich auf den Do-it-yourself-Trend auf.

Seine Kurse jedoch machten ihn weit über die Bretagne hinaus bekannt: Er macht Ausstellungen, schreibt für Fachzeitschriften und hält Vorträge auf Konferenzen und Kongressen. Gerade kommt er von einer Konferenz in Nizza zurück.

Kommunikation ist sein Metier

Daneben ist auch sein Museum und der Platz davor selbst eine Event-Location: Immer wieder finden hier Diskussionsrunden, Musikfeste oder Ausstellungen statt, wie etwa kürzlich zur Frau in der Bretagne.

Kommunikation, das merkt man gleich, ist Dominiques Metier. Oft ist er daher auch in lokalen Radio- und TV-Sendern zu hören. Über 700 Zeitungsartikels sind über sein Atelier schon erschienen.

Marketing mit Internet und Mundpropaganda

Als Marketing-Kanal nutzt er zusätzlich das Internet und schalten Zeitungs-Anzeigen. „Die meisten aber kommen durch Mundpropaganda.“

Seine Werkstatt-Konzept, bei dem Kinder immer wieder kommen und Neues Lernen können, ist in Frankreich einzigartig. Die regelmäßigen Besucher kommen daher aus einem Umkreis von 50 Kilometern hierher.

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Die Idee zu denen tragen, die nicht selbst kommen können

Doch Dominique möchte seine Idee auch zu denen tragen, die selbst nicht zu ihm kommen können: Zum Beispiel ins Gefängnis, wo die Häftlinge Spielzeug für ihre Familien basteln können. Die Idee kam ihm, weil er früher auch in Frauengefängnissen gesungen hat:

„Ich mache das sehr gerne, das ist sehr berührend“, sagt er. Viel härter sei für ihn der Besuch bei todkranken Kindern: „Ich bringe dann die Werkstatt ins Krankenhaus und die Kinder basteln dort. Das ist sehr schlimm, weil die Kinder wissen, dass sie sterben müssen,“ sagt er sieht plötzlich ziemlich traurig aus.

Von Anfang an auch Sozialunternehmer

Den sozialunternehmerischen Ansatz hat er bei seiner Gründung von Anfang an verfolgt: „Das ist meine Art“, sagt er schlicht und ein bisschen verlegen. Was ihn antreibt, das merkt man, ist seine Begeisterung weiterzugeben:

Er arbeitet auch mit behinderten Kindern, Jugendlichen mit Migrationshintergrund oder aus schwierigen sozialen Verhältnissen.

Internationale Bekanntheit

Kürzlich war er in Marokko und hat dort ein Projekt mit Straßenkindern gemacht: „Ich habe Ihnen beigebracht, wie sie Spielzeug herstellen, dass sie dann verkaufen können.“ Die Maschinen und das Werkzeug dafür, die er dort gelassen hat, wurden über Spendengelder finanziert.

Auch aus dem Senegal und Peru hat er schon anfragen und entsprechende Projekte in Planung. Gerne würde Dominique auch mal Kurse in Deutschland geben. Es stellt sich heraus: Was klingt wie ein liebenswerter Spleen, ist in Wirklichkeit ein florierendes kleines Unternehmen mit sozialunternehmerischen Ansatz, mit der ganz nebenbei noch ein Stück Kulturgeschichte bewahrt.

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Künstler mit Liebe zum Holz

Ursprünglich war Dominique Künstler, spielte Theater, sang, spielte verschiedene Musikinstrumente oder fertigte Bühnenbilder. „Ich habe allerhand Jobs gemacht“, sagt er lächelnd.

Sein Großvater, der Holzfäller war und ihn oft mit in den Wald genommen hatte, hat ihm die Liebe zum Holz vermittelt. Und so fing Dominique, der selbst vier Kinder hat, vor 18 Jahren an, altes Holzspielzeug zu sammeln.

Echte Kulturschätze

Dabei interessierten ihn nicht Erzeugnisse aus den Spielzeugfabriken sondern gerade auch Familienstücke, die zum Beispiel ein Großvater für seinen Enkel gefertigt hat.

Einige Hundert Jahre alt sind seine Exponate zum Teil. Hinter jedem Spielzeugstück steht eine Geschichte, die Dominique nur allzu gerne erzählt.

Das Tourismus-Büro unterstütz sein Museum

Als er 450 Stücke beisammen hatte, kam er auf die Idee, aus der Sammlung ein Museum zu machen. In der Zeitung entdeckte er ein englisches Schiff aus den 50ern, das in einem desolaten zustand war und auch nicht mehr fährt. Daher konnte Dominique es für 3.000 Euro erwerben.

„Da das Museum auf dem Wasser ist, zahlen wir keine Steuern“, erklärt Dominique. Nur der Liegeplatz im Hafen Le Légué in Saint-Brieuc ist natürlich teuer. „Heute unterstützt uns das Tourismus-Büro von Saint-Brieuc bei der Finanzierung.“

10.000 Arbeitsstunden und 20.000 Euro

Dennoch ist die Instandhaltung des Schiffes kein billiges Vergnügen: Dominique investierte allein nach dem Kauf nochmals über 10.000 Arbeitsstunden und über 20.000 Euro und renovierte das Schiff in sieben Jahren. Während Renovierung begann er bereits, Kurse in Holzspielzeug-Herstellung zu geben, um die Sache zu finanzieren.

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Heute betreibt er drei Werkstätten

Dominique eröffnete auf dem Boot nicht nur ein Spielzeug-Museum, vor 10 Jahren auch eine kleine Werkstatt, das Atelier Régional Du Bois Ludik, in der er ab und zu Kurse geben konnte. Doch bald war die Nachfrage so groß, dass er einige Meter weiter noch eine größere Werkstatt eröffnete.

Heute betreibt er insgesamt drei Werkstätten, die es ihm ermöglichen, mehrere Kurse parallel zu betreiben. „Ich hätte gar nicht damit gerechnet, dass die Idee so viel Anklang findet,“ sagt er.

Die Kursteilnehmer lernen auch viel über Holzverarbeitung

Seine Kursteilnehmer lernen aber nicht nur, wie man Spielzeug baut, sondern erfahren auch, wie Holz gefällt oder verarbeitet wird. „In der Werkstatt wird“, so sagt Dominique, „nur Holz aus der Bretagne, wo es 15-20 verschiedene Holzarten gibt“.

Und auch die EU-Ökonormen muss die Werkstatt erfüllen, also zum Beispiel Filtersysteme für Staub verwenden oder wasserlösliche Lacke und Lasuren: „Die meisten Spielzeuge malen wir aber gar nicht an, das ist viel schöner“, erklärt der Werkstattbetreiber.

Seine Mitarbeiterin hat er zufällig gefunden

Längst betreibt er sein Unternehmen nicht mehr allein: Weil seine Idee ein so großer Erfolg war musste er auch bald eine Mitarbeiterin einstellen: Sylvia Guichard, eine ehemalige Kunst– und Geschichtslehrerin, kam vor neun Jahren wie so vieles Dominiques Leben zufällig zu ihm. „Ich habe eigentlich einen Mann gesucht, der mir in der Werkstatt hilft“, erklärt Dominique verschmitzt.

Wider Erwarten ist Sylvia bis heute geblieben. „Ich habe ihr alles beigebracht. Sie leitet heute die meisten Kinder-Kurse und kümmert sich um die Buchhaltung, mit der er nichts am Hut habe“, sagt der Spielzeugbauer.


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