Ein Argument, das viele vom Umsatteln abhält: „Wenn es nach mir ginge, hätte ich meinen Job schon lange an den Nagel gehängt. Aber wie sähe das in meinem Lebenslauf aus? Und wie würden meine Freunde, Kollegen und die Familie reagieren? Die hätten mit Sicherheit kein Verständnis dafür. Und ich bin doch kein Mensch, der nur an sich denkt!“

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Was würden die anderen denken?

Was glauben Sie, würden die Menschen in Ihrer Umgebung sagen und denken, wenn Sie tatsächlich „umsatteln“, Ihren jetzigen Job aufgeben und sich einen neuen suchen würden, der Ihnen mehr Spaß und Befriedigung verschafft? Würde die Mehrheit Sie darin bestärken und Ihnen zu dieser Entscheidung gratulieren? Oder erwarten Sie eher eine negative, ablehnende und entmutigende Resonanz von Ihrer Umwelt?

Als soziale Wesen sind wir von unserer Umwelt mehr oder weniger leicht zu beeinflussen. Und wenn wir gerade eine Lebensphase des Umbruchs durchlaufen, können andere unser Streben nach Veränderungen auf zwei Arten durchkreuzen: Entweder die Menschen unserer Umgebung versuchen tatsächlich, uns von unserer Idee abzubringen.

Der Konflikt im Kopf

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Oder wir sind nur davon überzeugt, sie würden unser Verhalten missbilligen – ohne dass dies der Wirklichkeit entspricht. Im zweiten Fall haben wir wahrscheinlich wesentlich mehr Probleme, zu unserem Wunsch zu stehen, weil sich der Konflikt in unserem Kopf abspielt.

Mit realen Menschen können wir uns schließlich streiten und auseinandersetzen, mit vermeintlicher Ablehnung in unserer Fantasie ist dies viel schwieriger. Wenn wir glauben, einen Herzenswunsch wegen anderer Menschen unmöglich verwirklichen zu können, ist uns häufig gar nicht klar, wen und welche realen Argumente wir tatsächlich damit meinen.

„Das kann man doch nicht machen?“

Vor allem, wenn wir schwammige Gedanken haben wie „Das kann man doch nicht machen“ oder „Was sollen denn die Leute sagen?“, ist es ratsam, einmal etwas genauer hinzuschauen. Denn möglicherweise verwenden wir dann nur eine weitere Strategie der Vermeidung:

Ich kann nämlich „die anderen“ ganz hervorragend dafür missbrauchen, mir ein Alibi für mein Nicht-Handeln zu liefern! Diese Strategie der Vermeidung funktioniert so:

  1. Ich nehme an, andere würden schlecht von mir denken, wenn ich für mein Wohlergehen sorge. Diesen Glauben betrachte ich als unverrückbare Tatsache, die ich nicht weiter hinterfrage.
  2. Die Meinung anderer stelle ich über meinen Wunsch. Ich nehme mir nicht die Freiheit, zwischen meiner Autonomie und dem vermeintlichen Einfluss anderer abzuwägen und eine eigene Entscheidung zu treffen.

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Wenn ich innerlich vollkommen entschieden bin, ein Vorhaben umzusetzen, werde ich vielleicht die Einschätzung anderer berücksichtigen – aber höchstwahrscheinlich werde ich versuchen, einen möglichst großen Teil meines Projekts durchzuboxen.

Mögliche Konflikte finden dann höchstens im zwischenmenschlichen Bereich statt, nicht in mir. Ich spüre keinen inneren Widerstand, und ich brauche demzufolge keine Vermeidungsstrategien zu verwenden und kann mich mit ganzer Kraft für mein Vorhaben einsetzen.

Tun oder Lassen?

Bin ich innerlich aber gespalten zwischen „Tun!“ und „Lieber lassen!“, drückt also ein Teil von mir das innere Gaspedal und ein anderer die Bremse, bin ich in einer Zwickmühle. Und dann kann eine Vermeidungsstrategie greifen, die in der Psychologie eine „Projektion“ genannt wird:

Anstatt mich mit meinem inneren Widerstand auseinanderzusetzen, projiziere ich ihn wie mit einem Diaprojektor auf meine Mitmenschen. Nicht mehr ich habe dann scheinbar Zweifel an oder Angst vor meinen Plänen, nein, die anderen sind ja sowieso dagegen!

Egoist oder Träumer?

Ich verlagere auf diese Weise meinen inneren Konflikt in meiner Fantasie nach außen. Ich erlebe häufig, dass Menschen glauben, als egoistisch und verantwortungslos beurteilt zu werden, wenn sie neue oder ungewöhnliche Wege gehen möchten.

Oder sie befürchten, als Träumer und Spinner bezeichnet und durch andere beschämt zu werden, wenn sie sich zu ihren Ideen bekennen. Dahinter stecken oft tiefsitzende negative  Glaubenssätze, die umso stärker wirken, je pauschaler sie einmal gelernt wurden.

Reflexhafte Glaubenssätze

Zu erkennen sind sie daran, wie reflexhaft und scheinbar automatisch sie abgerufen werden, ohne auf ihren Wahrheitsgehalt jemals untersucht worden zu sein. Projiziere ich diese Glaubenssätze auf die Menschen in meiner Umgebung, brauche ich mich und die anderen nicht mehr zu fragen, welche Haltung sie denn tatsächlich haben.

Sie erscheinen mir dann als Selbstverständlichkeit, und es gibt scheinbar keinen Grund, sich einer Auseinandersetzung mit den realen Personen zu stellen. „Ich kann nicht, und ich darf nicht.“ Basta.

Die meisten denken viel differenzierter

Dabei tue ich diesen Menschen möglicherweise Unrecht, weil sie in Wirklichkeit ganz anders und viel differenzierter denken. Und am meisten tue ich dieses Unrecht mir und meinen Wünschen, weil ich ihnen keine Chancen gebe.

Glauben Sie, dass Freunde, Familie oder Kollegen Ihrer beruflichen Veränderung eher kritisch begegnen werden? Falls ja: Ist es möglich, dass dies mehr über Ihre eigene negative Haltung sagt als über die realen Menschen? Wie viel Projektion mag da bei Ihnen im Spiel sein?


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