Alle Jahre wieder wird in der Szene ein Loblied auf das Bloggen gesungen: Dann werden Gründe aufgezählt, warum Journalisten und Blogger jetzt endlich die Nase vorn haben und zu gesuchten Fachkräften werden – zum Beispiel von Unternehmen wie Coca Cola. Allein: Ich glaube nicht mehr daran!

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Das geborgte Netz

Im April hat Sascha Lobo einen vieldiskutierten Beitrag geschrieben, in dem er Marketeers und Unternehmen vor den Latz knallte, dass ihr Internet nur geborgt sei: Facebook und Co. können ja jederzeit ihr Nutzungsbedingungen ändern, Fanseiten einstampfen (was in der Vergangenheit schon passiert ist) und und und.

Sicherer und besser sei ein eigenes Blog – und spätestens dann wurde dem geübten Leser klar, worum es Lobo eigentlich ging: Das Wiedererstarken der ziemlich brachliegenden deutschen Blogszene.

Mission Internet zurückerobern

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Kurz vor Weihnachten legte dann Johnny Häusler nach mit seinem Text „Das Web zurückerobern“ (ich verlinke hier mal seinen Nachtrag mit dem Link zum Original-Post) – von Unternehmen wie Facebook. Auch hier jede Menge Zustimmung.

Und gestern nun t3n, die das ganze Thema nochmal aus Sicht der Unternehmen ausbreiteten: Denn nun, da Google fleißig immer weiter an seinem Algorithmus zur Qualitätsverbesserung schraubt, ist guter Content gefragter denn je.

Die große Stunde der Blogger und Journalisten?

Und nun endlich schlägt die große Stunde der eben noch bei insolventen Medienunternehmen geschassten Journalisten und der schon immer ein wenig belächelten Blogger. Hurra!

Oder?

Bequemlichkeit ist der Feind des Bloggens

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Als Blogger und Journalist wünsche ich mir natürlich, dass das stimmt. Allerdings habe ich schon bei Lobos Beitrag geschrieben, dass Bequemlichkeit der größte Feind des (Corporate) Bloggings ist.

Dass diese Vermischung mit dem Marketing von Unternehmen nichts mehr mit sachlich-seriöser Berichterstattung zu tun hat, von vielen Lesern aber offenbar leider damit verwechselt wird, darauf geht der Artikel nur mal kurz und am Rande ein.

Danke, Google!

Viel eher geht es um die großen Chancen, die Schreib-Profis nun bei Unternehmen haben könnten, die die Zeichen der Zeit erkannt haben. Und richtig, Content wird immer mehr zum King. Dank Google.

Denn seit Google dramatisch an seinen Stellschrauben gedreht hat und deutlich mehr Wert auf gute, einzigartige Inhalte legt und zudem auch die Nutzermeinungen immer mehr in sein Ranking einbezieht, wird immer mehr Seitenbetreibern klar, dass mit irgendwie zusammengezimmerten Inhalten kein Blumentopf mehr zu gewinnen ist.

Wertvolle Profis, die für ein Butterbrot schuften

Warum aber plötzlich Blogger und Journalisten so wertvoll wie nie sein sollen, wie t3n-Autor Andreas Lenz schlussfolgert, und die neuen(?) High-Quality-Inhalte nicht weiterhin für nen Appel und nen Ei von Aushilfskräften und arbeitslosen Journalisten erstellt werden sollen, erschließt sich mir nicht ganz.

Denn Schreibprofis, die ihre hervorragenden Fähigkeiten für wenige Euro zu Markte tragen müssen, gibt es vermutlich mehr als Marketing-Manager, die trotz Google einsehen, dass sie statt Werbeplattitüden einzigartige Inhalte heraus pusten sollen.

Inhalt kostet vielen zu viel – unser Glück

Denn letztere kosten Zeit und Geld und der direkte Nutzen ist vielen Unternehmen immer noch zu schwammig – allen Predigten aus der Social-Media-Szene zum Trotz.

Vielleicht ist das aber auch ganz gut so, denn je weniger Unternehmen auf den Zug aufspringen, desto weniger müssen wir uns über die Vermischung von Werbung und sachlicher Information Gedanken machen.


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