Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass fast jeder dritte Arbeitnehmer in Deutschland aus Angst auch bei Krankheit zur Arbeit geht. Auf der anderen Seite gibt jeder Zehnte an, die Erkältungssaison zu nutzen, um einfach mal blau zu machen.

Krank im Büro

Wer wurde befragt?

Laut einer aktuellen Umfrage der Job- und Karriereplattform Glassdoor sind im vergangenen Jahr mehr als 70 % der befragten deutschen Arbeitnehmer mindestens einen Tag krankheitsbedingt nicht bei am Arbeitsplatz erschienen. Jeder Vierte (25,3 %) sogar länger als sieben Tage.

Die Studie wurde vom Marktforschungsinstitut Harris Interactive im Auftrag von Glassdoor durchgeführt. In Deutschland wurden zwischen dem 14. und 18. Dezember 2015 insgesamt 1.030 Teilnehmer im Alter zwischen 16 und 64 Jahren befragt. Die gleiche Repräsentativ-Befragung fand auch in Großbritannien (1.033 Teilnehmer), Frankreich (1.025 Teilnehmer) und den Niederlanden (1.050 Teilnehmer) statt.

Deutschland und der internationale Vergleich

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Im internationalen Vergleich sind die entsprechenden Zahlen sehr viel niedriger: In Großbritannien (51,8 %), den Niederlanden (48,2 %) und Frankreich (41,7 %) hat sich nur etwa jeder zweite Arbeitnehmer 2015 krankgemeldet – und davon je nur jeder Zehnte länger als sieben Tage.

Allerdings gab in Deutschland auch mehr als jeder Zehnte (10,1 %) zu, die Erkältungssaison nutzen zu wollen, um im kommenden Monat einen Tag blauzumachen. Die Quote liegt bis zu 3,5 % höher als in den anderen untersuchten Ländern. Im Geschlechtervergleich fällt auf, dass der Anteil der simulierenden Männer (13,9 %) hierzulande mehr als doppelt so hoch ist wie der der Frauen (5,8 %). Die Kluft ist in den anderen Ländern geringer.

Männer eher bereit „krankzufeiern“

Ein Ergebnis zeigt sich allerdings länderübergreifend: Männer sind im Durchschnitt offenbar die dreisteren Simulanten sind. Denn bei den Motiven sind sich die „Blaumacher“ weitgehend einig: In Deutschland geben 60,7 % an, schlicht eine Pause machen zu wollen, während 38,7 % das Krankfeiern damit rechtfertigen, dass sie hart gearbeitet und es daher verdient hätten. Interessant: 10,7 % geben zu, dass sie den „unverhofft“ freien Tag zum Shopping nutzen wollen – 18,2 % für den Besuch von Freunden oder Familie.

Im Vergleich der Generationen zeigt sich, dass die jüngeren Altersgruppen anfälliger sind: Etwa jeder Siebte unter 24 Jahren (15,7 %) plant trotz guter körperlicher Verfassung in der Erkältungssaison einmal blauzumachen. Mit aufsteigendem Alter nimmt diese Neigung jedoch ab – bei den über 55-Jährigen ist das Krankfeiern eine seltene Ausnahme. In dieser Altersgruppe würde nicht einmal jeder Zwanzigste (4,7 %) einen Tag aussetzen, wenn die Gesundheit ihn nicht dazu zwingt.

Jeder Zweite findet, dass Kollegen nach Krankheit zu früh ins Büro zurückkommen

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Wenn Arbeitnehmer aber wirklich krank sind, sollten sie sich deshalb nicht schuldig fühlen oder um Bürotratsch sorgen, sondern sich lieber zu Hause auskurieren und damit auch die Ansteckungsgefahr für ihre Kollegen reduzieren. Das Phänomen Präsentismus – also trotz Krankheit am Arbeitsplatz zu erscheinen – ist auf dem deutschen Arbeitsmarkt dennoch stark ausgeprägt.

Fast die Hälfte der Befragten (49,8 %) gab an, dass ihre Kollegen nach Krankheit zu früh wieder ins Büro kommen. Fast jeder dritte Arbeitnehmer in Deutschland (28,4 %) bleibt aus Angst um den Job lieber gar nicht zu Hause und erscheint trotz Krankheit am Arbeitsplatz.

Bei einer Erkältung bleibt sogar weniger als jeder Zweite der Arbeit fern. Wie die Ergebnisse der repräsentativen Befragung zeigen, gönnen sich 60,6 % der Deutschen bei Husten, Schnupfen und Heiserkeit nicht einmal einen Tag Erholung. Jeder Fünfte (19,9 %) gibt an, dass er sich von den Vorgesetzten unter Druck gesetzt fühlt, sich bei Krankheit nicht abzumelden.

Kollegen unter Verdacht

Auf der anderen Seite glaubt allerdings auch fast jeder dritte Deutsche (30,1 %), dass die Kollegen mehr Krankentage einreichen als eigentlich nötig. Ist das Misstrauen im Büro in der oft zitierten „Neidrepublik“ Deutschland damit besonders hoch?

Nicht unbedingt: die Franzosen sind bei dieser Frage noch misstrauischer (32,8 %) und die Briten (29,8 %) etwas weniger skeptisch. In den Niederlanden finden dagegen nur 16,9 %, dass ihre Kollegen sich unnötig lange auskurieren.


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