Im August 2010 testete ich für ZEIT ONLINE drei Coworking-Spaces inklusive Meeting-Räumen und Event-Locations. Daraus entstand unser MICE-Sektion, auf der wir originelle Meeting-Locations weltweit vorstellen. 2012 erhielt ich für einen Text über Crowdsourcing im Tourismus einen Buchpreis u.a. von ZEIT ONLINE.

Coworking Spaces als Innovationstreiber einer neuen Arbeitswelt

Das Internet macht die Welt kleiner – Distanzen existieren nicht mehr. Trotzdem hält der Trend zur Konzentration von Arbeits- und Hirnkraft weiter an. Aus gutem Grund, wie die Beispiele erfolgreicher Coworking-Spaces zeigen.

Ein Grund, warum ich mich vor einigen Jahren selbständig gemacht habe: Ich bin überzeugter Solo-Worker, das heißt, ich liebe es, alleine und ungestört zu arbeiten und sah diese Möglichkeit in einer Festanstellung damals einfach nicht. Um so skeptischer stehe ich der Option gegenüber, sich temporär oder dauerhaft mit anderen Freiberuflern zusammenzuschließen – sogenannte Bürogemeinschaften, Unternehmer-WGs oder Coworking. Wenn man mal von den Momenten absieht, in denen einem die Decke auf den Kopf fällt, was zugegeben in einer Großstadt wie Berlin ziemlich selten passiert. In Kleinstädten oder ländlichen Gegenden mag das, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, anders sein.

Die Zukunft der Büroarbeit

Als ich dann im letzten Jahr gebeten wurde, für ZEIT ONLINE Coworking-Spaces in Berlin zu testen und daraus eine kleine Testreihe für mein Blog entwickelte, fing ich trotz meiner Skepsis an, mich näher mit kooperativen Arbeitsformen zu beschäftigen. Denn die liegen voll im Trend.

Nach einer Studie, für die das Unternehmen Johnson Controls Global WorkPlace Solutions (GWS) 1.700 Büroangestellte in sieben Ländern befragte, erwarten viele Arbeitnehmer, dass Büroarbeit der Zukunft wesentlich stärker in Teams stattfinden wird, als das heute der Fall ist. Und auch der typische Büroarbeitsplatz wird sich wahrscheinlich verändern. Während derzeit nur ein Fünftel der Befragten häufig Team-Arbeitsbereiche mit speziellen Technologien zur Zusammenarbeit nutzt, werden dies in neun Jahren vermutlich bereits 52 Prozent tun. Umgekehrt sinkt die Bedeutung von traditionellen Besprechungsräumen. Zudem gehen die befragten Büroangestellten davon aus, dass sie im Jahr 2020 die Möglichkeit zu Webkonferenzen, Instant Messaging und Videokonferenzen deutlich häufiger nutzen werden.

Kooperatives Arbeiten auf dem Vormarsch

Bei meinen Recherchen zum Thema habe ich allerdings etwas Interessantes festgestellt: Zwar gibt es auch immer öfter Coworking-Büros in kleineren Städten, dort sind sie aber eher Ausnahme als Regel. Interessanterweise boomen kooperative Arbeitsformen ja gerade in Großstädten, in denen den Bewohnern sonst genug Abwechslung geboten wird. Die reine Langeweile kann es also nicht sein, die Coworker zusammentreibt. Es muss andere Gründe geben.

Die Erklärung dafür fand ich bei Tim Harford, der auf Seite 246 seines Buches “Die Logik des Lebens” feststellt: “Alles, was ich für meine wissensintensive Arbeit brauche, im Grunde eine drahtlose Internetverbindung, ein Handy und eine ruhige Ecke.”

Je Wissensintensiver, desto mehr ist Arbeit auf einen Raum konzentriert

Und dennoch führt diese Freiheit und der Wegfall von Transportkosten, zum Beispiel für den Arbeitsweg, nicht dazu, dass die Menschen aus den großen Städten wegziehen – im Gegenteil: “Der Tod der Entfernungen macht die Welt nicht ländlicher, sondern zentraler. Wenn die Transportkosten sinken, dann breiten sich rationale Menschen nicht auf dem Land aus, sondern drängen in die Großstädte…”

Und das gilt, so Harford, auch für den Transport von Ideen: “Je wissensintensiver eine Branche ist, desto stärker ist sie auf engem Raum konzentriert… Ökonomen haben sich bei über 4000 wirtschaftlichen Innovationen angeschaut, wo genau in den USA sie entwickelt wurden. Dabei haben sie festgestellt, dass mehr als die Hälfte aus lediglich drei Gebieten stammt.”

Wie sieht das im Beispiel aus?

Kooperatives Arbeiten ist also ein wichtiger Innovationsmotor. Wie das im konkreten Beispiel funktioniert, zeigt die Geschichte der Unternehmer-WG SilicionWelly in Wellington, Neuseeland: Gut 30 kleine Unternehmen vom Programmierer und Webdesigner über Video- und Computer-Schrott-Künstler bis zum Tätowierer oder Sandburgen-Bauer  haben sich hier auf nur 120 Quadratmetern zusammengeschlossen, um sich gemeinsam zu inspirieren und verrückte Ideen auszutüfteln.

Auf diese Weise hat das Team nicht nur erfolgreiche Videos und DVDs produziert, die zum Exportschlager “Made from New Zealand” werden könnten, sondern war auch an Barack Obamas Online-Wahlkampf beteiligt. Zahlreiche weitere Beispiele zeigt auch dieser Beitrag in Deskmag, der sich mit der Frage auseinandersetzt, ob Trennwände in Büro kooperatives Arbeiten behindern.

Der erste Test: Drei Coworking-Spaces und MICE-Locations

Die Objekte, die in Zusammenarbeit mit ZEIT ONLINE getestet wurden, waren: Das schon relativ bekannte Betahaus in Kreuzberg (Prinzessinnenstraße / Am Moritzplatz), das Businessclass.net (BCN) am Paul-Lincke-Ufer (ebenfalls Kreuzberg) und Yorck52, ebenfalls in Berlin-Schöneberg, bennant nach der Adresse Yorckstraße 52.

In allen drei wird Kooperation und gemeinschaftliches Arbeiten Arbeiten groß geschrieben, teilweise sogar als internationales Konzept. Daneben veranstalten alle drei Orte regelmäßige Events, bieten Meeting-Räume und können auch als Event-Location gebucht werden.

Die Serie zum Video

Begleitet wurde ich dabei von einer Videokamera. Weil das Video nur fünf Minuten lang ist und längst nicht alles darin vorkommt, was ich über die einzelnen Co-Working-Spaces zu sagen habe, ich darüber hinaus weitere Impressionen in Form von Bildern vermitteln möchte und, habe ich zu dem Thema zunächst eine Artikel-Serie gemacht.

Coworking steht wie kein zweiter Begriff für neue, kreative und vor allem kooperative Arbeitsformen.Viele Coworking-Spaces, die wir im Laufe der Zeit besucht haben, sind zugleich Convention-Center, veranstalten Events und haben Meeting-Räume, die ganz oder zeitweise gebucht werden können.

Originelle MICE-Locations der Top-Unternehmen

Da die Serie so gut angekommen ist, daraus mehr geworden: Aus der internationalen Reihe über Coworking-Spaces und Meeting-Locations, für die ich bis ans andere Ende der Welt gereist bin, wurde die MICE-Sektion von Best of HR – Berufebilder.de® – in Kooperation u.a. mit dem Deutschen ReiseVerband.

Hier berichten wir über die originellen und kreativen Seminar- und Meeting-Räume, die von den führenden Unternehmen der Welt, etwa Yahoo, BMW oder Microsoft, genutzt werden sowie über spannende Teambuilding-Aktivitäten und aktuelle Trends.

Der Artikel, mit dem alles begann

Hier der Link zu dem Originalbeitrag auf ZEIT ONLINE, mit dem alles Begann: http://www.zeit.de/karriere/beruf/2010-08/coworking-test