Wieland

Josef Wieland ist Professor für BWL an der Fachhochschule Konstanz. Auf Wirtschaftsethik spezialisiert, ist für ihn Moral die Visitenkarte eines jeden Unternehmens. Vor allem im Bankenbereich. Im Interview erzählt er, warum Nachhaltigkeit nicht nur aufgepropft sein darf!
Josef Wieland ist insbesondere durch das von ihm entwickelte Konzept der Governanceethik, das an die Systemtheorie von Niklas Luhmann und den Ansatz der Neuen Institutionenökonomik in Hinblick auf die Transaktionskosten anknüpft, bekannt geworden. Wieland machte zunächst eine Ausbildung zum Industriekaufmann und war anschließend zehn Jahre in der Industrie tätig. Er studierte Wirtschaftswissenschaften und Philosophie an der Universität Wuppertal. Nach seinem Abschluss als Diplom-Ökonom 1985 war Wieland bis 1990 Mitarbeiter am Wuppertaler Lehrstuhl “Markt und Konsum” von Bernd Biervert, wo er 1988 mit der Arbeit “Die Entdeckung der Ökonomie” mit summa cum laude promoviert wurde. Von 1990 bis 1995 war Wieland an der Westfälische Wilhelms-Universität Münster Leiter der Forschungsstelle Wirtschaftsethik. 1995 habilitierte er sich im Fach Volkswirtschaftslehre an der Universität Witten/Herdecke über “Ökonomische Organisation, Allokation und Status”. Seit 1995 lehr Wieland an der Hochschule Konstanz.

Herr Professor Dr. Wieland, können ethische Investments so etwas wie Gerechtigkeit (wieder) herstellen?

Die Idee ist gut und richtig. Nur das “Wie” ist noch nicht wirklich geklärt. In ethisch einwandfreie Aktien und Fonds investieren, das ist weltweit und vor allem in Deutschland nur ein Bruchteil des Marktvolumens. Bisher eine beschränkte Sache.

“Den Banken geht es um ein Branding des Guten”

Warum engagieren sich Banken im Bereich ethische Investments?

Ich vermute, da geht es häufig um das Thema der Reputation der Banken und der Finanzmärke, einem “Branding” des Guten, vor allem im Angesicht der Krise. Die Banken werden vom Kunden an ihren Produkten gemessen, nicht ihren Leitbildern.

Das gilt global und regional. In welche Fonds wird investiert? Was ist mit Energie und Wasser? Gibt es Kredite für sozial Schwache? Wie wird die Tafelbewegung unterstützt? Das will die Gesellschaft sehen. Bis dahin bleiben soziale Investments eine Kommunikationsstrategie.

“Banken sind häufig viel zu passiv”

Machen wir das an einem Begriff fest. Was heißt Nachhaltigkeit für Sie?

Jedenfalls mehr als die Kontinuität des Geschäfts. Das wäre nur der Teil der Ökonomie, einseitig ohne die ökologische und gesellschaftliche Komponente. Es geht um die Ermöglichung von gesellschaftlichem Wohlstand. Banken sind das Rückgrat unserer Gesellschaft, und dafür sind sie häufig noch viel zu passiv.

Manche Institute engagieren sich auch heute schon mutig, die Sparkassen und Genossenschaftsbanken mit ihrem regionalen Förderauftrag. Aber wir sollten mehr auf das Entwickeln von Nachhaltigkeit vor der eigenen Haustür achten.