Wikileaks – das Thema ist nicht totzukriegen. Dabei ist das längst nicht nur ein politisches sondern auch ein wirtschaftliches Thema – und als solches gerade auch für die Personalabteilungen von Untenehmen interessant.

Krieg um Wiki-Leaks

In dieser Woche lief in der ARD diese 45minütige Diskussion “weltmacht WikiLeaks? Krieg im Netz”, die es nun auch bei vimeo gibt (siehe Video oben). Gestern fand in der Humboldt-Universität in Berlin das SPIEGEL-Forum mit dem Thema “Staatsfeind Wikileaks – Wie Julian Assange Politik und Medien herausfordert” statt, das Markus Beckedahl live-bloggend begleitet hat.

Der Informatiker Daniel Domscheidt-Berg, der Wikileaks mitaufgebaut und dann verlassen hat, bringt diese Woche sein Enthüllungsbuch “Inside WikiLeaks: Meine Zeit bei der gefährlichsten Website der Welt” heraus, das Spiegel Online ausgiebig kritisiert hat.

Wer übernimmt Verantwortung?

Am Dienstag habe ich Domscheidt-Berg bei einer Veranstalung der Heinrich-Boell-Stiftung selbst erlebt. Neben dem verlinkten Text gibt es auch einen Mitschnitt der Veranstaltung bei You Tube.

Jochen Mai und Klaus Eck haben z.B. die Frage aufgeworfen, wie Unternehmen auf die Illoylität von Mitarbeitern reagieren können. Daneben stellt sich noch eine andere Frage – und die gilt nicht nur für Wikileaks: Wer übernimmt die Verantwortung, wenn etwas schief geht?

Openleaks: Briefkasten-Konzept ohne Verantwortung

Domscheidt-Bergs-Konzept für die neue Leaking-Plattform Openleaks, die er in Kürze anbieten will, fand ich dabei wenig schlüssig:  Denn anders als Wikileaks soll auf Openleaks niemals selbst ein Leak veröffentlichen werden.

Vielmehr können die Whistleblower selbst entscheiden, welcher bei Openleaks angebundenen Redaktion, Organisation oder Person das Material zugespielt werden soll. Die Verantwortung für das Redigieren und Veröffentlichen liegt dann ganz alleine bei der Redaktion – und damit hat die dann auch die notwendigen rechtlichen Konsequenzen zu tragen.

Einer ist der Dumme!

Openleaks hingegen hält sich ganz aus der Verantwortung raus – mit dem Hinweis, dass einer alleine ja gar nicht entscheiden könne, wo denn nun Persönlichkeitsrechte verletzt würden und welche Informationen denn nun veröffentlicht werden – und welche nicht. Das stimmt natürlich einerseits, ist aber andererseits auch ein wenig feige und bequem.

Die heftigen Diskussionen, die dann zu genau diesem Punkt aufkam, zeigt, wie brisant die Frage nach dem Verantwortlichen bei so einem Thema ist. Oder überspitzt gesagt: Keiner will es am Ende gewesen sein. Aber, und das ist das Problem bei der ganzen Sache:  Einer muss die unschöne Aufgabe übernehmen.

Eine Nummer kleiner

Übrigens geht das ganze auch ein paar Nummern kleiner: Die Arbeitgeber-Bewertungs-Plattform kununu beispielsweise ist letztendlich nichts anderes als eine kleine Whistelblower-Plattform: Denn wenn Arbeitgeber sachlich und differenziert bewertet werden, tun die Arbeitnehmer nichts anderes, als Geschäftsgeheimnisse auszuplaudern.

Ein Unterschied besteht vielleicht darin, dass die Aussagen der Mitarbeiter hier nicht durch Dokumente belegt werden. Das ist ja genau der Kritikpunkt, der an kununu oft genug geübt wird, dass im Prinzip jeder Rache an seinem Chef üben kann, ohne dass das groß überprüft werden kann – selbst wenn kununu Kontrollen verspricht.

Whistelblowing für Offenheit und Transparenz

Dabei finde ich die Idee, das Mitarbeiter offen sagen können, was sie von ihrem Arbeitgeber halten (was ohnehin selten genug vorkommt!) wirklich gut. Das habe ich gestern schon geschrieben Und ich finde es gut, dass Mitarbeiter in spe so einen Einblick in potenziellen Unternehmen ebenfalls gut.

Klar, es besteht die Gefahr des wilden Firmenbashings, der fingierten positven (vom Unternehmen selbst) wie negativen  (z.B. von der Konkurrenz) Bewertungen, weil man eben nichtmal prüfen kann, ob ein Mitarbeiter wirklich da arbeitet. Aber es besteht auch wirklich die Chance für mehr Transparenz und Offenheit, zu denen Unternehmen genötigt werden.

Knackpunkt Anonymität

Allerdings, und da ist man schnell wieder bei Wikileaks, ist  natürlich auch die Anonymität bei solchen Bewertungsplattformen ein großer Knackpunkt: Zwar garantiert kununu volle Anonymität, möchte aber dann dennoch die eMail-Adresse haben.

Die Teilnahme an kununu ist absolut anonym und der Schutz Deiner Daten eines unserer obersten Prinzipien! Sämtliche Bewertungen scheinen nur unter Angabe eines Datums auf. Die Registrierungsdaten dienen lediglich der Verhinderung von Missbrauch bzw. der (freiwillig gewählten) Zusendung eines Newsletters sowie dem Zugang zum eigenen Bewertungsportal.

Wenn ich mir nun ansehe, welcher Aufwand bei Wikileaks und Openleaks betrieben wird, um Benutzern wirklich volle Anonymität ohne Nachverfolgbarkeit zu sichern, dann überkommt mich ein wenig das Grausen – und ich bin wirklich kein Datenschutzfanatiker. Ich denke nur daran, wie einfach Stefan Niggemeier Konstantin Neven Dumont als anonymen Kommentator entarnte.

Fragen über Fragen

In Anbetracht dessen scheint mir der Schutz, den kununu seinen Usern bietet, ein wenig dürftig. Sicherlich ist es nicht so schlimm, als wenn man seinem Ärger bei Facebook oder Twitter öffentlich Luft machte – aber…. Vielleicht mag mich mal jemand darüber aufklären, wie es um die Anonymität und den Datenschutz wirklich bestellt ist?