Nirgendwo kann man besser entspannen und den Kopf frei bekommen als in Donegal im Norden Irlands. Das liegt auch an den unglaublichen Regenwanderungen, die man hier machen kann.

Irland – Donegal

Malerischer Nordwesten Irlands

Dongeal am Nordwestrand der irischen Republik gehört zu den entlegensten und ursprünglichsten Regionen des Landes. Noch bis vor 10 Jahren mieden Touristen die Region weitgehend wegen der Nähe zu Nordirland und dem dort herrschenden Konflikt. Daher ticken hier die Ihren noch merklich anders.

Beispielsweise kann man eine Touri-Bus-Tour wie die von Mangan Coach Tours buchen und dennoch ein tolles touristische Erlebnis haben, weil der kleine Bus nur 15 Personen aufnimmt, dafür aber auch kaum befahrbare Straßen entlanghoppelt, um den Gästen eine Extraussicht zu präsentieren.

Oder man trifft Leute wie Marie, die einen spontan auf eine Nordlicht-Watching-Tour mitnehmen wollen. Die Leute haben hier, das spürt man, großen Spaß daran, die Schönheiten der Region zu zeigen.

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Europas höchste Seeklippe

Selbst der Touristenmagnet Slieve League, das sich als Europas höchste Meeresklippe imposante 500 Meter über dem Atlantik erhebt, ist so noch beschaulich zu genießen. Auch hier kann man sich in einer vierstündigen Wanderung mit den Kräften der Natur messen, muss diese aber teilweise auf allen vieren zurück legen, weil der Pfad so schmal ist, dass man gefahr läuft, heruntergeweht zu werden.

Ganz in der Nähe, in dem Örtchen Kilcar, hat Sarah Jessica Parker ihre Sommerresidenz. Auch in Crolley, unweit des Flughafens, gibt es mit Leo’s Tavern eine kleine Prominenten-Sehenwürdigkeit. Denn die Taverne gehört dem Vater von Enya und Clannad. Leider treten sie dort nicht mehr auf, aber man kann hier zahlreiche Fotos bewundern.

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Glenveagh National Park

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Auf Promis trifft man auch, wenn man bei einer anderen Touristenattraktion wandert: Dem Glenveleagh Nationalpark samt dazugehörigem viktorianischem Schloss. Das hat eine spannende, wenn auch junge Geschichte:

1857 – 1859 kaufte der Landspekulant John George Adair (1823 – 1885) mehrere benachbarte Landparzellen auf und bildete aus ihnen Glenveagh. 1861 vertrieb er 244 Pächter aus dem Gebiet, weil er sich bessere Gewinne durch Viehzucht versprach. 1867 begann er mit dem Bau von Glenveagh Castle. Das Schloss wurde 1873 fertiggestellt.

Nach seinem Tod 1885 übernahm seine texanische Frau Cornelia die Ländereien. Sie ließ das Schloss ausbauen und die Gärten anlegen und verbrachte die Sommer bis 1916 hier. Nach ihrem Tod 1921 verwaiste die Anlage und wurde während des irischen Bürgerkriegs von Truppen beider Seiten beschlagnahmt. 1929 kaufte Professor Arthur Kingsley Porter das Anwesen. Nach seinem Tod 1933 stand das Schloss erneut leer bis es 1937 von Henry McIlhenny erworben wurde.

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Wie Greta Garbo und Sean Connery

Sowohl Kingsley Porter wie auch McIlhenny empfingen gerne Künstler und Prominente in Glenveagh. In der Bücherei hängen Bilder von AE Russel. Yehudi Menuhin hat sich ebenso wie Greta Garbo, Grace Kelly oder Sean Connery mehrmals hier aufgehalten. McIlhenny ließ ab 1940 von Jim Russell den Garten umgestalten und die Pflanzenvielfalt vergrößern. Seit den 70er Jahren gibt es hier sogar einen beheizten Swimming-Pool. Er verkaufte 1975 die Ländereien an das Office of Public Works, damit dieses den National Park gründen konnte. 1983 überließ er dann auch den Garten und das Schloss mit dem Großteil der Einrichtung der Nationalparkverwaltung. Der Nationalpark wurde 1984 und das Schloss 1986 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Wohl aufgrund seines Kontrast zwischen dem romantischen Garten und der wilden Landschaft drumherum ist Glenveleagh heut eine Touristenattraktion, durch die Besuchergruppen im Halbstundentakt durchgeschleußt werden. Zum Schloß gelangt man wahlweise mit einem Bus oder aber per eBike, den das Communety Center Grassroutes.ie hier am Parkplatz anbietet. 100-150 Stundenkilometer schaffen die eBikes mit einer Ladung und angeblich können die eBikes sogar in den Hotels an normalen Steckdosen augelade werden.

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Mit dem eBike unterwegs

Da die eBike verleiher entlang des Wild Atlantic Way miteinander vernetzt sind, wäre es theoretisch sogar möglich, mit eBikes die westirische Küste abzufahren. Praktisch stellt das die Anbieter aber vor gewisse organisatorische Herausforderungen, wie mir Mary McGrenra von Grassroutes erzählt – noch steckt das eBiking in Irland in den Kinderschuhen, in der Regel wird man auch auf der Straße fahren müssen, denn viele der Wanderwege auch im Glenveagh Nationalpark eigenen sich nicht zum Biken.

Daher beschränken wir uns an diesem Juli-Tag auf eine sehr kleinere Tour – die 5 Kilometer bis hinauf zum Schloss und dann weiter zum Ende des Sees, wo man einen pittoresken Wasserfall bewundern kann. Die Bustouristen lässt man auf diese Weise bald hinter sich, der Weg allerdings wird bald unbefahrbar. Ich lasse das Rad stehen (es wird später abgeholt werden) und steige zu Fuß auf dem steinigen, aber breiten Weg den Berg hoch.

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Sich den Kopf leer wandern

Eine Tour, die auch für Anfänger geeignet ist und doch schnell ein Gefühl von absoluter Einsamkeit vermittelt. Da sind plötzlich nur der Berg und ich in einer wahnsinnig imposanten, aber menschenleen Landschaft und mein einziger Gedanke gilt der Frage, ob ich auch wirklich ankommen werde.

Die Einsamkeit zwingt einen zur Auseinandersetzung dem wirklich Wesentlichen und mit den eigenen Ängsten. Alle Sorgen und Probleme erscheinen auf einmal so nebensächlich und weit weg. Selbst wenn die Wanderung, wie in meinem Fall, nur etwas über eine Stunde dauert. Wer also seinen Kopf frei bekommen will, dem sei Wandern in der Einsamkeit des Glenveagh Nationalparks empfohlen.

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Ungewohnte Einsamkeit

Tatsächlich kann man in Glenveagh gut mehrere Tage auf solche einsamen Routen wandern und gegebenfalls auch campen. Ganz ungefährlich ist diese absolute Einsamkeit jedoch nicht, vor allem nicht wenn man alleine wandert.

Denn während man in vielen anderen Regionen immer wieder auf Wanderer trifft, kann man hier vermutlich auch tagelang niemanden treffen. Und das kann beängstigend sein. Immerhin, oben auf der Bergspitze holt mich Mary wieder ab: Immerhin führt eine Fahrstraße hierhin und am Wochenende bringt ein Bus Leute hier hoch, damit sie zum Schloss zurück wandern können.

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Regenwandern in Donegal

Apropos Wandern: Nirgends kann man so tolle Regenwanderungen machen. Als wir losgehen, ist noch angenehm – bewölkt zwar, aber warm und zwischenddurch macht es den Anschein, als wolle die Sonne durch die Wolkendecke stoßen. Wir gehen ein Stück auf dem Bluestack Way: Der führt in drei Etappen von ungefähr 20 KM durch die Bluestack Mountains und ist – für Irland vergleichsweise selten – gut ausgeschildert: Etwa alle 100 Meter erfolgt ein Hinweis.

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Etappe 1 beginnnt in Donegal: Der 4000-Einwohner-Ort am Bay und Fluß lebt heute größtenteils von Touristen. Hauptsehenswürdigkeit ist das Donegal Castel. Gleich nebenan, in den ehemaligen Ställen des Castle, befindet sich der Olde Castl Pub, in dem man vergleichsweise günstig eine sehr kreative Küche genießen kann. Absolut empfehlenswert!

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Spezielle Angebote für Wanderer

Jedes Jahr Anfang Juni findet die Donegal Walking Week statt, bei der drei Tage lang verschiedene Wanderungen rund um den Ort angeboten werden. Das Abbey Hotel macht hierzu Spezialangebote.

Empfhohlen wurde mir zudem das Eas Dun Lodge BundB in Lough Eske. Besitzerin Anne McGlinchey soll gerade für Wanderer eine große Hilfe sein, weil sie sie oder auch das Gepäck mal irgendwo hin fährt. Daneben kann man bei Sean Mullen von Walk Talk Ireland auch geführte Wanderungen buchen.

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Der Bluestack Way

Der Bluestack Way und führt nun auf den ersten 20 Kilometern vorbei am Lough Eske und durch die Hügel nach Drumone. Hier befinden sich eine Jugendherberge für die Übernachtung sowie ein Pub. Sonst nichts Auf den nächsten 20 Kilometern geht es durch malerische Landschaften und über tolle Aussichtspunkte nach Glenties, wo BundB’s und ein Hostel Wanderer aufnehmen.

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Die dritte Etappe führt schließlich in das kleine Städtchen Ardara. Zu den touristischen Angeboten hier gehören u.a. ein Walking Festival, ein “multikulturelles Festival” und das jährliche Cup of Tae Festival traditioneller Musik im Mai.

Etwa 25 KM entfernt von Ardara liegt das Glencolmcille Folk Village, das einen kleinen Einblick in das ländliche Leben des frühen 18., 19. und 20. Jahrhunderts bietet. Es wurde 1950 von James McDyer gegründet, ist aber heute eher touristisch gestaltet, aber noch nicht zu überlaufen. Immerhin wartet es mit hausgemachtem Essen und einem kleinen, sehr schönen Sandstrand auf.

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Wandern auf dem Banagher Hill

Meine Führerin Anne Leonhardt entscheidet jedoch, dass sie mir etwas mehr von der ursprünglichen Wildnis der Landschaft zeigen will und verlässt nach einigen Kilometern den Bluestack Way, um den Banagher Hill zu besteigen. Laut Anne ist der Bluestack Way der einzig, den man auch ohne Führer problemlos bewältigen kann – und während ich ihr den Pfad bergauf hinein folge, gebe ich ihr recht:

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Denn unser Weg wird immer mehr zum Trampelpfad, der kaum noch als solcher zu erkennen ist. Um uns herum Seen, grüne, kahle Hügel, ein fast schon unheimlich zu nennende Landschaft, die einem auf 300 Metern Höhe das Feeling eines alpinen Hochgebirges vermittelt. Zu wissen, wo es lang geht, den richtigen Weg zu finden, wäre für mich jetzt kaum möglich, weil alles so gleich aussieht. Immerhin gibt es einen Zaun, dem man als ungeübter folgen kann.

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Wo ein Wille ist, fließt auch ein Weg

Und haben wir Anfangs noch einen traumhaften Ausblick auf die umgebende Landschaft, sind wir plötzlich innerhalb weniger Minuten von dichten Wolken umgeben und ich beginne zu verstehen, was der berühmte irische Regen bedeutet: Kurz Zeit später sind wir nass bis auf die Knochen, wasserdichte Ausrüstung bringt da gar nichts und der ohnehin nicht vorhandene Weg hat sich in Sturzbäche und Matschpfützen verwandelt.

Vor der Feuchtigkeit gibt es kein entkommen, Bäume oder Unterstände – Fehlanzeige; das Wasser steht mir sogar in den angeblich wasserdichten Schuhen. Auch zurückgehen würde jetzt nichts mehr bringen. Da bleibt nur eines: Einfach weitergehen!

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Naturgewalten nicht unterschätzen

Anne, die eigentlich aus der Nähe von Dublin stammt, ist seit 20 Jahren in den Bluestack Mountains unterwegs. Sie ist auch Mitglied im örtlichen Wanderclub, den Blustack Ramblers, der regelmäßig sogar abends um 6 Touren auf die Berge macht und für 5 Euro pro Person auch Touristen mitnimmt.

Anne selbst bietet als Wanderguide für 90 Euro ihre Dienste an. Und sie ist für solches Wetter gerüstet: Immer, auch im Winter, hat sie z.B. ein paar wasserdichte Hosen, Kopfbedeckungen gegen Wind und Kälte, Ersatzsocken und sogar Handschuhe dabei – und tatsächlich kann man die jetzt im Juli hier oben gut brauchen. Außerdem werden die Beine extra durch Gamaschen vor feuchtem Gras geschützt. Wer hätte unten gedacht, wie schneidend kalt der Wind hier pfeifft?

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Also wir oben auf dem Gipfel anlangen, hört der Regen endlich auf. Wir suchen uns ein windgeschützes Plätzchen, um unsere Sachen zu wechseln und einen Schluck heißen Tee zu trinkem – und die beeindruckend Aussicht des zunehmend klaren Himmels zu genießen.

Beim Abstieg bleiben wir größtenteils von weiteren Regenschauern verschont. Ich bin nun doppelt froh über die beiden Wanderstöcke, die Anne mir gegeben hat. Und habe gelernt: Selbst im vorgeblich harmlosen Irland ist die Gewalt der Natur nicht zu unterschätzen. Aber eigentlich ist es ja ziemlich egal, ob es mal regnet oder nicht. Und im Zweifel hilft einfach: Weiter gehen.

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