Regel Nr. 1: Ihre Vision ist nur dann umsetzbar, wenn Sie sie laut formulieren. Wenn sie sie für sich behalten, bleibt sie ein Fantasiegebilde. Und hier zeigen wir Ihnen, warum Sie darüber sprechen sollten.

Visionen entwickeln, Potenzial entfalten, Ziele erreichen: Liebe was du tust!

Der Weg ist das Ziel

Wir reisen viel, um unserer Arbeit nachzugehen, manchmal jedoch wartet sie nicht erst am Ziel auf uns – sie holt uns schon im Flugzeug ein. Das passierte Peter auf einem Flug von Miami nach St. Louis. Wir geben Ihnen die Geschichte weiter, so wie sie uns Peter erzählte: Ich war erschöpft. Ich wollte endlich an meinem Ziel ankommen. Noch ein Flug. Noch ein Fremder neben mir. Ich betete zu allen Göttern der Luftfahrt, dass mein Nachbar nicht in meine persönliche Sphäre eindringen würde, gleichgültig ob physisch oder verbal. Ich wollte einfach, dass man mich in Ruhe ließ. Aber wie sich herausstellte, war er einer dieser Menschen, und es war einer dieser Flüge.

Ich richtete mich in meinem Sitz ein, als Steve sich neben mich setzte und sich vorstellte. Wir wechselten ein paar Floskeln, dann begann er, mir von seiner Arbeit zu erzählen. Wenn man, wie ich, solche Gespräche schon öfter geführt hat, dann konnte man bereits abschätzen, dass Steve nicht etwa Leibwächter eines Hollywood-Stars war, der bereitwillig Details über das Liebesleben seiner Arbeitgeber oder ihren Drogenkonsum ausplauderte. Es gab keine anzüglichen Geschichten und keinen Klatsch, um mir die Flugzeit zu verkürzen. Nein. Steve verkaufte seit dreiundzwanzig Jahren Stahl. Genau, Stahl. Wahnsinnig interessant.

Warum tun Sie, was Sie tun?

Es stellte sich freilich heraus, dass Steve keinen normalen Stahl verkaufte. Seine Firma mit Sitz in Schweden produziert eine besonders reine Stahlsorte. Dieser Stahl macht es möglich, dass Maschinen effizienter arbeiten, da ihre Bestandteile – etwa die Teile eines Autogetriebes – leichter sind. Als Maschinenbauingenieur konnte Steve bestätigen, dass sein Produkt denen der Konkurrenz am Markt überlegen war. Als er fertig war, sah mich Steve erwartungsvoll an, offensichtlich wartete er auf eine Frage, um mehr über seinen Stahl zu sprechen. Das Problem war, dass mich nicht interessierte, was Steve tat. Nicht, dass ich unnahbar wäre, asozial oder etwa nur an Klatsch interessiert. Was mich anzog, war nicht, was die Menschen taten, sondern warum sie es taten.

Anstatt Steve zu fragen, wie viel sein Stahl kostete und wer seine besten Kunden waren, sah ich ihn an und sagte: »Und?« »Na, ja«, Steve zögerte. Er verstand die Frage nicht. So stellte ich sie anders: »Ich verstehe, dass der Stahl, den Sie verkaufen, rein ist. Ich verstehe, dass er die Produktion von leichteren Bauteilen möglich macht, die Maschinen effizienter arbeiten lassen. Was soll‘s?« Steve stammelte einige Worte vor sich hin, dann platzte er heraus: »Na, es wird weniger Material gebraucht.« Wir kamen der Sache schon näher. Ich setzte nach. »Und was ändert das?« Einen Moment hatte es den Anschein, als würde Steve in sich zusammensinken. Er hatte nur ein wenig plaudern wollen.

Stellen Sie seltsame Fragen

Doch für die folgenden drei Stunden nagelte ich ihn mit meinen seltsamen Fragen fest (wir hatten Rollen getauscht). Doch wir hielten durch und ich half ihm, Antworten für sich zu finden. Wie sich herausstellte, hatte die Reinheit des Stahls zur Folge, dass die Teile, die mit weniger Material gemacht wurden, trotzdem gute Qualität hatten. Weniger Material bedeutet, dass weniger (für die Gewinnung von Metall aus Erz) geschmolzen werden muss, also weniger Energie in der Stahlproduktion aufgewendet und auch die Umwelt weniger verschmutzt wird.

Wenn man diesen Stahl einsetzt, um Maschinen, etwa Kraftfahrzeuge, zu produzieren, vervielfacht sich der Nutzen: Das Auto ist leichter, es braucht daher weniger Treibstoff und produziert weniger Schadstoffe. Und als ob das noch nicht genug wäre, kann reiner Stahl besser recycelt werden als andere Produkte. Das alles war sehr interessant … aber wir hatten noch immer nicht herausgefunden, warum Steve so begeistert von seinem Job war. »Es ist großartig, Treibstoff zu sparen und die Umweltverschmutzung zu verringern«, sagte ich, »aber es muss noch mehr dran sein an dieser Arbeit, wenn Sie dreiundzwanzig Jahre dabeigeblieben sind.« Das ist eine lange Zeit, aber er war immer noch begeistert von seiner Arbeit. »Es muss mehr dahinter stecken, etwas, woran Sie wirklich glauben«, sagte ich. Und das war der Moment. Zum ersten Mal leuchteten seine Augen auf. Seine Gefühle brachen hervor. Steve will die Erde intakt erhalten für seine Kinder und für künftige Generationen; aber eine Voraussetzung dafür ist es, verantwortungsvoller mit den reichen Ressourcen des Planeten umzugehen. Als er über Stahl gesprochen hatte, hatte er das nicht erwähnt, und doch war es das, was ihn inspirierte, einem Fremden in einem Flugzeug alles über reinen Stahl zu erzählen.

Manchmal reicht ein wenig umdenken

Ich fragte ihn, ob ich seine Verkaufsargumente umformulieren dürfte: »Vereinfacht gesagt«, begann ich, wie es Steve getan hätte, »ich glaube, dass die natürlichen Ressourcen zum Wohl der Menschheit genutzt werden müssen. Ich glaube auch, dass wir das verantwortungsvoll tun müssen, um die Erde zu schützen und sicher für unsere Kinder zu machen. Das ist der Grund, warum ich Ingenieur wurde und für diese Organisation arbeite. Unsere Firma mit Sitz in Schweden – ein Land, das sich der Nachhaltigkeit verschrieben hat – hat ein Verfahren entwickelt, das Maschinenbauingenieuren hilft, leichtere, effizientere und ökologischere Produkte zu erzeugen. Unser spezifischer Weg zur Nachhaltigkeit ist Leichtstahl.« »Ich danke Ihnen«, sagte Steve. »Sie haben gerade in Worte gefasst, warum ich meine Arbeit liebe.« Indem ich einfach zunächst erklärte, warum er seinen Job liebte, half ich ihm bei der Erkenntnis, dass es nicht das war, was er tat, was sein Berufsleben zwei Jahrzehnte lang erfüllend für ihn machte. Es inspirierte ihn, warum er es tat. Ich verband seine Arbeit mit dem Sinn, die sie für ihn hatte, und half Steve auf diese Art, sein WARUM zu entdecken.

Jeder Mensch hat sein WARUM, ein Ziel, einen Zweck oder Überzeugungen, die die Wurzel seiner Leidenschaft und seiner Inspiration sind. Möglicherweise kennen Sie Ihres noch nicht oder wissen nicht, wie Sie es in Worte fassen können. Aber wir garantieren Ihnen, dass Sie eines haben. Wenn Sie Ihr WARUM erkennen wollen, und nicht darauf warten wollen, bis sich Peter neben Sie ins Flugzeug setzt, kann Ihnen dieser Text helfen. Wir glauben, dass alle Menschen es verdienen, so zu leben wie Steve: Inspiriert zur Arbeit zu gehen und am Abend erfüllt von der Arbeit, die sie tun, nach Hause zu gehen. Erfüllung ist nicht einfach ein anderes Wort für Glück. Glücklich machen uns viele Dinge in der Arbeit: die Erreichung eines Ziels, ein neuer Kunde, der Abschluss eines Projekts – die Liste ist lang. Aber Glück dauert nur kurz; das Gefühl hält nicht an. Niemand wird getrieben von der Erinnerung an ein Ziel, das er ein Jahr zuvor erreichte. Dieser Antrieb verliert mit der Zeit seine Wirkung.

Was unterscheidet Erfüllung von Glück?

Erfüllung geht tiefer. Erfüllung ist dauerhaft. Der Unterschied zwischen Glück und Erfüllung ist der Unterschied zwischen einer Sache, die wir gernhaben und einer Sache, die wir lieben. Möglicherweise haben wir unsere Kinder nicht immer gern, aber wir lieben sie sicherlich immer. Es ist nicht notwendig, dass uns unsere Arbeit immer glücklich macht, aber wir können dennoch jeden Tag erfüllt nach Hause gehen, weil wir uns als Teil eines größeren Ganzen fühlen. Das ist der Grund, warum auch äußerer Erfolg wie hoher Lohn und Status uns unerfüllt lassen. Erfüllung fühlen wir dann, wenn unsere Arbeit einen direkten Bezug zu unserem WARUM hat. Steve, der Mann mit dem Stahl, ist glücklich, wenn er ein gutes Geschäft abschließt, aber er empfindet Erfüllung, weil er weiß, dass er zu einer größeren Sache mit weitreichenden Folgen beiträgt. Steve ist ein glücklicher Mensch. Obwohl er sein WARUM nicht formulieren konnte, bevor er mit Peter sprach, lebte er jahrzehntelang sein WARUM und war aus diesem Grund motiviert und hatte das Gefühl, dass seine Arbeit ihn erfüllte. Aber was wäre geschehen, wenn die schwedische Firma von einem Unternehmen gekauft worden wäre, die Steves Aufgabenfeld einengte? Was wäre gewesen, wenn er eine neue Arbeit hätte suchen müssen, ohne sein WARUM zu kennen? Angesichts seiner langen Erfahrung hätte er versucht, wieder als Stahlhändler Arbeit zu finden.

Aber wenn diese neue Firma sich nicht der Nachhaltigkeit verschrieben hätte, dann hätte sich sein Ziel gemeinsam mit seinem Enthusiasmus verflüchtigt gehabt, wenn er mit Fremden in Flugzeugen sprach. Und möglicherweise hätte er niemals die Stücke des Puzzles zusammensetzen und verstehen können, dass die Leidenschaft für seine Arbeit im Grunde nichts mit Stahl zu tun hatte. Wenn wir eine unstillbare Leidenschaft für unsere Arbeit verspüren wollen, wenn wir fühlen wollen, dass wir zu etwas beitragen, was über uns hinausgeht, dann müssen wir unser WARUM kennen.

9 Schritte zu Ihrem persönlichen WARUM

Finde dein Warum ist die Essenz dessen, was unser Team in den über fünfundzwanzig Jahren gelernt hat, in denen es das WARUM der Menschen freilegt. Wir haben vielen sehr unterschiedlichen Menschen geholfen – Unternehmern, Angestellten, Kleinunternehmen und Teams in größeren Organisationen –, ihr WARUM zu finden. Dieser Texte wurde geschrieben, um Ihnen zu helfen, Ihres zu finden. Er gibt Antworten auf Fragen, die uns häufig in den Workshops gestellt werden, und liefert »Spickzettel« für den Fall, dass Sie (oder ein anderer Moderator) Workshops leiten.

  1. Widmen Sie sich zunächst der grundlegend Entdeckung Ihres WARUM. Und wir raten Ihnen dringend, sich dazu ausführlich Gedanken zu machen.
  2. Machen Sie sich einige der Vorteile klar, die es mit sich bringt, wenn man sein WARUM kennt.
  3. Verschaffen Sie sich einen Überblick über den Prozess, der zur Entdeckung des WARUM führt. Es ist wichtig, diesen zu durchlaufen.
  4. Es kann Ihnen  nützlich dabei sein, auch die Gruppe durch den Prozess der Entdeckung zu führen.
  5. Machen Sie sich klar, was zu tun ist, um die Entdeckung des WARUM für ein Team, eine Organisation oder jeden anderen »Stamm«, in dem Menschen zusammenarbeiten, zu ermöglichen.
  6. Verdeutlichen Sie sich, wie man einen »Stamm«, also eine Gruppe, durch den Prozess führt, an dessen
  7. Ende die Entdeckung des WARUM steht. Das WARUM ist das Ziel, das WIE ist die Route, die wir dahin wählen.
  8. Im nächsten Schritt geht es ausschließlich um das WIE, die Handlungen, die wir setzen müssen, um unser WARUM zu realisieren.
  9. Es sollte aber auch klar sein, wie wir unser WARUM mit anderen teilen, und wie wir mit unserem WARUM leben und es in die Praxis umsetzen können.

Auf dem Weg zur Inspiration: Fangen Sie einfach an!

Es ist sehr schwierig einzuschätzen, wie lange es dauert, das WARUM zu entdecken. Es gibt den Prozess für das Individuum und für die Gruppe und schätzen auf der Grundlage unserer eigenen Erfahrungen annähernd, wie viel Zeit jeder Schritt in Anspruch nehmen wird. Aber diese Angaben sind nur Durchschnittswerte. Bei einigen Menschen wird der Prozess schneller ablaufen, bei anderen langsamer. Es gibt keinen »richtigen« zeitlichen Ablauf. Wichtig ist, so lange bei jedem Abschnitt zu verweilen, bis Sie sich sicher genug fühlen, zum nächsten Kapitel überzugehen.

Wir lieben es, den Menschen zu zeigen, wie sie ihr WARUM finden. Wir würden sehr gern jeden Einzelnen persönlich begleiten. Aber unsere Vision ist es, dem WARUM von so vielen Menschen wie möglich Leben einzuhauchen. Deshalb werden wir Ihre virtuellen Führer sein, wenn Sie das Abenteuer beginnen. Inspiration!