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Joachim Niering ist Existenzgründungsberater, seit einigen Jahren auch mit Schwerpunkt Insolvenz und Schulden. Er engagiert sich außerdem bei der Initiative Insolvenz Vitovec und den anonymen Insolvenzlern.

Niering hat selbst Insolvenzerfahrung: Der studierte Pädagoge gründete 1992 mit einer von der FAZ hochgelobten Idee die PKS Porzellan Klinik System GmbH. Als zunächst sehr erfolgreiches Franchisesystem musste er Insolvenz anmelden, weil seine Partner sich unabhängig gemacht hatten. Durch seine Arbeit kennt er zahlreiche Fälle von insolventen Menschen, die in ihrer Notlage Opfer von Betrügern wurden.

Herr Niering, Sie beraten auch Opfer von Insolvenzbetrügern: Gibt es denn bei Pleitiers überhaupt noch etwas zu holen?

Das sollte man meinen. Aber verzweifelte Menschen, die sich sonst keinen Rat mehr wissen, ergreifen jede Hand, die sich Ihnen bietet. Und wenn dann einer kommt und verspricht, sie von allem Ballast zu befreien und sich als Heilsbringer in Szene setzt, dann kramt ein Mensch trotz seiner Schulden auch noch den letzten Cent hervor oder besorgt ihn von den letzten Freunden, die er noch hat, weil er glaubt, die Schulden auf diese Weise wieder loszuwerden.

Wie viele Betrugsopfer haben Sie persönlich kennengelernt/beraten? Gibt es Statistiken oder ungefähre Schätzungen, wie viele das in Deuschtland jährlich sind?

Fast zwei Drittel der Schuldner, die zu mir in die Beratung kommen, haben auch schon sehr grenzwertige erste Erfahrungen hinter sich. Die Dunkelziffer ist allerdings weit höher, wie bei den meisten Betrugsdelikten. Es ist jedoch schwer und auch teuer, den Nachweis so zu führen, dass man betrogen worden ist.

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Wieso? Ist das denn nicht ungesetzlich?

Naja, vieles von dem, was passiert, bewegt sich im Randbereich des gesetzlich Zulässigen oder besser ausgedrückt: Den Nachweis, dass es sich um Betrug handelt wird man nur mit viel Aufwand und stichhaltigen Beweisen führen können. Es reicht eben leider nicht, dass den Menschen tatsächlich nicht geholfen wurde und ihnen falsche Ratschlägen gegeben wurden; sie müssen es dem, der das zu verschulden hat, auch noch nachweisen – wenn sie ihn noch finden!

Warum ist Insolvenzabzocke in Deutschland so ein großes Problem?

Weil es ein sehr hohen Beratungsbedarf für Insolvenzler auf der einen Seite gibt – und auf der anderen Seite nur sehr wenige, die wirklich kompetent beraten können. Neben sehr seriösen Beratern, die das Beste wollen, gibt es viele Scharlatane, die ihre Opfer offensiv ansprechen – zum Beispiel im Internet oder an der Haustüre.

Bitte nennen Sie ein Beispiel: Wie geht so eine Abzocke vor sich, was passiert da mit den Leuten?

Nun, am Anfang steht irgendein Kontakt zu einem Menschen, der sich das Schuldenproblem anhört und dann diese Schulden und die regelmässigen Einnahmen des Schuldners so protokolliert, dass irgendein Betrag übrig bleibt. Der Betrüger behauptet dann, dass dieser Restbetrag zu einer Schuldenbereinigung mit den Gläubigern ausreicht.

Dem Schuldner wird also vorgegaukelt, er könne seine Probleme ganz einfach lösen?

Genau. Es wird dem Schuldner ein Versprechen gegeben, dass er mit Hilfe des “Beraters”, seines Vereins, seiner Fachleute, was auch immer, schnell und einfach schuldenfrei werden kann. Der Anfang ist damit gemacht. Das Opfer leistet dann in der Regel eine Unterschrift, etwa eine Bestätigung eines Haushaltsplans, die Beitrittserklärung zu einem Verein oder ähnliches – und überweist dem Betrüger das Geld.

Geld – für was denn genau?

Es gibt verschiedene Vorgehensweisen: Mal muss das Opfer Aufnahmegebühr für einen Schuldnerverein zahlen, mal Honorar für den Beratungsvertrag und mal Einlagen zur Schuldenbereinigung leisten. Die Masche, die dahintersteckt, ist jedoch immer die selbe: Es wird versprochen, dass das, was mit dem meist monatlichen fliessenden Geld passiert, nur und fast ausschliesslich zur Schuldenbereinigung beiträgt.

Warum merken die Leute das nicht gleich?

Weil die Betrüger eben sehr geschickt vorgehen: Der Schuldner wird dann so lange hingehalten, bis er selber merkt, dass da etwas nicht stimmt. Er bekommt weiter Mahnungen und Vollstreckungsbescheide. Oder es war nur eine Zeit lang Ruhe und er bekommt sie wieder – und dann sind oft schon hunderte und Tausende von EURO geflossen. Dann kommen die Menschen zu uns und bringen den oftmals gar nicht so einfach sortierbaren Scherbenhaufen mit.

Was sind diese Betrüger denn für Menschen? Vor wem müssen sich die Insolvenzler in Acht nehmen?

Oft ist die Sorte Vertreter, die auch ihre eigene Großmutter verkaufen würden und die mit Drückermethoden ihre Opfer zu Unterschriften nötigen. Aber es gibt auch den Typus des gebildeten, verständnisvollen Intellektuellen und des feinen, sensible Menschen in Seide oder Nadelstreifen. Oft sind diese Menschen selbst verschuldet und kennen sich deshalb aus mit dem Zustand der Menschen, auf die sie treffen. Sie tun sehr einfühlsam, sind es vielleicht sogar, aber allen gemeinsam ist, dass sie nach der Unterschrift nie mehr in Erscheinung treten, sondern sich dem nächsten Opfer zuwenden.

Gibt es da das typische Opfer oder kann es jeden treffen?

Nein, so verschieden wie die Täter sind auch die Opfer: Jeder, der sich alleine keinen Ausweg mehr weiss und Hilfe braucht, ist gefährdet. Drohende Insolvenz ist Neuland für die allermeisten Menschen. Man hat als Betroffener keine Erfahrung auf dem Gebiet gesammelt wie in anderen Lebensfragen.

Wie kann man sich davor schützen, wie erkennt man solche Betrüger rechtzeitig?

Da es nicht den einen Typus des Betrügers gibt, kann man nur raten, genau hinzusehen, ob die versprochene Schuldenbereinigung nachvollziehbar ist. Und bevor man eine weitere, (man hat ja schon viele abgegeben) Unterschrift abgibt, sollte man immer noch einen anderen fragen, am besten jemand, der uneigennützig etwas von der Sache versteht. Eine Erstberatung sollte immer ohne Kosten sein oder angemessen klar umrissen. Wenn das nicht der Fall ist: VORSICHT!!


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