Resourcenschonendes Arbeiten liegt im Trend. Doch das ist nicht nur unter ökologischen Gesichtspunkten interessant, sondern betrifft auch unser Arbeitsproduktivität. Ansätze, wie sich Nachhaltligkeit aus dem Umweltschutz auf unsere Arbeitsweise übertragen lassen.

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Einfach Aussteigen aus der Überfluss-Gesellschaft?

Ob man dabei so weit gehen muss wie Greta Taubert in ihrem Buch “Apokalypse Now” beschreibt, sei dahingestellt: Taubert berichtet darin, wie sie ein Jahr lang ausgestiegen ist und sich so auf eine neue Gesellschaftsform vorbereitet hat – weg von der Überflussgesellschaft, hin zu einfachen Lebensformen und Selbst-Machen, inklusive Lebensmittelgewinnung aus Müllcontainern und Fische selbst fangen.

Viel mehr sollte man die Rückbesinnung auf natürliche Resourcen und nachhaltiges Wirtschaften als Vorbild auch für andere Lebensbereiche nehmen. Denn der bewusste  Umgang mit unserer Umwelt lässt sich auch auf dem Umgang mit uns selbst und auf unsere Arbeit übertragen: Energieeffizientes, nachhaltiges Arbeiten heißt resourcenschonender, angenehmer und – damit letztendlich auch produktiver und besser arbeiten.

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Nachhaltiger leben als Alternative

Denn auch wenn solche Experimente immer spannend sind, halte ich Aussteigen für kein zukunftsfähiges Modell. Eher sollten wir unsere technologischen Kenntnisse nutzen, um unsere bestehenden Gesesllschaft ökologischer zu gestalten.

Auf einer meiner Pressereise auf die Kanareninsel Teneriffa habe ich mir daher die bioklimatische Siedlung ITER besucht und dort eine Nacht verbracht – und mich mit der Frage beschäftigt: Was bedeutet energieeffizientes, CO2-neutrales Leben eigentlich? Und könnten die Ökohäuser ein Modell für die Zukunft sein?

Die Entstehung der Öko-Siedlung ITER

1995 schrieb das kanarische Forschungsinstitut für Technologie und erneuerbare Energien (ITER) einen Architekturwettbwerb für CO2-neutrale Häuser aus, an dem sich über 400 Architekten aus 38 Ländern beteiligten. Folgende Auflagen gab es dabei für die Häuser: Nicht größer als 120 Quadratmeter, Maximal 3-4 Schlafzimmer und nicht teurer als 1200 US-Dollar pro Quadratmer.

Am Ende wurden 25 der sogenannten Casas Bioclimaticas im Süden der Insel am Fuße des Montaña Pelada gebaut – Kostenpunkt über 10 Millionen Euro. Der Strom kommt von den Windrädern, die die Siedlung umgeben, und von Sonnenkollektoren. Mit dem Strom werden auch Wasserpumpen und Meerwasserentsalzungsanlagen betrieben, mit denen alle Häuser zum Zwecke der ökologischen Wasseraufbereitung ausgestattet sind.

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Wie ökologisch sind die Ökohäuser?

Bei den Häusern kamen nicht nur natürliche Baustoffe wie Stein und Holz zum Einsatz, sondern die Häuser erzeugen auch ihre eigene Energie bei gleichzeitig möglichst geringem Verbrauch. Dabei hat jedes Haus seine ganz eigene Art, diese Aufgabe zu lösen:

Der Wettbewerbssieger “La Geria” etwa steht in einer Grube von einer halbrunden Mauer umgeben, die vor Wind und Feuchtigkeit schützt. Das hat Architekt César Ruiz-Larreazum dem Weinbau auf Lanzarote abgeschaut. An der richtigen Stelle angebrachte, aufeinander und auf den Wind abgestimmte Luftschlitze sorgen nicht nur für Belüftung, sondern fungieren gleichzeitig als natürliche Klimaanlage.

Die gibt es auch im französischen Haus “El Rio”: Hier fließt ein Wasserkanal direkt durch das Haus und kühlt die Raumtemperatur. Und der spanische Architekt von “Las Bóvedas” konstruierte ein teilweise unterirdisches Gebäude mit Gewölben aus Vulkanstein, das sich nur zum Süden hin öffnet.

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Kein Haus funktioniert unabhängig vom Standort

Was mich dabei besonders fasziniert hat: Jedes Haus ist genau auf den Platz abgestimmt, auf dem es steht: So manches Haus würde genau so nur 100 Meter weiter gar nicht mehr funktionieren. Dieser Einklang mit dem Ort ist das wahre Geheimnis der Energieeffizienz.

Der Energieverbrauch der Häuser wird dabei genauestens überwacht: Gemessen wird dabei u.a. die Raumtemperatur, die Temperatur der Wände, die Luftfeuchtigkeit, der Luftzug, der CO2-Ausstoß sowie die Anwesenheit von Leuten. Um diese zu gewährleisten und um die Kosten zu decken, werden die Häuser, durchaus auch designtechnische Besonderheiten, an Feriengäste, vermietet.

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Was wir durch die Ökologie für unsere Arbeit lernen können

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Fazit: Kein Modell für Deutschland?

Die kanarischen Inseln decken heute schon über 15 Prozent ihres Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien – mehr als doppelt soviel als im EU-Durchschnitt üblich ist. Und das Beispiel zeigt ganz deutlich: Von Umweltschutz kann man viele Dinge für ein besseres, produktives Arbeiten lernen und vielleicht einiges davon in eigenen Projekten umsetzen und verbessern.

Die restliche Energieversorgung auf den kanarischen Inseln ist aber weitgehend von außen abhängig. Die Öko-Häuser sollen nun dabei helfen, energieeffiziente Lösungen für warme Regionen zu finden. Das genau ist auch für mich der große Knackpunkt an der Öko-Haus-Siedlung: Die kanarischen Inseln bietet mit Dauersonne, Wind und Wärme praktische ideale klimatische Bedingungen für co2-neutrale Häuser. Einfach so auf unsere kalte Region übertragbar ist das System leider nicht: Im kalten Norden müssen für Energieeffizienz vermutlich ein größerer Aufwand betrieben werden. Darauf hat ITER jedoch keine Antwort.