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“Das persönliche Thema kommt irgendwann zu einem”, schrieb ein Rostocker Autor. Bei mir klopfte die Lebensaufgabe Tod, darunter verstehe ich etwas zu meinem Leben gehörendes, früh an. Mein Geburtstag fällt zum Beispiel oft auf einen Totensonntag. Und auch sonst zeigte sich Gevatter Tod, von mir unbemerkt, in vielen Auf- und Umbrüchen meines Lebens.

Von der Krise zur persönlichen Bestimmung

Mein Leben nahm Ende der 90er Jahre eine entscheidende Wende in diese Richtung, als die zwei schwärzesten Jahre meines Daseins anbrachen. Alles begann, als mein Vater 1997 an Krebs erkrankte und meine Mutter 1998 in einem Krankenhaus an einer Blutvergiftung verstarb.

Mein Vater wählte kurz darauf den Freitod. 1999 erkrankte ich selbst. Das Leben erschien mir nur noch sinnlos. Im Tod sah ich einen trostvollen Ausweg. Irgendwann sagte mir eine Eingebung: “Irene, bleib! Lerne zufrieden zu sein und finde Deine Bestimmung.”

Der Schlüssel zum Tod öffnet die Tür zum Leben

Seither wendet sich mein Schicksal, an dessen Anfang die Chance stand, eine Galerie zu leiten. Gefördert durch den Inhaber Michael Pohl, entfalteten sich meine Potenziale. Ich lernte eine Geschäftsfrau zu sein und hatte wundervolle Begegnungen mit Kunst und Künstlern. Fand Antworten auf meine Seinsfragen. Dann das Aus.

Nachdem ich meinen verlorenen Job ausreichend betrauert hatte, führte mich meine innere Stimme ins hiesige Hospiz. Intuitiv suchte ich dort die Antwort auf die Frage, ob es möglich ist, humaner zu sterben als mein Vater. Für sieben Jahre begleitete ich ehrenamtlich Sterbende und deren Angehörige. Erlebte mit, wie diese durch Annahme auf der körperlichen-geistigen und seelischen Ebene zumeist friedvoll, schmerzgelindert und in der Nähe vertrauter Menschen entschliefen.

Den Tod mitten ins Leben tragen: Wie wird man Trauerredner?

Ein Meilenstein für mich war ein Tag im Jahr 2003. Vor dem Schaufenster eines Bestattungshauses stehend hatte ich die Idee: “Gedenkreden könntest Du auch halten.” Seither gedachte ich mehr als 190 Verstorbenen, entdeckte in der stetigen Beschäftigung mit diesem Bereich meine Marktlücke und entwickelte meine Vision.

“Licht in das Tabuthema Tod und in die Trauer der Menschen tragen […] Abschiedsfeste zelebrieren, die ein letztes Mal den Geist und die Persönlichkeit eines Menschen fühlbar machen und ein Spiegel gelebten Daseins sind.”

Es fällt Dir zu, was fällig ist: Von der Vision zur Marketing-Strategie

Meine Vision in alten Strukturen Realität werden zu lassen, erwies sich jedoch mehr als schwer. Ich brauche neue Anregungen, z.B. für meine Marketingstrategie.

2006 entdecke ich einen Zeitungsartikel, der über einen Professor berichtete, der seine Theorien in der Praxis erprobte. Die Vermarktung der Teekampagne erfolgt ausschließlich über das Internet. “Das ist es!”, dachte ich und begann mit dem Aufbau meiner Webpräsenz

Lebensgeschichten dauerhaft bewahren

Die Erfahrungen die ich in meinem Geschäftszweig machte, ließen in mir zwei Erkenntnisse reifen. Und zwar die, dass ich Lebensgeschichten dauerhaft bewahren wollte und dass die Lösung, meine Nischenprodukte rentabel zu vermarkten darin liegt, den Tod mitten ins Leben zu tragen.

Von diesen Gedanken beseelt und in der stetigen Reflexion meiner Erlebnisse entstanden im Laufe der Zeit weitere Dienstleistungen: Biographien, Firmenchroniken und Lebens-Zwischen-Bilanzen. Sie alle profitieren von meinen Einsichten um unser Lebensende.

Dank Social-Media-Kommunikation zur etablierten Profession

Um sie bekannt zu machen, nutze ich meine Website, mein Blog http://blog.irene-wahle.de oder Blogs von Netzwerkpartnern wie

Dort beantworte und stelle ich Fragen. Außerdem äußere ich mich zu aktuellen Themen. Etwa zur Änderung des Transplantationsgesetzes und zum Hirntod. Wichtig sind mir Hinweise zur Vorsorge, wie zur Patientenverfügung und zum virtuellen Testament. All das brachte mich mit den Menschen zusammen, die meine Dienstleistungen brauchen und wollen. Heute, sechs Jahre nach der ersten Inspiration, ist meine Profession etabliert.

Das Internet macht das Tabuthema Tod wie ein Seismograph sichtbar

Obwohl es da einerseits das Tabu Tod gibt, das in jedem von uns auf Erlösung harrt spüre ich andererseits eine Trendwende in unserer Gesellschaft, deren Evolution im Internet sichtbar wird.

Das Netz vereinfacht es der wachsenden Zahl interessierter Menschen, die sich über Sterben und Tod informieren wollen und denen, die etwas zu sagen haben, zusammen zu finden. Es schenkt in sich mehrenden Möglichkeiten den Menschen Räume ihrem Mitgefühl, ihrer Trauer und ihrem Gedenken in der Bandbreite ihrer Emotionen Ausdruck zu verleihen.

So geschehen, als die Kommunikationsexpertin Vera F. Birkenbihl an Krebs erkrankte. Sie selbst twitterte Mitteilungen und freute sich ihrerseits über Genesungswünsche aus der Netzgemeinde. Als sie starb, gaben die Menschen auf vielen Websiten, Foren und Blogs ihrer Trauer und ihrem Gedenken persönlich Ausdruck.

Kunstvoll Abschied nehmen – vom Sterben im Leben und im Tode

Innerhalb von vierzehn Jahren nahm ein Herzensprojekt Gestalt an. Mein Buch-Ratgeber zeigt auf wie verwoben Leben, sterben und Tod sind und welche Geschenke in der Auseinandersetzung mit unserem Dasein vorborgen ruhen.

Das Buch ist all jenen gewidmet, die sich bewusst mit allen Lebensphasen auseinander setzen und das Lebensende arrangieren wollen. Genau wie denjenigen, die andere Menschen beim Sterben begleiten oder deren Abschied gestalten wollen.

Wer kennt einen geeigneten Verlag?

In dem Ratgeber-Buch, an dessen Entstehung das Medium Internet großen Anteil hat, verflechte ich Erkenntnisse als Betroffene, Angehörige und als Begleiterin in der Hospiz- und Biographiearbeit; sowie mit den Gedanken von Spezialisten; Freunden und Geschäftspartnern unterschiedlicher Glaubensrichtungen;sowie mit den Reflexionen mittlerweile verstorbener Menschen und deren Angehörigen.

Theoretische Hinweise zu den einzelnen Themen werden mit Beispielen aus besagtem Personenkreis untermauert. Diese Verknüpfung soll den Lesern helfen, essenzielle Themen unseres Daseins leichter zu verstehen und sich daraus resultierend, ihren eigenen Standpunkt zu bilden. Nun wartet der Ratgeber darauf in die Hände eines wertschätzenden Verlegers zu gelangen.