Gerne wird ja darüber lamentiert, dass Frauen zu wenig verdienen, weil sie einfach die falschen, schlecht bezahlten Berufe wählen. Eine Studie zeigt nun: Je höher der Frauenanteil in einem Beruf, desto geringer der Verdienst. Und: Eine Langzeitstudie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigt: Das ist längst nicht das einzige Problem. Frauen in Führungspositionen verdienen immer noch knapp ein Viertel weniger als Männer.

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Quote ist nicht das einzige Problem

Wenn es nach Manuela Schwesig geht, soll die fixe Quote für die Aufsichtsräte der Großunternehmen ab dem 1. Januar 2016 angewendet werden. Das bedeutet im Klartext: Jeder Posten, der neu zu besetzen ist, müsste dann so lange mit einer Frau aufgefüllt werden, bis 30 Prozent erreicht sind.

Ob damit dann aber Gleichberechtigung erzielt wäre, darf, wenn man nach aktuellen Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) geht, bezweifelt werden.

Daten aus dem Sozio-oekonomischen Panel

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Diese basieren auf dem  Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) am DIW, die größte und am längsten laufende multidisziplinäre Langzeitstudie in Deutschland, die als Teil der Forschungsinfrastruktur in Deutschland unter dem Dach der Leibniz-Gemeinschaft (WGL) von Bund und Ländern gefördert wird.

Für das SOEP werden seit 1984 jedes Jahr vom Umfrageinstitut TNS Infratest Sozialforschung mehrere tausend Menschen befragt. Zurzeit sind es etwa 30.000 Befragte in etwa 15.000 Haushalten. Die Daten des SOEP geben unter anderem Auskunft über Einkommen und Erwerbstätigkeit.

Wer wurde befragt?

Der untersuchte Personenkreis umfasst in den Berechnungen auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) Personen zwischen 18 und 64 Jahren, die angaben, eine der folgenden Positionen inne zu haben:

Führungs-Frauen verdienen knapp ein Viertel weniger als Männer

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Der geschlechtsspezifische Verdienstunterschied Vollerwerbstätiger in Führungspositionen und hochqualifizierten Tätigkeiten in der Privatwirtschaft lag im Jahr 2012 bei fast einem Viertel (23 Prozent).

Frauen verdienten im Mittel fast 4.000 Euro monatlich, Männer hingegen rund 5.200 Euro. Die entsprechende tatsächliche Wochenarbeitszeit lag im Schnitt bei Männern bei 47 Stunden pro Woche und bei Frauen 45 Stunden.

Kaum Änderungen in den letzten 10 Jahren

Die durchschnittliche absolute Verdienstdifferenz zwischen den Geschlechtern hat sich in den letzten zehn Jahren nur wenig verringert: Sie lag 2012 bei gut 1.200 Euro. Bei den Frauen stieg der Verdienst im Vergleich zu 2002 nominal um rund 800 Euro, bei den Männern um knapp 750 Euro.

Aufgrund des geringeren Ausgangsniveaus der Verdienste vor zehn Jahren (Frauen: rund 3.150 Euro, Männer rund 4.400 Euro) fällt der geschlechtsspezifische Verdienstunterschied heute geringer als damals aus (2002: knapp 29 Prozent).

Sind Frauen selbst Schuld an zu wenig Verdienst?

Im Journalismus, einem mittlerweile klassischen Frauenberuf, ist mir schon oft aufgefallen, dass die Frage nach einem vernünftigen Honorar auf der Gegenseite mit einem schockartigen Herunterklappen der Kinlade beantwortet wird.

So sehr, so scheint es mir oft, sind Verlage daran gewöhnt, dass frau ihre Schreibarbeiten für einen Appel und ein Ei anbietet, weil sie ja froh ist, bequem irgendwas von zu Hause machen zu können. Und dementsprechend ist es eben auch schwer, in klassischen Frauenberufen ein vernünftiges Honorar zu erzielen.

Frauen studieren nicht das falsche, sondern fordern zu wenig

Das war im Journalismus übrigens nicht immer so: Früher war das mal ein klassischer Männerberuf und es wurde auch anständig verdient. Und in den Führungsetagen, da ist, oh Wunder, der Journalismus auch heute noch männlich dominert.

Insofern irrt nicht nur der Kollege von der FAZ, wenn er fordert, Frauen sollten das Richtige studieren, die angeblich wichtigen Fächer und Jobs machen, um mehr zu verdienen. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Frauen sollten in egal welchem Job, dafür sorgen, dass sie vernünftig verdienen.

Zur Methodik der Studie

Wie wäre es im Gegenteil mit der These, dass Berufe, sobald Sie stärker von Frauen dominiert werden, in ihrer gesellschaftlichen Bedeutung und damit auch beim Verdienst abgwertet werden? Eine Studie zeigt jedenfalls genau in diese Richtung:

Der Titel der Studie lautet „Occupational Sex Segregation and Management-Level Wages in Germany: What Role Does Firm Size Play?“, erschienen ist sie in englischer Sprache als DIW Discussion Papers No. 1206.

Die Autorinnen Anne Busch und Elke Holst, Forschungsdirektorin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin, haben anhand ökonometrischer Modelle untersucht, welche Merkmale den Verdienst beeinflussen. Die Daten-Basis lieferte Sozio-oekonomisches Panel (SOEP).

Je höher der Frauenanteil, desto geringer der Verdienst

Ein Ergebnis ist, dass vollzeitbeschäftigte Angestellte in der Privatwirtschaft, die keine Führungsposition einnehmen, einen geringeren Verdienst erzielen, je höher der Frauenanteil in einem Beruf ist. In Führungspositionen tritt dieser Effekt jedoch nur bei größeren Unternehmen auf.

„Offenbar profitieren in Führungspositionen vor allem Männerberufe und nicht die (wenigen) Frauenberufe von den besseren Verdienstchancen in größeren Unternehmen“, sagen die beiden Autorinnen.

Weitere Informationen

Zu den Einflussgrößen auf den Gender Pay Gap (auch im Vergleich zu Nicht-Führungskräften) vgl. Anne Busch und Elke Holst (2013): Geschlechtsspezifische Verdienstunterschiede bei Führungskräften und sonstigen Angestellten in Deutschland: Welche Relevanz hat der Frauenanteil im Beruf? In: Zeitschrift für Soziologie. Jg. 42. Heft 4. S. 315 – 336.


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