Die Überforderung des Menschen durch die Arbeitswelt ist ein heftig diskutiertes Thema. Und sie verursacht nicht nur Stress, sondern auch Ängste und Depressionen. Ein Psychiater gibt 10 Tipps, mit gesundem Menschenverstand wieder aus der Krise herauszukommen.

Best of HR – Berufebilder.de®

Überforderung, Stress, Ängste und Depressionen bis zum Burnout

Stress und Burnout sind in aller Munde und aus der gegenwärtigen Diskussion um Achtsamkeit, Zeitmanagement und WorkLifeBalance nicht mehr wegzudenken. Es gibt ungezählte Bücher und Experten, die darüber Auskunft geben können. Als prominentes Beispiel hat Miriam Meckel ein Buch über dieses Thema geschrieben.

Und es gibt, als Antithese sozusagen, sogar das “Boreout”, also Stress durch Unterforderung. Heute würde vermutlich jeder sagen: Klar, Burnout ist eine ernstzunehmende Krankheit. Burnout ist sogar als Ursache für Berufsunfähigkeit anerkannt. Nun sagt ein Psychiater: “Alles Quatsch” und sagt ganz einfach: “Redet mit Eurer Oma”.

Anerkannte Berufskrankheit oder Lebenskrisen?

Ist Burnout also tatsächlich eine Krankheit? Schauen wir uns das einmal genauer an: Das Landgericht München zumindest hat diese Haltung, dass Burnout ein Krankheit ist, vertreten. 2006 erklärte es in einem Grundsatzurteil Burnout zum Fall für die Berufsunfähigkeitsversicherung.

Geklagt hatte ein Manager, dessen Versicherung zunächst nicht zahlen wollte und der nach dreijährigem Rechtsstreit schließlich Recht bekam. Und überhaupt. Psychische Erkrankungen und nervliche Belastungen gelten als eine der Hauptursachen für Berufsunfähigkeit. Und solche Probleme sollen einfach nur Lebenskrisen sein, die sich vielleicht einfach nur mit gesundem Menschenverstand lösen lassen?

Depressionen, Stress und Ängste: Gibt es Burnout überhaupt nicht?

Denn der Chefarzt eines großen psychiatrischen Krankenhauses in Köln erklärt in der Frankfurter Rundschau, dass es Burnout als Krankheit gar nicht gibt. Er warnte sogar davor, das Thema zu dramatisierten. Viel mehr sollten die Menschen ihre Isolation verlassen und die Gemeinschaft suchen. Im Interview zu seinem aktuellen Buch “Die Fälschung der Welt” sagt Dr. Manfred Lütz:

“Burnout gibt es als Krankheit gar nicht. In der internationalen Klassifikation psychischer Störungen durch die Weltgesundheitsorganisation kommt es überhaupt nicht vor. Es ist eine Z-Kategorie. Das sind keine wirklichen Krankheiten, sondern allgemeine Lebensprobleme.”

Lebenskrisen lösen, Teufelskreis durchbrechen: Gemeinschaft suchen

Und um solche Probleme zu lösen, meint Lütz, müsse man nicht etwa zum Psychiater gehen, sondern mit guten Freunden und Familienangehörigen sprechen. Das ist vermutlich auch der beste und einfachste Weg, der Isolation herauszufinden und zurück in die Gemeinschaft Gleichgesinnter zu finden.

Dabei müssen Betroffene vermutlich oft einen Teufelskreis durchbrechen, da sie durch den Stress bei der Arbeit das Pflegen persönlicher Kontakte stark vernachlässigt haben. Wer denn einsam und möglicherweise depressiv ist, arbeitet noch mehr, um diesen negativen Gefühlen zu entkommen. Ein Ende ist dann bald nicht mehr in Sicht.

Ständige Erreichbarkeit gab es früher schon

Lütz Thesen wurden natürlich auch in Sozialen Netzwerken diskutiert. So erhielt der Psychiater breite Zustimmung bei Facebook. Besonders plakativ ist dabei übrigens seine Antwort auf die Frage nach der Überforderung des Menschen durch ständige Erreichbarkeit – sie zeigt etwas übersteigert, wie sehr man das Thema auch dramatisieren kann.

“Im Dreißigjährigen Krieg waren die Leute rund um die Uhr für die Schweden erreichbar. Das war viel unangenehmer.”

10 Thesen zur Überforderung in Job und Leben

Was aber kann man konkret unternehmen? Die Diskussionen zum Thema zeigen, dass es vielen Menschen schwer fällt, den letzten Schritt raus aus der Isolation und dem Stress-Teufelskreis zu tun. Auch dazu gibt der Psychiater Tipps, die ich hier einmal übersichtlich aufgelistet habe: