Mobile Learning ist ja auch so ein trendiges Schlagwort  – aber eines, das ziemlich weit gefasst ist, wenn man mal genauer hinschaut: Während in Berlin eine mobile Obdachlosen-Uni initiert wurde, schenkt in Bonn eine Hochschule ihren Studierenden ein iPad. Die Gegensätze könnten größer nicht sein. Und wie sieht jetzt das echte “Mobile Learning” aus?

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Eine Uni für Obdachlose

In Berlin wurde in diesem Jahr eine Obdachlosen-Uni ins Leben gerufen. Sie will Menschen ohne Wohnung nicht etwa die üblichen Seminare zur Wiedereingliederung in die Gesellschaft bieten, sondern kreative Lehr- und Lernangebote in allen Bereichen – von der Landeskunde Ägyptens über Theater bis zu Philosophie.

Denn auch wenn Obdachlose öffentliche Bildungsangebote, etwa bei Volkshochschulen, wahrnehmen könnten, fehlt ihnen oft der Mut und das Geld dazu. Unterrichtet wird daher ganz mobil in Obdachlosen-Unterkünften oder anderen Orten, an denen sich Menschen ohne festen Wohnsitz treffen oder aufhalten.

Obdachlose als Dozenten

Das besondere daran ist aber: Die Obdachlosen sind nicht nur Kursteilnehmer, sonder auch Dozenten. Auf dies Weise soll ihnen eine neue Perspektive vermittelt werden, indem sie erfahren, dass ihre Fähigkeiten geschätzt und gebraucht werden. Auf der Website der Obdachlosen-Uni steht dazu:

Der Obdachlose soll erfahren, dass sein Wissen und Können eine hohe Relevanz besitzen und seine Erfahrungen von anderen gebraucht und geschätzt werden. Durch das Vorbereiten eines Vortrags/Referats wird neben der Steigerung des Selbstbewusstseins aber auch eine Vertiefung im jeweiligen Themenfeld stattfinden, da sich der Vortragende im Vorhinein gründlich mit dem Thema beschäftigen wird.

Eine Umfrage zeigt ein breites Fächerangebot

Welche Fähigkeiten die Obdachlosen überhaupt vermitteln können und wollen, wurde von Mai bis November 2011 in einer Befragung erhoben. Heraus kam dabei überraschendes, wie auf DeutschlandRadio Wissen, wo es auch einen Audiobeitrag zum Thema gibt, nachzulesen ist:

“Bei einer Umfrage unter Obdachlosen kam heraus, dass sie eine große Bandbreite von Fächern anbieten können. Von Geschichtsvorlesungen bis zu Social-Media-Seminaren.”

Verschenktes Potenzial

Welches potenzial verschenkt dieses Land, das in der Pisa-Studie notorisch auf den hinteren Plätzen steht und in dem in der Hauptstadt mehr Geld für einen Flughafen ausgegeben wird als für die Bildungseinrichtungen, da eigentlich?

Verschenken ist ein gutes Stichwort, denn auch die Internationale Hochschule Bad Honnef/Bonn (IUBH) wollte was für das Mobile Learning tun und schenkt ihren neu immatrikulierten Studierenden ab dem 1.10.2012 ein kostenloses iPad 3.

Ein iPad für zahlungswillige Studenten

Fairerweise muss man sagen, dass die Studierenden dort je nach Studiengang zwischen 4.000 und 5.000 Euro pro Semester zahlen, da sind die Kosten für das iPad vermutlich schon enthalten. Update: Das sind die Preise für die Präsenzstudiengänge. Die Fernstudiengänge kosten zwischen 1.800 Euro und im Master knapp 2.500 Euro.

Aber immerhin haben die Bachelor- und Master-Fernstudenten damit zu jeder Zeit und an jedem Ort Zugriff auf das gesamte Lehr- und Lernangebot des IUBH Fernstudiums. Das iPad bietet ohne Zweifel vielfälige Einsatzmöglichkeiten:

Umfangreiche Einsatz-Möglichkeiten des iPads

Lernmaterialien können über iTunes University (iTunes U) von überall abgerufen und genutzt werden, Online-Skripte, Lösungshefte und Video-Vorlesungen können direkt auf das iPad heruntergeladen und angeschaut verwenden.

Der Kontakt mit Kommilitonen und Betreuern kann direkt aus der Lernumgebung heraus z.B. per eMail oder Forum erfolgen, automatische Erinnerungen z.B. für Online-Tutorien können aktiviert werden.

Toll, dass die IUHB auf diese Weise das Mobile-Learning ausbauen möchte, das könnte für eine Hochschule der Weg in die richtige Richtung sein. Schade nur, dass die Maßnahme nur neue Studenten adressiert, die sich bis 31.12.2012 noch schnell einschreiben.

Neukundengewinnung mit Zwangsverpflichtung

Zudem muss das iPad Im Fall einer vorzeitigen Beendigung des Fernunterrichtsvertrags in funktionsfähigem Zustand innerhalb einer Woche nach Beendigung zurückgegeben werden – Kosten für Schäden und Rückversand trägt natürlich der Studierende.

Eine nachhaltige Mobile Learning Strategie sieht für mich irgendwie anders aus. Die Mobile-Learning-Aktion wirkt auf mich wie der Neukundengewinnungs-Versuch der Sparkasse nebenan mit Zwangsverpflichtung, bei der Stange zu bleiben. Welche Strategie findet Ihr denn besser?