Gute Geschichten sind anders als der übliche Kram, sie überraschen und docken an Emotionen an. Sie werden am besten im Wechsel von Vergangenheit und Gegenwart erzählt. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes merkwürdig und sie sind vor allem – wahr. Unternehmen brauchen einen regelrechten Geschichtenfundus. So gehen Sie auf die Suche nach guten Geschichten.

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Die besten Geschichten erzählen die Kunden selbst

Die besten Geschichten sind die Ihrer Kunden. Und am wirkungsvollsten ist es, wenn Kunden höchstpersönlich von ihren Erlebnissen berichten. Machen Sie also die Kunden zu einem aktiven Teil ihrer Storys. Deren Erfahrungsberichte und Referenzen sind weit glaubwürdiger als Begebenheiten, die Sie selbst in Umlauf bringen.

Reden Sie mit Ihren Kunden, um passende Geschichten in Erfahrung zu bringen. Sammeln und dokumentieren Sie diese und geben Sie Passendes zwecks Weiterverbreitung zügig in Umlauf. Auch die einschlägige Presse kann hierfür ein dankbarer Abnehmer sein.

Geschichten hingegen, die nicht stimmen oder geschönt sind, werden früher oder später entlarvt, wofür immer öfter auch die entrüsteten Mitarbeiter sorgen. Falsche Loyalität, bei der die Belegschaft wissentlich das unethische Verhalten der Oberen deckt, gibt es nicht mehr. Und das ist auch gut.

Der Flurfunk: ein ergiebiger Geschichtenspeicher

Ermitteln Sie auch: Welche Geschichten werden bei Ihnen auf den Gängen und über den Flurfunk erzählt? Und was sagen sie über die Stimmung im Unternehmen? Ist der Kunde darin Held oder Horrorgestalt? Was wird von Praktikanten ausgeplaudert und von Außendienstlern unters Volk gebracht? Wie reden Servicemitarbeiter beim Kunden über Internes?

Welche Storys werden von Lieferanten und Partnern über Sie weiterverbreitet? Was erzählen die Führungskräfte hinter vorgehaltener Hand? Und was der Pförtner, wenn man ihn fragt? Welche Anekdoten haben Mitarbeiter, die bereits im Ruhestand sind, aus früheren Zeiten parat? Was erzählen sich die Azubis? Und was verbreiten Ehemalige auf Arbeitgeber-Bewertungsportalen?

Geschichten müssen intern verbreitet werden

Das Bild, das Ihre Leute zeichnen, ist das Bild, das man von Ihnen haben wird. Erzählen Sie also die Geschichten, die man über Sie erzählen soll! Reden Sie über Resultate und nicht über Probleme! Von einem positiven Image werden alle wie magisch angezogen: die (potenziellen) Mitarbeiter und die (potenziellen) Kunden.

Erzählen Sie deshalb Erfolgsgeschichten: bei jeder Begegnung, auf allen Meetings, selbst in der Raucherecke. Erfolgsgeschichten machen stolz und beflügeln. “So gut sind wir (schon)”, wollen sie zeigen und ermuntern zum Besserwerden. “Stellt euch nur vor, wenn wir jetzt noch…”, säuseln sie und kreieren Begehren.

Wie der Chef zum Geschichtenerzählen animiert

Am besten halten Sie, wenn Sie der oberste Chef sind, beim nächsten großen Mitarbeiteranlass eine flammende Rede. Ziehen Sie Ihr Jackett aus, lockern Sie Ihre Krawatte, treten sie vom Rednerpult weg und direkt vor Ihre Leute. Dann erzählen Sie, ohne einen Namen zu nennen (!), die Geschichte eines Mitarbeiters, der sich für die Firma besonders ins Zeug gelegt hat.

Am Ende sagen Sie in freier Rede in etwa dies: “Dies ist jetzt nur eine Geschichte, die mir kürzlich zu Ohren gekommen ist. Das macht mich so stolz auf unsere Mitarbeiter. Und ich bin sicher, es gibt noch viele solcher Geschichten. Wir, unsere Firma, wir brauchen viele solcher Geschichten. Lassen Sie uns diese Geschichten sammeln und rege weitererzählen, drinnen und draußen.

Die anderen, unsere Wettbewerber, sollen ihre Lästergeschichten unter die Leute bringen, wir tun das nicht. Kein Sportler würde seine Negativgeschichten hervorkramen, wenn er zum nächsten Sieg eilen will. Er führt sich vielmehr seine größten Erfolge vor Augen. Das können wir auch! Wir wollen eine Firma sein, die es krachen lässt. Dazu brauche ich euch, jeden von euch.” Und dann erklären Sie, wo Sie solche Geschichten von nun an sammeln wollen.

Geschichten machen ein Ereignis unvergesslich

Was passiert dabei im Gehirn Ihrer Leute? Die Siegerspirale kommt in Gang. Dopamin-, Testosteron- und Serotoninspiegel steigen. Dieser Mix sorgt für Selbstbewusstsein, Leistungsbereitschaft und den Glauben an weitere Siege. Erfolgsgeschichten spornen uns an, sie beflügeln und setzen eine Menge Energien frei.

Sie werden gut behalten und gerne weitererzählt. Suchen und finden Sie also systematisch positives Konversationsmaterial. Durchforsten Sie vor allem auch die sozialen Medien zu diesem Zweck. Veranstalten Sie einen Geschichten-Erzählwettbewerb. Oder laden Sie dazu ein, Ihnen erlebte Geschichten zuzusenden.

So wurde zum Abschied des Volkswagen Kombi nach besonderen Geschichten gesucht, die die Menschen mit ihm erlebt hatten: Woodstock, eine Reise um die Welt, die Geburt eines Kindes. Alle Protagonisten erhielten ein spezielles Abschiedsgeschenk. Schließlich hatte das Auto selbst einen letzten Wunsch. Daraus ist ein berührender kleiner Film geworden.

Holen Sie einen Geschichten-Goldgräber ins Haus

Holen Sie sich bei Bedarf einen Geschichten-Goldgräber ins Unternehmen. Externe mit einem unverstellten Blick finden oft prächtige Story-Nuggets, die beim betriebsblinden Internen niemals aufblitzen würden. Auch das Erzählen solcher Geschichten ist eine Kunst. Sie sollen sich ja weiterverbreiten. So machen erfahrene Wirtschaftsjournalisten aus den drögesten Anwenderberichten professionelle Erfolgsreportagen.

Ein großes Plus: Weil sie nicht vom Unternehmen selbst, sondern von einem neutralen Dritten geschrieben wurden, fehlt in solchen Arbeiten die übliche Selbstbeweihräucherung, es kommt zu einer sprachlichen Schärfung, die Außensicht wird besser rübergebracht und die Geschichte erscheint weniger werblich. Und was löst das bei demjenigen aus, der diese Geschichte dann liest? Einen “Das hätte ich auch gern”-Reflex.