Wie viel Ballast schleppen Sie mit sich herum? Wie groß ist Ihr Wunsch nach Veränderung? Tatsache ist: Instant-Optimierung funktioniert selten. Und oft sollten wir lieber Stärken betonen, statt an den Schwächen herumzudoktern.

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Einmal Instant-Veränderung bitte!

Veränderungswille ist etwas Gutes. Wir brauchen ihn, um unsere Ziele zu erreichen, uns weiterzuentwickeln und um unsere Komfortzone zu verlassen. Aber wie weit darf und soll diese Veränderung gehen? Wo bleibt bei all der Veränderung dann die Authentizität? Wollen wir die Veränderung um jeden Preis?

Viele Coachees kommen zu mir und sagen mir: “Frau Topf, ich muss ganz schnell souverän werden, bessere Vorträge halten, einen Konflikt lösen” oder: “Ich brauche sofort mehr Durchsetzungsvermögen”.

Was tun gegen Stress und Optimierungsdruck?

Vieles weist darauf hin, dass der Optimierungs- und Erfolgswahn ein neues Niveau erreicht hat. In der Schweiz häufen sich die Managerselbstmorde auf höchster Ebene. In London stirbt ein Praktikant nach 72 Stunden ununterbrochener Arbeit.

Das kann man für Einzelfälle halten, es kann aber auch ein Zeichen für eine gesellschaftliche Entwicklung sein. Die Belastung steigt auf vielen Ebenen. Druck und Ballast vermehren sich ungebremst. Das Privatleben wird immer mehr in den Hintergrund gedrängt, Erholungszeiten fehlen. Doch was tun gegen Stress und Optimierungsdruck?

Die Antwort: Ballast abwerfen

Um zu erkennen, wie wir Ballast loswerden können, müssen wir zuerst wissen, was das überhaupt ist. Im Leben, insbesondere im beruflichen, wird immer mehr von uns verlangt.

Frei nach dem Motto “Schneller, höher, weiter”, sollen wir länger, effektiver und überhaupt besser arbeiten und dabei auch noch in jeder Hinsicht flexibel bleiben. Im Streben nach Erfolg versuchen wir uns selbst zu übertreffen. Wir stellen die Bedürfnisse nach Ruhe, Atempausen und Entspannung immer wieder zurück.

Quantified Self – die Vermessung unseres (Privat)lebens

Auch im privaten ist die Selbstoptimierung angekommen. In Zeiten, in denen Freizeit immer knapper wird, entfalten Bewegungen wie “Quantified Self” eine neue Kraft.

Wir vermessen das Leben mit Apps und Produktivitätslogs und optimieren jede Sekunde unseres Daseins. Und dann reden uns Gurus auch noch ein: “Alles ist möglich!” Aber lassen Sie sich nicht verführen!

Was brauche ich wirklich?

Denn dieser Optimierungswahn hat nichts mit Ihnen, Ihren Stärken oder Ihrem Veränderungsbedürfnis zu tun. Auch wenn der Wunsch nach dem bestmöglichen Leben verständlich und groß ist, sollten Sie sich zuerst fragen:

Not harder, but smarter

Fokussieren Sie sich. Niemand braucht immer mehr. Reduzieren Sie bewusst und denken Sie sich: Lieber habe ich einen Teil gut erreicht, als Vieles angefangen und doch nicht weitergekommen. “Not harder, but smarter”, dieses alte Motto sollten wir uns häufiger ins Gedächtnis rufen.

Finden Sie heraus, was Ihnen leicht fällt. Machen Sie kleine Schritte. Was sind Ihre wirklichen Stärken? Und an welchen Schwächen können und wollen Sie wirklich arbeiten? Weil Sie es wollen und nicht, weil andere es von Ihnen fordern oder Ihnen einreden wollen. Sie wissen das aber nicht wirklich? Das lässt sich gut in einem Coaching klären.

Minimalismus: Diogenes ist Vorbild

Selbstoptimierung ist zur Zeit ein großes Thema. Das Gegenteil ist der Minimalismus, der für immer mehr Menschen einen Ausweg zu bieten scheint.

Was brauchen wir wirklich? In Zeiten des steigenden Konsums und immer größerer Anforderungen im Beruf, des immer höher, weiter, schneller, kürzer gerät diese Frage für viele in Vergessenheit.

Dieser Trend hat ein berühmtes Vorbild: Den Philosophen Diogenes in seinem Fass. Er war mit seiner Behausung und seinem Leben völlig zufrieden, obwohl er so gut wie nichts besaß. Daran orientieren sich auch moderne Minimalisten.

Was brauche ich wirklich?

Beim “Minimalismus”, “Downshifting” oder “Einfach leben” geht es immer um die Frage: Was brauche ich wirklich? Die Anhänger dieses Lebensstils hinterfragen ihr Verhalten hinsichtlich Konsum, Besitz und Beziehungen auf echte Notwendigkeit. Sie erhöhen ihre Achtsamkeit, um ihre eigenen Ziele zu verwirklichen statt Trends hinterherzulaufen.

Ich sehe schon, jetzt kommen ein paar Fragen auf:

  1. Was bedeutet dieses Hinterfragen in puncto Ihrer persönlichen Weiterbildung und persönlichenVeränderung?
  2. Sie haben “Stillstand ist Rückschritt” in dem einen Ohr und “Lebenslanges Lernen” im anderen?
  3. Und bekommen dabei womöglich das Gefühl, der sprichwörtliche Hamster im Rad zu sein?