Geld für Kulur- und Tourismusprojekte kommt immer öfter aus Crowdfunding – dank Facebook, Twitter und Co. können Spukhäuser rennoviert, interantionale Treffen veranstaltet und Tourismus-Projekte finanziert werden.

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Die Paradoxie der Tourismus-Wirtschaft

Zur Berlinale gibt es ein Filmcamp, das eben parallel zur Berlinale veranstaltet wird. Eines der vorgestellten Crowdfunding-Projekte 2012 war das Filmprojekt “Welcome Goodbye” von Nana Rebhan, dass die Widersprüche des Tourismus-Booms in Berlin aufzeigt: Als Devisenbringer geliebt, gleichzeitig als Ruhestörer verhasst und bekämpft. Rebhan versucht einen objektiven Blick auf die Situation – der Trailer zumindest sieht vielversprechend aus.

Die Situation des Tourismus in Berlin ist paradox und vermutlich einzigartig: Berlin leidet notorisch unter Geldmangel und die Touristen sollen das dringend benötigte Geld bringen. Der Berliner Senat will die Zahl der Übernachtungen auf 30 Mio. steigern.

Doch gleichzeitig gibt es auch Bürgerversammlungen wie  “Hilfe, die Touris kommen!”, über die Medien aus aller Welt von New York bis London, von Paris bis München berichteten. Die extreme Linke rief offenbar zum “Touristen-Bashing” auf gleichzeitig tauchten überall in Kreuzberg Aufkleber mit dem Aufdruck “Berlin Does Not Love You” auf.

Kreuzberg als Zentrum des Fremdenhasses?

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Das Thema entbehrt nicht einer gewissen Komik. Als ich die Situation kürzlich einem Maori-Häuptling in Neuseeland schilderte, sagte der nur trocken über die Berliner Tourismus-Gegner: “Die sind dumm. Gegen Tourismus kämpfen, heißt gegen Geld kämpfen!” Und Nana Rebhan bringt die ganze Paradoxie mit einem Satz treffend auf den Punkt:

“Ist das alternative Kreuzberg – zu 90% von Zugezogenen bewohnt – ein Zentrum des Fremdenhasses?”

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Worum geht es in dem Film

Rebhan möchte folgende Fragen abarbeiten: Sind die Ängste der Berliner berechtigt? Zerstören stetig wachsende Touristenhorden die ganz besondere Atmosphäre, den einzigartigen Kiez und die viel gepriesenen Berliner Freiräume? Sind die Touristen schuld an der Gentrifizierung? Gibt es Alternativen, einen sanften Tourismus für Berliner Biotope?

Darüber will sie eine abendfüllende Dokumentation realisieren (ca. 80 Minuten lang ), die sie auf Festivals schicken und in Berliner Kinos bringen kann.

Damit das ambitionierte Projekt realisiert werden kann, will Nana Rebhahn Geld sammeln – und zwar insgesamt 30.000 Euro über die Crowdfunding-Plattform startnext, wo Supporter das Projekt noch bis 30.05.2012 unterstützen können.

Wie funktioniert das Crowdfunding?

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Je nach gespendeter Summe erhalten die Supporter mehr oder weniger spannende und interessante Prämien – vom Eintrag auf Facebook über eine Postkarte der Regisseurin bis zur Nennung im Abspann – bei 5.000 Euro sogar mit Logo.

Die 30.000 Euro werden allerdings gerade mal eine Low-Budget-Version des Films finanzieren, bei der alle beteiligten umsonst arbeiten. Nur wenn Rebhahn weitere Finanzierungsquellen findet, können die realen Kosten, die mehr als doppelt so hoch liegen, gedeckt werden,

Eng verknüpft mit der kanadischen Geschichte

Oder die Geschichte von dem Spukhaus: Weil die kanadische Provinz New Brunswick kein Geld hat, sucht der Förderverein private Geldgeber. In der Nähe von St. Andrews-by-the-sea liegt das zwei Quadratkilometer große Ministers Island, das nur bei Flut eine Insel ist. Hier finden sich nicht nur zahlreiche indianische Besiedlungsreste: Minister’s Island war auch Ende 1890 berühmt geworden als Sommer-Residenz von William Van Horne, dem Chef der Canadian Pacific Railway. Der hatte sich hier eine 50-Zimmer-Villa mit Tennisplätzen, Gewächshäusern, einem Badehaus mit einem in die Felsen eingelassenen Swimming-Pool und einer großen Scheune bauen lassen.

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Doch Van Horns Erben hatten im Laufe der Zeit dann immer weniger Interesse an dem Anwesen. Es wurde mehrfach verkauft, die Inneneinrichtung wurde zum Großteil versteigert – bis schließlich die Provinz New Brunswick die Insel und das Gebäude zum nationalen historischen Ort erklärte. Leider ist für die Erhaltung des Gebäudes wenig Geld da und so verfällt das Haus allmählich.

Ehrenamtliches Engagement mit viel Herzblut

2004 gründet sich daher die Van Horne Estate on Ministers Island Inc., eine Vereinigung von freiwilligen, die sich den Erhalt und die Instandsetzung des Anwesens zum Ziel gemacht haben. Das sind Leute wie Holly Johnson, die auch persönlich stark an diesem Ort hängen und die sich daher ehrenamtlich für das Haus engagieren. 10. 000 kanadische Dollar wären nach Angaben von Johnson, die als Marketing-Chefin agiert, nötig, um das Haus wieder flott zu kriegen.

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Dabei ist es aber gerade die Baufälligkeit, die das Haus so anziehend macht: Herunterhängende Tapeten, knarrende Dielen und Löcher in der Wand versprühen ihren ganz eigenen Charme. “Die Leute mögen solche Häuser, eben weil sie nicht perfekt sind. Das ist wie ein Work in Progress,” schwärmt Holly Johnson. Sogar spuken soll es angeblich in der alten Villa;-)

Vermarktet als Geisterhaus

Und genau so wird das Haus auch vermarktet – als hübsches, leicht schrulliges Geisterhaus. Und an Ideen, woher das Geld für die Restaurierung kommen könnte, mangelt es nicht – z.B. von Unternehmen oder wohlhabenden Familien, die einzelne Räume sponsoren könnten, wie die Marketing-Chefin erklärt.

Um die anzusprechen, veranstaltet man regelmäßige Fundraising-Dinner und ist auch in sozialen Netzwerken aktiv – auch wenn dort der große Erfolg bislang ausgeblieben ist. Aber immerhin bietet sich dort schonmal die Möglichkeit, die “Geisterfotos” zu präsentieren.

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Selbst machen statt abwarten!

Und mir gefällt die Idee gut, sich für ein Herzensprojekt selbst zu engagieren – wie (hier unten im Bild) Holly Johnson. Und sich nicht, wie das in Deutschland oft gemacht wird, darauf zu verlassen, dass der Staat/die Kommune das schon irgendwie machen wird.

Sondern mit pfiffigen, durchaus professionellen Marketing-Ideen zu überlegen, wie man Geldgeber gewinnen kann. Zumal im Kulturbereich, für den notorisch immer zuletzt Geld da ist. Die Van-Horn-Villa als Spukhaus zu vermarkten ist da nur konsequent – und witzig, auch wenn so mancher Kulturarbeiter über so eine populäre Idee schnell die Nase rümpfen mag.

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Zwei Maori-Mädchen sammeln Geld für eine Reise zu den Cree-Indianern: Fundraising für den Kulturaustausch

Als ich kürzlich in Neuseeland war, traf ich in Kawakawa, dem Ort mit der Hundertwasser-Toilette, zwei Maori-Mädchen, die zur Zeit Geld für ein besonderes Projekt sammeln: Sie planen mit ihrem Lehrer eine Reise nach Kanada, wo sie an einem Treffen der Cree-Indianer teilnehmen werden. Ziel: Das Teilen von kulturellen Gemeinsamkeiten und Erfahrungen.

“Powwow” stammt aus der Sprache der Narraganset-Indianer und bezeichnet ein Treffen nordamerikanischer Ureinwohner, um gemeinsam zu tanzen, zu singen, Kontakte zu knüpfen und die indianischen Kulturen zu ehren.

Treffen mit den Cree-Indianern im kanadischen Calgary

Und genau das haben Illyiana Mepi und Frances King vor, wenn Sie im kommenden Juli gemeinsam mit ihrem Lehrer und der Mutter von Frances nach Kanada reisen: Ihr Ziel ist die Calgary Stampede, die größten Rodeoshow der Welt – und eben das Powow, das Treffen mit den Cree-Indianern.

Der Kontakt besteht bereits seit 10 Jahren, denn Maori wie auch Indianer teilen die Erfahrung der europäischen Kolonisation, auch die derzeitige soziale Situation beider Völker ist vergleichbar. Und genau darum soll es auch bei dem Treffen gehen:

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Ideen und Wissen austauschen zur Festigung der kulturellen Identität

“Wir wollen Ideen und Wissen austauschen, uns gegenseitig mit unseren Erfahrungen helfen und gemeinsam darüber reden, wie wir gerade als junge Leute eine kulturelle Identität für die Zukunft bewahren und weiterentwickeln können,” erzählt Frances.

Doch für die Reise benötigen die beiden Geld: 3000 Euro mindestens pro Person. Denn Kawakawa liegt in einer sozial eher schwachen Region, der Bay of Islands, im Norden der neuseeländischen Nordinsel. Das Geld wollen die beiden nun durch Spendensammeln verdienen – z.B. indem sie Bratwurst verkaufen oder bei Festen auftreten.

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Maori-Tourismus und Hundertwasser-Toilette

Die Maori-Kultur ist in der Region tief verwurzelt. Die beiden besuchen die Taumarere School, an der alle Fächer in Maori unterrichtet, die Prüfungen aber in englisch abgenommen werden. Und die Stadt Kawakawa, ursprünglich als Dienstleistungszentrum für ein Kohle-Revier gegründet, lebt heute praktisch vom Tourismus.

Dabei kann der Ort mit einer Weltattraktion aufwarten: Einer öffentlichen Toilette. Aber nicht irgendeiner: Sie wurde dem österreichischen Künstler Friedensreich Hundertwasser gestaltet und 1999 eingeweiht. Hundertwasser lebte von 1973 bis zu seinem Tod 2000 hier.


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