Wer als Unternehmer eigene Ideen verwirklichen will, hat es schwer: Investoren und Banken lassen sich oft nur schwer überzeugen, wenn man etwas grundlegend Neues plant. Am Ende bleibt oft nur, sich selbst durchzuboxen. Wie die Gründer von TravelEssence.

Berufsbild! Nachhaltiger Reise-Unternehmer: Vom Berater zum Social Business

Mit dem gut bezahlten Job am Ende der Träume?

Dabei hatte Klug mit der Tourismus-Branche anfangs eigentlich gar nichs am Hut, sondern ganz klassisch BWL in Würzburg studiert – “das Studium für Leute, die nicht wissen, was sie machen sollen”, wie er grinsend bekennt.

Mit dem BWL-Abschluss in der Tasche und einem gut bezahlten Job wähnen sich viele am Ende ihrer Träume. Nicht so Martin Klug: Er wollte etwas Sinnvolles tun und gründete mehr zufällig ein Reise-Unternehmen für nachhaltigen Tourismus in Neuseeland und Australien.

Unternehmensberater aus Spaß am Herumreisen

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Während des Studiums jobbte er als Produktionsassistent bei eine regionalen TV-Sender und beim bayrischem Rundfunk. Zwar merkte er schnell, dass die Berufsaussichten im Journalismus eher schlecht sind, doch das Herumreisen und das Leben im Hotel brachten ihn auf den Geschmack.

Daher heuerte er direkt nach dem Studium bei einer Unternehmensberatung an. Das war im Oktober 2001, kurz nach dem 11. September.

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

“150 junge Berater wurden damals eingestellt”, berichtet Klug “Und keiner hatte etwas zu tun für uns, wir saßen einfach nur herum.” Tatsächlich wurden am Ende der Probezeit fast alle wieder entlassen: Als einer von wenigen blieb Klug.

“Ich hatte einfach Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort die richtigen Leute im Unternehmen zu treffen und dadurch an einem großen und wichtigen Projekt mitarbeiten zu können”, berichtet er verschmitzt.

Am Ziel der Wünsche oder in der Tretmühle?

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Damals wähnte er sich am Ziel seiner Wünsche: “Ich dachte, das wäre es jetzt. Ich war jung, verdiente viel Geld und einen interessanten Job.” Aber bald kamen die ersten Zweifel: “Man führt einfach Aufträge aus, ob man dahinter steht oder nicht.

Und viele ältere Kollegen arbeiteten wie in einer Tretmühle nur noch die Projekte ab und wissen nicht, wie sie da ausbrechen sollen – das hat mir Angst gemacht”, berichtet Klug.

MBA als Neuanfang

Er wollte etwas Neues machen. Und so sagte er 2005 “ja”, als ihm seine Firma die Möglichkeit bot, einen MBA zu machen. Ganz bewusst, sagt er, habe er den Porsche und die Riesenwohnung in München gegen eine Studentenbude getauscht: “Ich hatte einfach Sorge, dass ich nicht mehr zurück kann, wenn ich mich erst einmal an einen gewissen Lebensstandard gewöhnt habe.”

Seine Wahl fiel auf das holländische Utrecht als Studienort – weil er mit seiner Bewerbung spät dran war und die Top-Business-Schools schon ausgebucht waren.

Notlösung als Glücksfall

Die “Notlösung” stellte sich aber bald als Glücksfall heraus: Der gebürtige Franke lernte hier nicht nur seine spätere Ehefrau, sondern bei einem Kneipenabend auch seinen Geschäftspartner, den Neuseeländer Andrew Morten (unten im Bild) kennen.

Der arbeitete zu der Zeit als Projektmanager für einen Reiseveranstalter, der klassische Bus- und Wohnmobiltouren sowie Luxusunterkünfte in Neuseeland und Australien anbot. Und war unzufrieden mit seinem Job und dem Massentourismus von der Stange.

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Die Idee: Maßgeschneiderte Projekte statt Massentourismus von der Stange

Denn nach Mortens Meinung hätten Touristen so gar keine Möglichkeit, Land und Leute kennenzulernen. Das müsse man viel besser machen, mit kleinen, flexiblen Projekten, Maori, Cottages und Bed und Breakfasts. Klug, der bis zu diesem Zeitpunkt jemals weder in Australien noch in Neuseeland gewesen war, fand die Idee gut.

Fortan war Morten der kreative Kopf des Unternehmens und Klug derjenige, der die verrückten Ideen auf ihre Durchführbarkeit hin überprüfte. Zum Beispiel, indem er hinterfragte, warum bislang niemand so etwas bisher umgesetzt hatte.

Individualreisen als Marktlücke – lohnt sich das?

Die Lösung war schnell gefunden: “Für große Reiseveranstalter lohnen sich kleine Hotels, die nur zwei bis drei Zimmer anbieten, oft nicht. Und es ist für deren Buchungssystem schlicht einfacher, Standard-Luxusreisen zusammenzustellen als Individualreisen mit ständig wechselnden Komponenten”, erklärt der Jungunternehmer.

“Kleine Reiseveranstalter sind dagegen mit Elan bei der Sache, haben auch kleine Anbieter im Angebot – aber sie arbeiten oft unsystematisch und brauchen zu lange, um entsprechende Reisen zusammenzustellen.” In diese Lücke wollten die beiden stoßen, als sie 2006 TravelEssence gründeten.

Touristiker aus Leidenschaft

Denn Klug und sein Compagnon Andrew Morten brauchten für die Umsetzung ihrer Idee, kleine umweltverträgliche Tourismus-Projekte in Neueseeland und Australien zu fördern, ein vernünftiges Datenbanksystem – und eine Finanzierung dafür. Und das war das Problem!

“100.000 bis 200.000 Euro pro Jahr hatten wir kalkuliert. Aber die potenziellen Investoren sagten einfach ‘Viel Glück Jungs’ – und wir waren auf uns allein gestellt. Auch das mit dem Bankkredit klappte nicht: “Wenn es darum geht, in eine neue Idee zu investieren, ist Holland keinesfalls besser als Deutschland,” erinnert sich Klug.

Also schraubten die beiden ihre Ansprüche herunter, überlegten, was sie nur dringend brauchen, investierten ca. 15.000 Euro aus ihrem Ersparten in eine Datenbankprogrammierung und legten los.

Die Kunden erwarteten etwas komplett anderes

Viel schwieriger, sagt Klug, sei es gewesen die Anfangszeit zu überbrücken. “Man kann keinen schnellen Erfolg erwarten – haben wir natürlich trotzdem, MBA-Studenten eben”, grinst er selbstironisch. Das erste Jahr mussten die beiden komplett aus der eigenen Tasche finanzieren, bis sich die Idee allmählich etablierte.

Das sei auch deshalb so schwer gewesen, weil potenzielle Kunden etwas komplett anderes erwartet haben: “Die Niederlande sind ein klassischer Markt für Wohnmobilreisen – und wir hatten uns in den Kopf gesetzt, die gerade nicht anzubieten”, erklärt der Reiseunternehmer das waghalsige Unterfangen.

Bed and Breakfasts, Maori und Wideraufforstung statt CO2-Schleuder

Und er nennt Gründe für die ungewöhnliche Idee: “Denn Wohnmobile sind nicht nur eine riesige CO2-Schleuder, sie verhindern auch, dass man Land und Leute kennenlernt, weil man ja die ganze Zeit für sich unterwegs ist.”

“Anfangs kamen daher fast nur Anfragen für Wohnmobilreisen, weil die potenziellen Kunden das eben kannten. Und wir mussten eine Menge Leute überzeugen, dass sie die spannenderen Geschichten zu erzählen haben, wenn sie per Mietwagen unterwegs sind, in kleinen Cottages und Bed and Breakfasts übernachten, einen Tag mit Maori verbringen und im Dschungel Bäume pflanzen”, so der Unternehmer, der im Te Urewera Nationalpark auf der neuseeländischen Nordinsel auch ein eigenes Wiederaufforstungsprojekt gestartet hat.

“Wir machen das so wie wir wollen!”

Zwischenzeitlich, berichtet Klug, seien die beiden kurz davor gewesen, aufzugeben: “Wir dachten, keiner will haben, was wir anbieten. Aus Frust haben wir zwischenzeitlich sogar angefangen, Wohnmobilreisen zu verkaufen.”

Aber mit der Zeit hätte sich ein gewisser Fatalismus eingestellt: “Wir wollten das entweder auf unsere Art machen – oder gar nicht. Denn wie will ich jemandem etwas verkaufen, von dem ich selbst nicht überzeugt bin?”.

TravelEssenceTeam

Expansion, die neue Fragen aufwirft

Irgendwann hatten die Kunden verstanden, worum es den Unternehmern ging – und dann lief es, wie Klug sagt. Heute hat TravelEssence sechs Mitarbeiter, 2010 expandierte das Unternehmen auch nach Deutschland.

Das Wachstum wirft allerdings neue Fragen auf: “Eigene Ideen entwickeln und nach vorne bringen ist toll. Aber natürlich muss man sich dann auch um Dinge kümmern, auf die man vielleicht nicht so Lust hat – Lohnbuchhaltung zum Beispiel”, philopsophiert Klug.

Der goldene Mittelweg zum gesunden Wachstum

Die Angst vor der Tretmühle ist ihm immer noch anzumerken. Doch gleichzeitig weiß er, dass ein gewisses Wachstum notwendig ist, um kleine, nachhaltige Tourismus-Projekte, die sonst im Massentourismus untergehen würden, überhaupt wirtschaftlich tragbar zu machen.

Die berühmte Suche nach dem goldenen Mittelweg eben: “Es geht um ein gesundes Wachstum, nicht um ein zwanghaftes Gieren nach mehr,” macht Klug die Unterschiede deutlich.


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