Eine US-Universität machte mal ein interessantes Experiment zum Small Talk: Sie schickte einen Probanden in einen Raum voller Mathematiker. Nach 20 Minuten mussten die Mathematiker den Probanden bewerten. Was kam dabei heraus?

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Was für ein netter Kerl!

Alle waren begeistert: “Was für ein netter Kerl! Und hat echt Ahnung von Mathematik!” Der Knüller, Sie ahnen es bereits: Der nette Kerl hatte keine Ahnung von Mathematik. Er war Kunststudent. Er hatte nicht den blassesten Schimmer von Binomen.

Dafür hatte er eine ausgeprägte Empathie: Wenn sein Gegenüber über Fermats Theorem schwadronierte, ging der Proband nicht auf Fermats Theorem ein (ein Small-Talk-Laie würde das versuchen und sich dabei blamieren). Nein, er ging vielmehr auf die Gefühle des Mathematikers ein.

Echte Anteilnahme statt vorgespieltes Wissen

Wenn der Rechenkünstler sich über einen erfolglosen Versuch zur Lösung des Theorems ärgerte, sagte der Kunststudent: “Ja, sowas ist frustrierend, das kenne ich leider nur zu gut.” Sprach der Mathematiker über einen neuen Ansatz, sagte er: “Ein neuer Ansatz? Das hört sich vielsprechend an. Was halten Sie davon?”

Gewiss: Nach mehr als 20 Minuten wäre sicher herausgekommen, dass der Junge keine Ahnung von Integralen hat. Dann hätte er immer noch sagen können: “Stimmt, ich studiere Kunst. Aber ich interessiere mich sehr für Mathematik. Ist ein Michelangelo in seiner Ästhetik nicht geradezu von mathematischer Präzision?”

Empathie – und man kann sie trainieren

Doch das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist: Empathie ermöglicht die größtmögliche Anerkennung. Denn jeder Mensch, selbst wenn er Mathematiker ist, ist im tiefsten Innern ein Gefühlsmensch. Wer diese Gefühle wahrnehmen und spiegeln kann, ist ein Small-Talk-Genie.

Auch diese Fähigkeit kann man/frau trainieren. Er/Sie benötigt lediglich sehr gute Augen und Ohren und ein Gespür für die eigenen Gefühle. Überflüssig zu sagen, dass wirklich gute Empathen beim Small Talk, bei Verhandlungen, beim Coaching, im Management und überall im Leben so beängstigend erfolgreich sind, dass sie praktisch jeden Menschen um den Finger wickeln könnten – wenn sie wollten. Wer beim Thema “Small Talk” also immer noch abfällig grinst, ignoriert die Existenz der Schwerkraft. Eine fatale Ignoranz.

Small Talk – mehr Wert als bloße Fachkompetenz

Fachkompetenz ist wichtig. In jedem Fach. Doch für den großen und nachhaltigen Erfolg im Beruf, für Glück und Zufriedenheit im Leben reichen Fachkompetenz und Reichtum nicht aus.

Dazu benötigt es kommunikative und soziale Kompetenz. Wer gut Small Talk kann, kann gut mit Menschen, kann gut kommunizieren und verfügt damit über den Schlüssel zu einem sehr viel größeren inneren und äußeren Reichtum, als bloße Fachkompetenz ihm jemals verschaffen könnte.

Leere im Kopf? Das gibt sich

Leere im Kopf? Das gibt sich. Zum Beispiel beim Golf: Schon nach einigen Durchgängen dieses schönen Spiels. Mit einer Variante für Manager und andere Würdenträger:

Bevor Sie kommentieren, überlegen Sie, ob Ihr Kommentar den Rapport stärkt oder schwächt. “Was wollen wir denn in Brasilien?” Ein No-No. Denn das ist kein sachlicher Kommentar, sondern eine polemische Wertung!

Informieren Sie sich über die Hintergründe

Informieren Sie sich besser über die Hintergründe: Warum will der Chef nach Brasilien, wo liegen die Vorteile? Und dann kann es sein, dass Ihr Kommentar so ausfällt: “Brasilien? Donnerwetter, in China und Indien ist inzwischen jeder – aber in Brasilien? Da ist unser Chef mal wieder bei den Ersten!”

Na, da wird sich der Chef aber über Sie freuen, wenn Sie einen so netten Kommentar abgeben. Üben Sie also, eine eigene, rapportfreundliche Meinung zu entwickeln.

Small Talk ist so viel mehr

So mancher könnte nun auf die Idee kommen, Small Talk besteht darin, beim Zuhören ein interessiertes Gesicht aufzusetzen und freundlich lächelnd zu nicken.

Aber dieser Text hat Sie hoffentlich eines Besseren belehrt – das ist nämlich Quatsch. Wie wir gesehen haben, ist Small Talk so viel mehr.