Soulfood bezeichnet die traditionelle Küche der Afroamerikaner in den Südstaaten. Die Gerichte sind einfach und nahrhaft, nicht gerade kalorienarm, aber unbedingt etwas für die Seele! Was hat das nun mit Selbstfindung zu tun? Viel!

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Soulfood als Synonym für Familie

Soulfood ist aber auch ein Synonym für einen anderen süßen Geschmack: Familie. Verknüpft wird diese “Kalorienbombe” daher nicht nur mit den unglaublichen Gaumenfreuden von über Generationen überlieferten Rezepten.

Vielmehr steht Soulfood für eine heitere Sonntagsstimmung, für ein rundum sättigendes Gefühl von Zuhause. Während sich die Kinder noch vor dem Kirchgang in ihren Betten räkeln, stehen Mamas, Omas und Tanten längst in der Küche.

Sonntage ist Festtage

Das ganze Haus ist schon morgens erfüllt von einer duftenden Mischung aus Coconut Cream Pie, Barbecue Chicken, Turkey und Dressing, Sweet Potato Pie, Maccaroni und Cheese und Corn Bread.

Jeder Sonntag ist in den Südstaaten ein kleiner Festtag: Die ganze Familie trifft sich nach der Kirche – sitzt zusammen, schwatzt, lacht, singt und isst gemeinsam über Stunden hinweg. Bei so vielen Leckereien, die zu Hause auf hungrige Münder warten, ist es kein Wunder, dass die Kinder gerne ein Stoßgebet für ein baldiges Ende der Predigt gen Himmel schicken.

Alles hängt davon ab, wer Ihr heute seid!

Allein der Klang des Wortes Soulfood ist Nahrung für meine Seele. Ihr werdet im Laufe des Lesens jedoch feststellen, dass für mich die Worte Kindheit und Familie nicht immer nur schöne Erinnerungen hervorrufen – im Gegenteil.

Glaubt also nicht, ich wäre sentimental und wollte Bilder einer unrealistischen heilen Familienwelt heraufbeschwören. Doch ob ihr heute Soulfood in eurem Leben habt oder nicht, hängt nicht davon ab, wie es früher gewesen ist. Es hängt davon ab, wer ihr heute seid: Ob ihr euch selbst die Nahrung gebt, die eure Seele braucht.

Sich selbst wertschätzen

Ob ihr ja sagt zu euch selbst und eurem Frausein. Vielen von uns ist das von anderen Menschen ausgetrieben worden. Doch wir können wieder lernen, uns und andere Frauen (und auch die Männer!) wertzuschätzen.

Was brauchen wir, um als Frauen aufzuhören, selbst unser größter Feind zu sein? Um wieder wahrhaft zu Schwestern zu werden? Ich hoffe, ihr setzt euch mit Freundinnen, Kolleginnen, Müttern, Töchtern, Großmüttern, Bekannten, Nachbarinnen oder auch ganz unbekannten Frauen zusammen, um über diese Themen zu sprechen. Und dabei will ich euch unterstützen. Daher lasst es mich kurz auf den Punkt bringen: Enjoy your soulfood!

Wie Eva und der Apfel

Als ich noch in New Orleans lebte, ärgerte mich mein Ex- Freund oft mit dem blöden Spruch: “Ihr Frauen hättet eben nicht in den Apfel beißen sollen!” Er sagte das immer, wenn ich in Bezug auf Frauen aufgebracht war, z.B. wenn eine Frau an der Wahl für einen Senatorenposten gescheitert war.

Egal, was es war, er hatte immer den gleichen Satz für mich parat, um mich zu veralbern: “Ihr Frauen hättet eben nicht in den Apfel beißen sollen!” Er wusste wirklich genau, wie er mich auf die Palme bringen konnte. Grrrr!

Was wäre wenn…

Also lasst mich ein wenig über das “Was wäre gewesen wenn” fantasieren. Wie wäre es wohl gewesen, wenn der Garten Eden mit seiner Schönheit, seiner wohligen Wärme, seinen riesengroßen grünen Blättern, seiner erstaunlichen und berauschenden Vielfalt an Blumen, Bäumen und Feigenblättern, wenn dieses Paradies nur für Frauen entworfen worden wäre?

Ein wahres Paradies für Frauen in unterschiedlichsten Formen, Größen und Farben. Frauen, die einander hilfsbereit gegenseitig die Feigenblätter geraderichteten. Die in Frieden miteinander diesen wunderschönen Ort teilen würden.

Paradis ohne Adam

Was wäre, wenn Gott vergessen hätte, Adam zu erschaffen? Oder ihn vielleicht etwas später zu uns geschickt hätte, damit wir die Möglichkeit gehabt hätten, uns zuerst selbst besser kennenzulernen? Alle Evas im Paradies hätten sich mit Freuden zusammengetan, um zuerst einen großen Ast von diesem alten Baum zu reißen und damit diese alberne Schlange zu vertreiben!

Manche würden sagen, tut der Schlange nichts zuleide, wir sind im Paradies. Aber wäre ich die Chef-Eva gewesen, hätte ich zu meinen Schwestern gesagt: “Tötet die Schlange! Lasst uns einen Gürtel daraus machen, damit diese blöden Feigenblätter nicht immer rutschen.”

Warum heißt der Adamsapfel so?

Dann wäre da aber immer noch dieser Apfelbaum. Meine erste Frage an euch lautet: “Warum heißt der Adamsapfel im Hals eines jeden Mannes Adamsapfel?”

In meiner Fantasie kann ich deutlich vor meinem inneren Auge sehen, wie Adam dann doch noch das Paradies betritt, gar nicht darüber nachdenkt, was man mit einem Apfel alles anstellen könnte, sondern einfach vor lauter Hunger einen frischen vom Baum pflückt und einen riesigen Bissen davon nimmt.

Kochen für die Seele

Wir hätten ja, wie wir es schon immer getan haben, heimlich nur die herabgefallenen Früchte genommen und sie zu den herrlichsten Gerichten verarbeitet. Meine Eva-Schwestern wären da sehr kreativ gewesen: “Lass sie uns rösten”, “Lass sie uns zerdrücken”, “Lass sie uns mit Feigen mischen!”

Wir hätten den Apfel auch in kleine Portionen unter uns aufgeteilt und keine so großen Stücke davon in den Mund geschoben, dass man sie heute noch sehen kann. Ich weiß, es ist nur eine Fantasie, wie es gewesen sein könnte. Die Bibel erzählt die Geschichte von Adam und Eva ja ganz anders.

Zusammenhalt unter Frauen: Gegen das Männerprivileg

Aber: Wenn dieser fremde Adam in unser herrliches Paradies gekommen wäre und mit einem Blick auf den Bauch einer unserer Eva-Schwestern gesagt hätte: “Du siehst heute ein wenig aufgebläht aus! Geht’s Dir nicht gut?” Alle Evas hätten sich hinter diese eine gestellt und sie angefeuert: “Wirf ihn! Nicht essen! Werfen!” Hätte ich doch jedes Mal jemanden in meinem Rücken und einen Apfel zur Hand gehabt, wenn mein Ex-Freund mal wieder seinen Spruch sagte!

Allerdings habe ich auch früh das erlebt, was ich heute das “Männerprivileg” nennen würde. Mein Bruder hatte diese “Männerprivileg” und ich fand es damals schon unglaublich unfair! Da ich in einer Familie aufwuchs, in der eine Mutter ihre beiden Kinder, Bruder und Schwester, alleine großzog, hörte ich als Mädchen und später auch als junge Frau oftmals die Sätze: “Er ist eben ein Junge, er kann das machen, aber bei Dir geht das auf gar keinen Fall.”