Wahrgenommene Nähe lässt sich durch – natürlich gezielt gesteuerte – Einblicke in das Privatleben steigern. Denn wir lieben die echten, authentischen Typen. Auch Manager haben das erkannt.

- Der Mensch hinter der Maske
- Köpfe als Ersatz für Inhalte
- Zu Hause bei der Karstadt-Chefin
- Sich nicht verbiegen lassen um jeden Preis?
- Auf die Tränendrüse drücken
- Der Irrtum Authentizität
- Rollenspiele perfekt beherrschen
- Wer gibt sich wie?
- Top Bücher zum Thema
- Text als PDF lesen
- eKurs on Demand buchen
- Individuelles eBook nach Wunsch
- Corporate Publishing und Beratung
Der Mensch hinter der Maske
Nicht nur Showstars, auch Manager verraten der Öffentlichkeit inzwischen viel von ihrem Privatleben. Private Geschichten lassen den Menschen hinter der Maske hervorschauen, machen aus dem harten Businesstypen einen authentischen Menschen. Vorstände berichten Anekdoten aus ihrer Kindheit oder erzählen von prägenden Erlebnissen in früheren Jobs.
Sie lassen uns an ihren sportlichen Aktivitäten teilhaben und teilen ihr Interesse an moderner Kunst mit allen. Genau das liebt die Öffentlichkeit. Geschickt ausgewählt und professionell platziert trägt die richtige Dosis Privates unter Umständen sogar zum Image des Unternehmens bei.
Köpfe als Ersatz für Inhalte
Chefs sind das Gesicht des Unternehmens, besonders große und damit eigentlich gesichtslose Firmen werden mit der Person an der Spitze verbunden. Siemens ist Joe Kaeser und Bayer ist Marijn Dekkers. Ebenso steht der Vorstandsvorsitzende der örtlichen Sparkasse für das ganze Institut und der Chefarzt repräsentiert die von ihm geleitete Station.
Vielleicht darum inszenierte sich die Karstadt-Chefin und frühere IKEA-Managerin Eva-Lotta Sjöstedt auch privat, beispielsweise in der Brigitte. Unter dem Titel Allein unter Männern verrät sie den – vorwiegend – Leserinnen wie sie Karstadt erfolgreich machen wird: “Ich will die geballte Energie der 20.000 Mitarbeiter mobilisieren”, tönt die Vorstandsvorsitzende. Es bleibt nicht bei leeren Phrasen, sie verrät uns sogar ihr Erfolgsrezept: “Ich entwickele meinen Führungsstil aus meiner Persönlichkeit. Das ist Eva-Lotta-Stil.” Brillant!
Zu Hause bei der Karstadt-Chefin
Das sollten Sie sich merken. Dann klappt es auch daheim, denn “ihr Privatleben geht die dreifache Mutter ähnlich an wie die Führung eines Konzerns: alle einbinden in die Verantwortung, dann läuft der Laden schon”. Zahlen, Daten, Fakten treten in den Hintergrund. Wenn der Mensch eine gute Story bietet, werden gerne Vorschusslorbeeren verteilt.
Wir wollen Frau Sjöstedt wünschen, dass es privat dann doch besser läuft als bei Karstadt, denn nur wenig später hatte sich der Eva-Lotta-Stil erledigt: Nach nur fünf Monaten im Amt quittierte Sjöstedt ihren Job bei Karstadt. Ihre Begründung: Sie habe festgestellt, “dass die Voraussetzungen für die von ihr angestrebte Sanierung des Unternehmens nicht mehr gegeben seien”. Soweit Frau Sjöstedt im Handelsblatt.
Sich nicht verbiegen lassen um jeden Preis?
Überhaupt mögen wir authentische Menschen am allerliebsten. So schön echt, richtige Typen eben. Allzu authentisch zu sein kann allerdings auch Probleme schaffen. Das hat uns im letzten Bundestagswahlkampf erst wieder Peer Steinbrück vorgeführt.
Im Zusammenspiel mit den Medien lieferte Steinbrück eine passgenaue Kopie des früheren SPD-Vorsitzenden Kurt Beck. Auch Peer Steinbrück wollte so bleiben, wie er war, sich nicht verbiegen lassen.
Auf die Tränendrüse drücken
Dazu gehörten Tränen als (natürlich nicht inszenierte) Reaktion auf die Frage, ob jemand sich glaubwürdig für die Belange sozial Benachteiligter einsetzen kann, wenn er gleichzeitig sein Bundestagsmandat kaum wahrnimmt und mehr als eine Million Euro für Vorträge kassiert. Dazu gehört ebenso der Stinkefinger auf dem Titel des SZ Magazins.
Gute Wirkung ist selten Zufall, sondern meist das Ergebnis harter Arbeit und guter Vorbereitung. Kurt Beck und auch Peer Steinbrück wollten mehr, für sich und für das Land, gleichzeitig aber wollten sie sich nicht verbiegen lassen. Nicht nur Politiker, auch Manager und bekannte Repräsentanten von Institutionen unterliegen immer wieder dem Irrtum, authentisch sein zu dürfen oder sogar zu müssen.
Der Irrtum Authentizität
Auch realisiert nicht jeder, dass Authentizität in unterschiedlichen Handlungsfeldern anderes bedeutet. Ein als authentisch wahrgenommener Politiker soll andere Verhaltensweisen zeigen als ein Rockstar. Hannelore Kraft wird als durchweg authentische Person wahrgenommen. Das Gleiche gilt für Daniela Katzenberger. Und doch würde es befremden, wenn sich beider Verhaltensweisen zu sehr überschnitten.
Unsere Suche nach Authentizität verdrängt, dass jede Lebenssituation auch immer das Erfüllen von – vielschichtigen – Rollenerwartungen bedeutet. Gerade in Unternehmen geht es darum, über die funktionale Rolle hinaus Passung mit der Unternehmenskultur zu erreichen. Wenn das stimmt, sind Sie einer von uns und erfüllen damit wieder die Anforderungen, die Voraussetzung für Sympathie und Nähe sind. Ihr wahres Ich muss eben in diese Rolle hineinwachsen.
Rollenspiele perfekt beherrschen
Wie es besser geht, zeigt uns die FAZ am Beispiel des rheinland-pfälzischen Landtagsabgeordneten Michael Billen. Billen war der CDU-Mann im Nürburgring-Untersuchungsausschuss, der sich mit einem unerlaubten Dreh Zugang zu vertraulichen Informationen über die fadenscheinigen Investoren verschaffte. In der Sache hatte er recht, der Weg allerdings war falsch.
Die CDU-Führung versuchte danach, ihn aus dem Landtag zu drängen. Vergeblich. In seinem Wahlkreis wurde er 2011 wieder direkt in den Landkreis gewählt und genießt ein großes Maß an Unabhängigkeit.
Wer gibt sich wie?
Timo Frasch beschreibt alltägliche Situationen:
“[…] hätte er sich anders geben wollen, als er ist – hätte er dann beim Frühstück am nächsten Morgen die Blutwurst in einer Tupperdose auf den Tisch gestellt? Hätte er beim Duschen die Badezimmertür sperrangelweit offen gelassen? Und wäre er später mit einem kurzärmligen schwarzen Hemd, dunkler Sonnenbrille und einer neonorangefarbenen Krawatte zu irgendeinem symbolischen Spatenstich am Bahnhof Bitburg-Ehrdorf erschienen?”
Er zahlt allerdings auch einen Preis: “Er wird nichts mehr. Dessen ist er sich bewusst, es ist ihm aber auch egal.”
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