Nach Wahlen gibt es immer jede Menge Diskussionen über Schuld, Versagen und diverse Probleme bei der Regierungsbildung. Akkurates Denken und Resilienz sind von unseren Politkern gefragt.

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Optimismus ist nicht die Lösung für alle Probleme

“Kausalanalysen” dürften den bei einer Wahl gescheiterten wahrscheinlich nicht besonders weiterhelfen und das liegt für den externen Beobachter auf der Hand. Denn sowohl Optimismus als auch Pessimismus helfen nicht weiter. Warum?

Die Kausalanalyse ist eine wichtige Technik, die in der Wirtschaft, der Wissenschaft und den Sozialwissenschaften eingesetzt wird, um die Beziehung zwischen Variablen zu untersuchen und den Grund für ein bestimmtes Ereignis oder Phänomen zu verstehen. Durch die Analyse der Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen Variablen hilft sie Einzelpersonen und Organisationen, fundierte Entscheidungen zu treffen, Probleme zu lösen und ihre Gesamtleistung zu verbessern. Der Prozess der Kausalanalyse umfasst die Identifizierung des Problems, das Sammeln und Analysieren von Daten und das Ziehen von Schlussfolgerungen auf der Grundlage der Beweise. Sie ist ein wirksames Instrument, um die Wirksamkeit von Maßnahmen zu bewerten, die Auswirkungen eines Produkts oder einer Dienstleistung zu messen und Verbesserungsmöglichkeiten zu ermitteln.

Warum Optimismus und Pessimismus nicht weiterhelfen

Allerdings: Sowohl bei übertriebenem Optimismus als auch bei Pessimismus würden sie die Gründe für ihr Scheitern wahrscheinlich nicht richtig analysieren, also nicht akkurat denken. Weder der Optimist noch der Pessimist wären in Zukunft erfolgreicher. Optimismus scheint somit nicht alle Probleme lösen zu können, auch wenn dies immer wieder von Beratern behauptet wird. Wir Menschen sind von Natur aus so verdrahtet, dass wir sowohl optimistisch als auch pessimistisch denken. Es ist eine natürliche Tendenz, entweder die positive Seite der Dinge zu sehen oder uns auf den schlimmsten Fall vorzubereiten.

Wenn es jedoch um unsere geistige Gesundheit und unser allgemeines Wohlbefinden geht, sind diese beiden Denkmuster möglicherweise nicht so hilfreich, wie viele glauben. Tatsächlich hat die Forschung gezeigt, dass übermäßiger Optimismus oder Pessimismus schädliche Auswirkungen auf unsere geistige und körperliche Gesundheit haben kann. Optimismus wird zwar oft als positive Eigenschaft angesehen, kann aber zu unrealistischen Erwartungen und Enttäuschung führen, wenn diese Erwartungen nicht erfüllt werden. Andererseits kann übermäßiger Pessimismus zu Gefühlen der Hoffnungslosigkeit und Negativität führen, was unsere Fähigkeit beeinträchtigen kann, aktiv zu werden und positive Veränderungen in unserem Leben vorzunehmen.

Akkurates Denken: Die Gründe treffend analysieren

Bei der Arbeit an der eigenen Resilienz und beim Umgang mit Rückschlägen geht es entsprechend niemals darum, positives Denken zu lernen (das halbvolle Wasserglas), sondern darum “akkurates” Denken zu lernen, also die Gründe für Rückschläge treffend zu analysieren und dann die entsprechend richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen. Im Falle eines Wahlergebnisses könnte dies entsprechend sein, dass

  1. die Politiker die Warnsignale der vergangenen Wahlen auf Landesebene zu spät erkannt haben,
  2. dass sie zu wenig ihre bisherigen Erfolge heraus gestellt haben,
  3. oder dass sie wenig-überzeugende Führungskompetenzen haben.

Die Kunst des Akkuraten Denkens: Realistisch bleiben

Diese drei Gründe für den Rückschlag würden einem “Ich”-“Nicht-Immer”-“Nicht-Alles”-Stil entsprechen, da man hier den Grund für den Rückschlag bei sich suchen, aber gleichzeitig auch auf spezifische und in Zukunft änderbare Faktoren zurückführen würde. Dies ist auch der Stil, den man häufig bei hoch-resilienten Menschen antreffen kann und der ihnen erlaubt ein realistisches Selbstbild und sowohl privaten als auch beruflichen Erfolg zu entwickeln.

Unser Denken kann nämlich durch Vorurteile, Annahmen und einschränkende Überzeugungen getrübt werden, was zu ungenauen Schlussfolgerungen und fehlerhaften Entscheidungen führt. Genaues Denken ist eine wesentliche Fähigkeit, die Fachleute entwickeln müssen, da sie uns in die Lage versetzt, Situationen objektiv zu analysieren, Beweise zu bewerten und fundierte Urteile zu fällen. Genaues Denken setzt voraus, dass wir die kognitiven Voreingenommenheiten, die unsere Denkprozesse verzerren können, erkennen und überwinden und lernen, mit offenem Geist an Probleme heranzugehen. Es erfordert eine Verpflichtung zu intellektueller Integrität, die Bereitschaft, verschiedene Perspektiven zu suchen, und die Fähigkeit, Fakten von Meinungen zu trennen. Genaues Denken spielt in verschiedenen Bereichen unseres Berufslebens eine entscheidende Rolle, darunter Problemlösung, Entscheidungsfindung und Kommunikation.

Gestärkt aus Rückschlägen hervorgehen oder Machtlosigkeit und Magenprobleme

Wie resilient unsere Politiker denn nun sind und ob sie gestärkt aus diesem Rückschlag hervor gehen, wird die Zukunft zeigen. Beides wird in jedem Fall ganz entscheidend von ihrer Fähigkeit abhängen, als Gruppe akkurat zu denken und somit die richtigen Schlüsse zu ziehen. Dies betrifft alle Parteien, die CDU, CSU, ebenso die Grünen, wie auch die SPD. Liest man derzeit allerdings in den diversen Foren, in denen viele Anhänger dieser oder jener Parteien ihren Frust “verarbeiten”, muss man sich schon die Frage stellen, ob sie tatsächlich wie der berühmte Phönix aus der Asche auferstehen werden.

Aussagen wie “die Wähler sind einfach zu dumm, um diese oder jene Partei im Bundestag zu wollen” oder “die Menschen wollen einfach keine Freiheit und möchten reglementiert werden” sind nämlich der letzte sehr häufig anzutreffende “Warum-Stil”: der “Nicht-Ich”-“Immer”-“Alles”-Stil. Dieser führt neben echter Frustration, also einem Gefühl der Machtlosigkeit, zu dauerhaftem Ärger und schlimmstenfalls akuten Magenproblemen. Und wie ist Ihr “Warum-Stil”?