Nicht nur die Job-Blogger sind vom neuen Otto-Recruiting-Video begeistert: Hier kann man sein eigenes Bild hochladen und einige Szenen aus ChefPerspektive erleben. Das Manko: Als Frau kommt das blöde! Zumindest auf den ersten Blick (siehe dazu Nachtrag unten).

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Etablierte Rollenmuster im innovativen Gewand

Meine erste Reaktion war: Ich bin als Frau einfach beleidigt – denn ich will auch mal Chef für einen Tag spielen! Für andere Damen wäre es vermutlich sexistisch, dass der Chef der Sekretärin auf den Hintern guckt. Ich finde das Video auf ganz andere Weise diskriminierend: Als Frau kann ich das einfach nicht nutzen – jedenfalls nicht, ohne mir wie eine Lesbe vorzukommen. Und nu?

Ich gebe zu: Ich bin als Frau einfach beleidigt – denn ich will auch mal Chef für einen Tag spielen! Für andere Damen wäre es vermutlich sexistisch, dass der Chef der Sekretärin auf den Hintern guckt. Ich finde das Video auf ganz andere Weise diskriminierend: Als Frau kann ich das einfach nicht nutzen – jedenfalls nicht, ohne mir wie eine Lesbe vorzukommen. Und nu?

Ein Video sagt mehr als 1000 Worte

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Der eine oder andere mag das übertrieben finden. Ich hingegen meine, das Video sagt sehr viel über das Rollenverständnis in unserer Gesellschaft aus: Der Chef ist eben selbsverständlich ein Mann – Basta! Nur: Will Otto männliche Kandidaten als potenzielle Führungskräfte – denn darum geht es ja offenbar – gewinnen? Oder geht man davon aus, dass sich auch der weibliche Nachwuchs von dem Video angesprochen fühlt?

Offenbar ist das auch niemandem aufgefallen: Meine Bloggerkollegen von Wollmilchsau, Basic Thinking oder JOBlog sind alle durchweg begeistert über die innovative Idee, die technische Ausführung, die hervorragende Bildqualität (mehr Infos dazu auf den jeweiligen Blogs..) Geschenkt. Ich fand die Idee auch super. Nur selbst ausprobieren – dazu habe ich so nicht wirklich Lust. Weil… ich sagte es oben schon…

Gründe

Ich gehe mal davon aus, das niemand absichtlich Frauen diskrimineren wollte. Vermutlich ging man einfach vom Selbstverständlichen aus. Chefs sind in der Regel Männer und vielleicht hat man einfach nicht weiter gedacht. Vielleicht reichte auch das Budget nicht, um für jede Zielgruppe ein eigenes Video zu erstellen. Denn wenn man es genau nimmt – bräuchte man gleich noch eines für Homosexuelle beiderlei Geschlechts – oder?

Noch etwas anderes mag eine Rolle gespielt haben: Die männlichen Rollenbilder kennen MANN und FRAU – und die kann man getrost auch mit sexistischen-selbstironischen Anspielungen auf die Schippe nehmen. Bei Frauen ist hingegen die Unsicherheit groß – und das fängt schon mit der Anfangssequenz im Video an: Welche Frau würde schon so begrüßt werden?

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Die Frau als Chefin ist aber noch für viele ein unbekanntes Wesen. Das mag daran liegen, dass Frauen im Job gemeinhin geraten wird, sich besonders unweiblich zu geben – was dazu führt, dass so manche beruflich erfolgreiche Frauen einem asexuellen Wesen gleicht, bei dem kein Mensch auch nur entfernt an Erotik denken würde.

Genau das mag das Problem mit dem Video sein, das ja bewusst auch mit erotischen Klischees spielt: Wie sollte man sich eine weibliche Chefin da vorstellen? Wie Fräulein Rottenmeyer mit strenger Frisur und Hornbrille? Oder doch einfach eine moderne junge Frau?

Frauen machen sowas nicht!

Ich persönlich hätte mir ja eine Samantha-Jones-Variante alla Sex and the City gewünscht: Die Dame legt in einer Folge der berühmt-berüchtigten Serie ihren 20 Jahre jüngeren Mitarbeiter gleich auf dem Schreibtisch flach – nachdem sie ihn kurz zuvor gefeuert hat.

Das natürlich nicht:-) Aber warum darf sich in dem Otto-Video nicht eine weibliche Chefin an einem gut gebauten Surfer-Typen ergötzen, der ihr Unterlagen und Kaffee bringt und ihm beim rausgehen auf den knackigen Hintern glotzen? Vermutlich weil doch zu viele Entscheider Sex in the City  nicht gesehen haben und nicht wissen, dass Frauen sowas auch machen…

Insofern ist das als innovativ gefeiert Otto-Video auch  ein Zeichen dafür, dass, was Emanzipation angeht, auch im Jahr 2010 noch einiges getan werden muss. Oder was meint ihr?

Nachtrag:

Wie mir Tobias Spörer eben via Twitter mitteilte, gibt es auch eine Frauenversion, etwa die hier von O2-Mitarbeiterin Eveline Hauptkorn, die sich auf der Seiteebenfalls nutzen lässt.

Insofern ist der obige Beitrag natürlich überflüssig, aber vielleicht kommt ja noch die eine oder andere interessante Diskussion zustande, daher lasse ich ihn erstmal so stehen.

Denn leider wird im Intro der Otto-Seite nur angezeigt „Zeige Deinen Freunden, wer der: Chef ist“ – kein Verweis auf die weibliche Version. Da die Seite bei mir dann nicht weiter lädt, hatte ich keine Chance, auch die Damenversion zu entdecken. Vielleicht haben andere User auch ähnliche Probleme – und einen ähnlichen Gedanken, wie auch Eveline Hauptkorn bekannte:

Sorry also dafür – aber vielleicht etwa klarer darauf aufmerksam machen, um solche Missverständnisse zu vermeiden.


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