Jedes Jahr werden mehr und mehr Stellen für IT-Profis und Entwickler geschaffen. Doch wie ticken diese? Und was denken sie über künstliche Intelligenz, welche Programmiersprachen beherrschen sie und wie sieht ein typischer, deutscher Entwickler aus?

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Im Land der skeptischen IT-Entwickler

Wenn es eine Eigenschaft gibt, die den Deutschen zu eigen ist, dann muss es die Skepsis sein. Egal ob es um das neue Baukindergeld der großen Koalition geht, ob Elektroautos die notwendige Reichweite schaffen oder ob es um neue, digitale Themen geht: Deutsche stehen Veränderungen immer erstmal skeptisch gegenüber.

Das zeigt auch ein Deutschland-Report von Stack Overflow. In der Erhebung wurden Themen wie Demographie, Arbeitsalltag, Technologien und Zukunftstrends unter die Lupe genommen, um ein akkurates Bild der Entwicklergemeinschaft hierzulande zu zeichnen.

Der deutsche Entwickler: Jung, männlich und im süddeutschen Mittelstand

Basis des Ganzen waren die 6.459 Antworten von deutschen Entwicklern aus einer weltweit durchgeführten Umfrage. Was dabei herauskam? Die Deutschen machen im internationalen Vergleich wieder einmal ihrer liebsten Eigenschaft alle Ehre.

Eines vorweg: Der durchschnittliche Entwickler in Deutschland hat sich gegenüber den Vorjahren kaum verändert. Noch immer ist der typische Entwickler in Deutschland männlich, jünger als 35 Jahre und lebt in Bayern oder Baden-Württemberg.

Doktor oder Diplom? Wieviel zählt ein Titel?

Zumeist hat er einen Hochschulabschluss in Informatik oder Software-Engineering. Was Abschlüsse betrifft, so liegen deutsche Entwickler vorne: 31 Prozent der Befragten haben einen Masterabschluss, wobei  international nur 23,2 Prozent mit demselben Grad trumpfen können.

Legen die Deutschen mehr Wert auf akademische Titel? Wahrscheinlich schon. Sie arbeiten nämlich auch vermehrt an Universitäten und haben häufiger einen Doktortitel (3,9 Prozent vs. 2,2 Prozent weltweit). Ansonsten sind hierzulande aber “traditionelle” Berufe wie Systemadministrator oder Entwickler von Desktop- und Unternehmenssoftware die Regel.

Unterschiede bei Unternehmensgröße und Gehalt

Beim Thema Unternehmensgröße und Gehalt zeigen sich deutliche Unterschiede: Rund zwei Drittel der Befragten (67,3 Prozent) arbeiten in einem Unternehmen bis zu 499 Mitarbeitern und dies auch ungewöhnlich häufig in Teilzeit – rund 12 Prozent von ihnen.

Internationale Kollegen suchen sich eher Firmen mit mehr als 500 Mitarbeitern und arbeiten fast immer Vollzeit, nämlich 76,9 Prozent von Ihnen. Deutschland ist immer noch ein Land mit vielen mittelständischen Unternehmen, die Entwickler brauchen, um die digitale Transformation fortzuführen.

Top Gehälter in Deutschland

In Sachen Gehalt steht Deutschland sehr gut da: Grundsätzlich verdienen IT-Professionals mehr als der internationale Durchschnitt. DevOps und Data Scientists beispielsweise gehören mit 73.000 Euro bzw. 61.000 Euro. zu den Topverdienern. Ziemlich groß ist die Gehaltsschere allerdings bei Mobile-Entwicklern im internationalen Vergleich:

In Deutschland beträgt ihr Gehaltsscheck am Ende des Monats rund 59.000 Euro, wohingegen ihre Kollegen im Ausland im Mittel nur 43.000 US-Dollar mit nach Hause nehmen.

Gehalt hat bei Entwicklern Priorität

Ein möglicher Grund hierfür, ist höchstwahrscheinlich der “War for Talents”, der Kampf um fähige Entwickler und die dementsprechend guten Jobangebote für sie. Es gibt zu wenige IT-Professionals für all die Projekte, die die Unternehmen und Industrie durchführen möchte.

Wenn Entwickler auf Jobsuche sind, hat für Deutsche, wie auch für den Rest der Welt das Gehalt oberste Priorität. Allerdings zeigt sich bei dieser Liste ebenfalls ein Unterschied: Mit Aktien und Anteilen kann man in Deutschland keine Entwickler locken, wohingegen dieses Überzeugungsmittel z.B. in den USA viel eher auf Resonanz trifft.

Skeptisch mit Zukunftstechnologien: K.I. und Machine Learning beunruhigen die Deutschen eher

Der Erfolg und die Goldgräberstimmung von neuen Technologien wie Künstliche Intelligenz und Machine Learning machen auch vor Deutschland nicht halt: Entwickler hierzulande sind ebenso an den neuen Möglichkeiten und der Technologie interessiert wie überall auf der Welt. Dennoch gibt es einige große Unterschiede im Vergleich zum Rest der Welt: Die Deutschen sind vorsichtiger, was Chancen und Möglichkeiten betrifft.

So lag die Zahl der Entwickler, die zu K.I. sagten “Ich bin mehr beunruhigt von den Gefahren als begeistert von den Möglichkeiten” mit 22 Prozent leicht über den internationalen 19 Prozent. Am meisten beunruhigt deutsche IT-Experten dabei, dass “Algorithmen wichtige Entscheidungen treffen”, nämlich 37,6 Prozent. Hingegen finden 46 Prozent die Automatisierung von Berufen durch K.I. deutlich spannender als im internationalen Vergleich (40,8 Prozent).

Mehr Regulierung notwendig?

Eine weitere wichtige Aussage der Befragten ist, dass als erstes natürlich die Experten hinter K.I. und Machine Learning für das Ergebnis verantwortlich sind.

Dennoch sehen viele deutsche Entwickler auch staatliche oder andere Regierungsbehörden in der Pflicht: Sie sollen die Zukunftstechnologien regulieren, was im starken Gegensatz zum Rest der Welt steht. Deutsche möchten also an Zukunftsthemen forschen und arbeiten, allerdings soll Vater Staat die Richtlinien und Leitplanken vorgeben.

Deutsche Entwicklerherzen schlagen schneller bei diesen Technologien

Zu den am meisten genutzten Sprachen in Deutschland gehören HTML (66,2 Prozent), dicht gefolgt von JavaScript (66,1 Prozent) und CSS (62,8 Prozent). Zwar verdienen Entwickler mit diesen Technologien ihr tägliches Brot – allerdings sind die beliebtesten Sprachen wieder einmal andere: Rust ist ist mit Abstand die beliebteste Sprache unter allen Befragten, Kotlin folgt auf Platz zwei und Swift auf Platz drei.

Am schnellsten wächst die Nutzerschaft übrigens von Python, was bedeuten könnte, dass wir in Zukunft einen Rückgang bei den Gehältern sehen werden. Denn: Auch das zweite Jahr in Folge ist es die Sprache, die Entwickler am häufigsten lernen wollen. Eindeutig nicht auf der To-Learn-List und auf der Beliebtheitsskala ganz unten ist Hack: 100 Prozent der Entwickler gaben an, diese Sprache nicht zu mögen.

Wie kommunizieren Entwickler

Beim Thema Zusammenarbeit zeigt sich die Natur der Deutschen einmal mehr: Die deutschen Entwickler kommunizieren am liebsten über Jira (51 Prozent) oder Confluence (42,5 Prozent). Das steht im Gegensatz zu anderen Nationen, die häufiger auf Slack (37,3 Prozent vs. 52 Prozent weltweit) zurückgreifen.

Vielleicht offenbart sich auch hier einmal mehr die skeptische Grundhaltung der deutschen “Slow Adopter”? Fakt ist, dass deutsche Entwickler zu den bestverdienenden und hart umkämpften IT-Professionals zählen. Nach einer Studie des BITKOM werden in der ITK-Branche jährlich mehr als 400.000 Stellen neu geschaffen. Die große Aufgabe für deutsche Unternehmen wird zukünftig darin liegen, schlaue Projekte mit fähigen Fachkräften und Entwicklern voranzutreiben – auch wenn vor Ort Entwicklermangel herrscht.