Fehlermanagement ist wie bereits beschrieben die lösungsorientierte Steuerung aller Aktivitäten im Umgang mit Fehlern, während Fehlerkultur die Art und Weise bezeichnet, wie ein Unternehmen mit Fehlern umgeht. Und diese Fehlerkultur bedeutet mehr als nur etwas mehr Nachsicht mit der menschlichen Unvollkommenheit!

Fehlerkultur005

Prägend für die Unternehmenskultur

Eine Fehlerkultur prägt die gesamte Unternehmenskultur. Welche Vorteile sind es nun genau, die ein Unternehmen aus einer positiven Fehlerkultur lukrieren kann? Dynamische Verbesserung statt statischem Fehlerbeheben: In vielen Unternehmen herrscht immer noch ein statisches Denken vor, wenn es um Fehler geht.

Die Unternehmensführung denkt und handelt “ballistisch”: Wie bei einer Kanonenkugel kann nach dem Abfeuern deren Lauf nicht mehr beeinflusst werden. Wenn am Ende ein Fehler passiert, weil die Kanone falsch ausgerichtet war, lässt sich das nicht mehr ändern, der Schaden ist eingetreten!

Fehler-Wiederholungen vermeiden

Ziel jeder Fehlerkultur sollte es sein, die Wiederholung von Fehlern zu vermeiden. Wer Fehler nicht rechtzeitig bemerkt und wertfrei analysiert, läuft Gefahr, den gleichen Fehler immer wieder zuzulassen – mit allen negativen Konsequenzen für das Unternehmen.

Fehler lassen sich nicht ganz vermeiden, aber eine bewusste Fehlerkultur schafft geeignete Präventionsmaßnahmen, um ein mehrmaliges Eintreten eines Fehlers zu verhindern.

Fehlerkultur bedeutet auch, das individuelle Lernverhalten der Mitarbeiter zu kennen und bewusst zu nutzen. Jeder Mensch lernt aus Fehlern, und dieses Verhalten wird durch eine positive Fehlerkultur gefördert.

Problemlösungskompetenz fördern

Mitarbeiter entwickeln auch bewusst ihre eigene Problemlösungskompetenz. Hand in Hand geht damit auch eine wertschätzende Feedback-Kultur, die diesen individuellen Lernprozess zum Inhalt hat.

Ständige Selbstreflexion: Eine offene Fehlerkultur zwingt ein Unternehmen zur ständigen Frage, was und wo es sich verbessern kann.

Chancen rechtzeitig nutzen

Die Kanone wird für den nächsten Schuss neu ausgerichtet. Der Schaden wird immer erst im Nachhinein korrigiert. Das führt zu großen Verlusten und verpassten Chancen.

Eine gute Fehlerkultur hingegen erkennt Fehler schon während des Prozesses und korrigiert sie laufend. So entsteht ein dynamischer Veränderungs- und Lernprozess, wo immer die neuesten Erkenntnisse über Fehler einfließen.

Fehler dienen der Aus- und Weiterbildung

Permanente Veränderung und fließender Wandel sind die Folge. Fehler dienen so direkt der internen Aus- und Weiterbildung.

Zudem kann ein Unternehmen so erhebliche Kosten sparen: Wer immer erst im Nachhinein, wenn der “Fehlschuss am falschen Ort” eingeschlagen hat, den Schaden behebt, muss mit erheblichen Kosten rechnen.

Fehlerbehebung setzt zu spät an

Diese Erkenntnis hat vor allem in der Massenproduktion schon früh zu Überlegungen der Fehlervermeidung geführt. Doch leider setzen diese Maßnahmen oft zu spät an, und zwar erst dann, wenn der Schaden schon entstanden ist.

Die Kosten der Fehlerbehebung steigen sprunghaft an, je später in der Produktionskette der Fehler entdeckt wird. Am teuersten ist die Fehlerbehebung, wenn das Produkt das Unternehmen bereits verlassen hat und es zur Reklamation kommt.

Fehler nutzen statt vermeiden

Eine Rückholaktion in der Automobilbranche ist unverhältnismäßig teuer, inklusive erlittenem Image- und Vertrauensschaden. Abgesehen davon negiert diese Fehlervermeidungsstrategie einen enorm wichtigen Aspekt: Die Tatsache, dass Fehler sich einfach nicht vermeiden lassen!

Es ist also besser und damit auch wesentlich billiger, diese Fehler zur laufenden Anpassung und Verbesserung von Produkten oder Dienstleistungen zu nutzen. So können Unternehmen dem Unvermeidlichen auch noch einen positiven und kostensenkenden Faktor abgewinnen!

Auf Unterwartetes reagieren

Unternehmen können so auch auf Unvorbereitetes richtig reagieren: Eine angemessene Fehlerkultur bereitet ein Unternehmen auch auf Situationen vor, in denen plötzlich eine unerwartete und oft auch nicht vorhersehbare Krise auftritt.

Besonders von “High Responsibility Organizations” wie Krankenhäusern, Fluglinien oder Atomkraftwerken wird absolute Fehlerlosigkeit erwartet. Trotzdem werden auch dort immer wieder und trotz größter Vermeidungsanstrengungen Fehler passieren.

Professionelles Krisenmanagement

Was können diese Unternehmen also tun? Eine geeignete Fehlerkultur lehrt diese Unternehmen, auch schon auf allerkleinste Warnhin weise zu reagieren. Sie lehrt diese Unternehmen weiters, wie im Falle eines tatsächlichen Schadens zu verfahren ist. Wie dieser Schaden und seine Auswirkungen möglichst gering gehalten werden und wie nach innen und auch nach außen kommuniziert wird.

Schnelles und standardisiertes Handeln ist hier gefragt. Eine gute Fehlerkultur ist also auch die unumgängliche Voraussetzung für ein professionelles Krisenmanagement.