Ungewöhnliche PR-Aktionen sorgen für Aufmerksamkeit. Interessant wird es, wenn eine Hochschule solche Angebote macht. Wie sieht es mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen aus? Ist das sinnvoll – und glaubwürdig?

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Hochschule vergibt Stipendium per Gewinnspiel

Ich muss zugeben, als ich diese Meldung bekam, dachte ich im ersten Moment „Geile Aktion“: Ein Stipendium für ein komplettes Fernstudium im Wert von 11.000 Euro zu gewinnen, wer wollte das nicht. Im Detail sieht das so aus:

Die Internationale Hochschule Bad Honnef • Bonn (IUBH) vergibt im Rahmen eines Wettbewerbs ein Voll-Stipendium für ein Fernstudium in ihren Programmen Bachelor in Betriebswirtschaftslehre oder Master in General Management.

Im Rahmen einer aktuelle PR-Aktion der IUBH können Teilnehmer ein komplettes Fernstudium gewinnen. Was Sie dafür tun müssen? Die meisten Facebook-Votes sammeln. Das wirft Fragen auf vom Sinn und Unsinn von Social-Media-Votings bis zur Chancengleichheit in der Bildung.

Wer die meisten Votes bekommt, gewinnt

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Vom 22. Januar bis zum 19. Februar können sich Interessierte unter http://www.dein-stipendium.de bewerben. Wer ein Fernstudium im Wert von über 11.000 Euro gewinnen möchte, legt sich auf http://www.dein-stipendium.de ein Bewerber-Profil an. Mittels Video- oder Fotobeitrag erläutern Teilnehmer dann ihre Motivation für den Gewinn des Stipendiums und stellen diese zur Abstimmung.

„Votes“ sammeln die Teilnehmer, indem sie Freunde, Familie und Bekannte via Facebook, eMail oder Kontaktliste einladen und auffordern, für sie zu stimmen, Wer die meisten Stimmen erhält, gewinnt. Die Zweit- und Drittplatzierten erhalten jeweils hochwertige technische Geräte wie Laptops und Tablet-PCs für das mobile Lernen.

Was steckt dahinter?

Alle wichtigen Informationen und die Möglichkeit zum Mitmachen finden Interessierte unter http://www.dein-stipendium.de oder http://www.iubh-fernstudium.de. Philipp Höllermann, Projektleiter der Fernstudiengänge an der IUBH, erläutert die Motivation des Gewinnspiels:
„Mit dem Wettbewerb ‚Dein Stipendium‘ möchten wir dem Gewinner ein Fernstudium ermöglichen, ohne dass er sich um die Kosten kümmern muss. Durch das Voting-System nehmen die Teilnehmer ihre Zukunft selbst in die Hand. Denn wer die meisten Unterstützer für die Abstimmung aktivieren kann, gewinnt das Stipendium.“

Social Media belohnt Selbstmarketing, nicht soziale Kommunikation

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Fast schon sympathisch finde ich, dass die IUBH mit ihrerer Aktion ganz offen die Absurdität von Social Media Votings zeigt: Statt wie sonst als Gewinner auszuschreiben, wer (passiv) die meisten Likes bekommt, geht es hier ganz offen darum, wer es schafft, die meisten Friends und Follower zu mehr likes zu überreden.

Damit wird allerdings nicht die Fähigkeit zu sozialer Kommunikation, die m.E. den Grundgedanken zu Social Media ausmacht, belohnt, sondern die Fähigkeit sich selbst zu vermarkten.

Perfektes Selbstmarketing als Studienvoraussetzung

Man könnte zudem kritisieren, dass man ein Stipendium nicht einfach von ein paar Facebook-Likes abhängig machen darf. Allerdings passt die Fähigkeit, sich perfekt zu vermarkten, hervorragend zu den Anforderungen, die an die Absolventen solcher Studiengänge später im Beruf gestellt werden.

Infolgedessen ist dieser Selektionsmechanismus nur folgerichtig.

Chancengleicheit in der Bildung?

Befürworter der Methode könnten einwenden, dass die Stipendienvergabe hier demokratischer erfolgt als per Gremienentscheid – zumal den Verlierern freisteht, sich weitere Finanzierungswege zu erschließen.

Andererseits ist die Frage, wie demokratisch ein Stipendienvergabe nach reinen Marktmechanismen ist und ob auf diese Weise überhaupt von einer Chancengleichheit in der Bildung ausgegangen werden kann.

Ungewöhnliche PR-Aktionen sorgen für Aufmerksamkeit

Oder sollte man solche Ansprüche einen bezahlten Studiengang gar nicht stellen? Und besteht nicht die Gefahr, dass ein solches Beispiel Schule macht – gerade wenn ich da an die vielfältigen Verzahnungen zwischen Wirtschaft und Hochschulen denke.

Die IUBH ist übrigens für solche spannenden Marketing– und PR-Aktionen bekannt. denn die Fernhochschule ruft Studierende und solche, die es werden sollen, auf, auch schon mal via Facebook dazu auf, neue Standorte vorzuschlagen. Die endgültige Auswahl allerdings bleibt der Hochschule überlassen…

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Studierende als Kunden mit Mitspracherecht?

Hochschulen gehören ja, was neue Ideen angeht, in der Regel eher zu den schwerfälligeren Kalibern: Das Studierende auch wie Kunden zu betrachten sind, setzt sich erst ganz allmählich durch. Um so sympathischer – und auch aus Marketingsicht nicht unschlau – ist die Idee, die Kunden an der Standortwahl zu beteiligen. Denn oft suchen sich Studierende ihre Hochschule so aus, wie es für sie nach dem Standort am praktischsten ist.

Bei einer Fernhochschule ist das in der Regel ein wenig anders, doch auch hier wählen viele nach dem Standort der Präsenzzentren. Das um so mehr, weil viele Studierende berufstätig sind und in der Regel an einen bestimmten Standort gebunden. Das hat auch die Internationale Hochschule Bad Honnef/Bonn (IUBH) begriffen und dreht den Spieß nun um:

Fernstudierende dürfen Lieblingsstandorte einreichen

Sie ruft ihre Fernstudenten und alle Fernstudieninteressenten dazu auf, Städte für Studienzentren in Deutschland, Österreich und der Schweiz vorzuschlagen. Die IUBH hat bislang ein Netz von bislang 22 Studienzentren im deutschsprachigen Raum, das 2013 ausgebaut werden soll

Geeignete Studienstandorte sollten allerdings einige wenige Kriterien erfüllen: Eine Standort sollte nicht zu nah an den bestehenden Zentren liegen und mindestens 150.000 Einwohner haben und/oder ein Zentrum für die umliegende Region darstellen.

Vorschläge einreichen, aber nicht mitentscheiden

Vorschläge nimmt die IUBH, ganz modern scheinend, auf Facebook  oder – für die Facebook-Gegner – in ihrem Forum entgegen und wird diese bei der Planung berücksichtigen. Klingt ja alles sehr Social-Media-Like.

Schade ist allerdings, dass die Studierenden und zukünftigen Kunden zwar Ideen einreichen, dann aber nicht bei der Umsetzung mitentscheiden dürfen. Soviel Kundendemokratie war den Verantwortlichen dann wohl doch zu „gefährlich“.


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