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Viele StartUps träumen davon, das nächste große Ding zu werden. Transferwise, von zwei Esten gegründet, hat reele Chancen dazu: Denn mit im Boot sitzt Facebook-Investor Peter Thiel. Wir trafen die Gründer in Talinn und Berlin.

The next big thing?

Immer wieder sorgt der deutschstämmige Investor Peter Thiel für Schlagzeilen: Seiner Meinung nach haben Deutsche StartUps Angst vor ihrem eigenen Erfolg und denken und handeln zu sozialdemokratisch.

Thiel hat u.a. Facebook groß gemacht. Eines seiner neueren Projekte ist Transferwise, dessen Macher ich kürzlich in Talinn und Berlin interviewen konnte und das gute Chancen hat, eine große Sache zu werden – vor allem nachdem auch Richard Branson als Investor eingestiegen ist. Die Geschäftsidee dabei erklärt Taavet Hinrikus hier im Video.

Geboren aus einem echten Bedürfnis

Die Idee, ein alternatives und damit günstigeres internationales Überweisungssystem zu schaffen, ist gut und vor allem nicht aus der Luft, sondern aus einem echten Bedürfnis der beiden Gründer geboren, die durch Auslandsüberweisungen regelmäßig Tausende von Euros verloren. Das Motto dabei: Problem gehabt, Lösung und damit Kundennutzen gefunden.

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Doch es kommt nicht nur auf eine gute Idee an – alternative Bezahlsysteme gab und gibt es schließlich schon einige – sondern auch darauf, die richtige Idee zum richtigen Zeitpunkt umzusetzen. Und schließlich ist auch die Persönlichkeit der beiden Gründer von entscheidender Bedeutung.

Die Business-Idee

Die Geschäfttsidee, wie sie mir einer der Gründer, Taveet Hinrikus anlässlich einer Gala in Talinn, Estland, im Video erklärte, ist schnell erzählt: TransferWise ermöglicht günstige Auslandsüberweisungen, indem es die Gebühren der Banken umgeht.

Denn defacto verlässt das Geld die Landesgrenze nie: Es wird in einem Land eingezahlt und in einem anderen Land von einem anderen TransferWise-Konto ausgezahlt. Für jeden Deal bis 200 Euro nimmt Transferwise 1 Euro Gebühren.

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Geld vom Facebook-Investor

Mit diesem Konzept konnte TransferWise u.a. Peter Thiel, Facebooks ersterm Outside-Investor, überzeugen, hier sein erstes Valar Ventures Investment in Europa zu tätigen.

Insgesamt hat TransferWise gut 7.35 Millionen US-Dollar von einigen der weltweit bekanntesten Investoren erhalten und zwar von SV Angel, Mitgründer von PayPal; Max Levchin, IA Ventures; Index Ventures; TAG (Robin Klein und Saul Klein); Seedcamp; Betfairs ehemaliger CEO David Yu und der Besitzer von Le Monde – Xavier Niel (via Kima Ventures).

Die Gründer

Doch auch die Gründer sind kein unbeschriebenes Blatt: Taavet Hinrikus, der bei TransferWise für Marketing und Produktentwicklung verantwortlich ist, war  bis 2008 als Director of Strategy bei Skype tätig und der erste Angestellte der international erfolgreichen IP-Telefonie-Software von Microsoft. Zudem unterstützt er die Start-up-Community als Berater und Business Angel. Er hat unter anderem in Tweetdeck, Mendeley, OMGPOP, Betaworks, Farmeron und Teleportd investiert.

Kristo Käärmann ist Mathematiker und für die Bereiche Operations, Development und Compliance verantwortlich. Zuvor war er als Unternehmensberater bei Deloitte Consulting und PricewaterhouseCoopers tätig. Er unterstützte europäische Banken und Versicherungen in der Modernisierung ihrer Prozesse und Systeme.

Vom Problem…

Die Gründungsgeschichte ist dabei typisch für viele erfolgreiche Geschäftsideen. Die beiden Esten arbeiteten in London und mussten hohoe Gebühren für Auslandsüberweisungen zahlen. Taavet arbeitete damals für Skype, wurde in Euro bezahlt, lebte aber in London. Kristo dagegen arbeitete in London, musste aber in seiner Heimat Estland Rechnungen in Euro begleichen.

Beide verloren durch Überweisungsgebühren regelmäßig tausende von Euro. Wie Kristo mir bei unserem Treffen in Berlin erzählte, habe ihn das sehr geärgert. Und er habe sich gesagt, dass es da doch eine andere Lösung geben müsse.

…zur Lösung

Die  beiden erdachten folgendes System: Jeden Monat überwies Kristo britische Pfund auf Taavets Konto und Taavet transferierte im Gegenzug Euro auf Kristos Konto. So konnten sie den offiziellen Devisenmittelkurs nutzen und erhielten genau den korrekten Betrag, allerdings gebührenfrei. Innerhalb weniger Monate konnten sie so Tausende von Pfund sparen. Die Idee von TransferWise war geboren.

Diese Haltung, Probleme anzugehen, ist typisch für die estnische StartUp-Szene. „Als wir damals in den 90ern das Land aufbauten, hatten wir nichts und mussten alles neu beginnen“, erzählt mir Kristo. „Das macht kreativ!“

Lizenzen und Regulierung

Eine Banklizenz war für die Gründung nicht notwendig. Vielmehr nutzen die findigen Gründer die Konten etablierter Banken für ihre Transfers.

TransferWise wird zudem von europäischen Regulierungsbehörden kontrolliert und hat das TÜVRheinland Zertifikat in Deutschland erhalten.

Wachstum

Seit der Gründung im Jahr 2011 wuchs das Unternehmen auf rund 85 Mitarbeiter. Inzwischen sind Transaktionen in 19 Währungen über die Plattform möglich (das entspricht 234 Währungsrouten). TransferWise wächst monatlich um 20 bis 30 Prozent. Die Kunden bereits mehr als 1 Milliarden Euro über die Plattform bewegt und damit rund 50 Millionen Euro an Gebühren gespart. Mehrere Millionen Euro werden täglich über TransferWise ins Ausland überwiesen.

TransferWise unterstützt Währungstransfers zwischen: Euro, britisches Pfund, Schweizer Franken, polnischer Zloty, georgischer Lari, türkische Lira, rumänischer Leu, bulgarischer Lev, ungarischer Forint, dänischen, schwedischen, tschechischen und norwegischen Kronen. Darüber hinaus sind auch Überweisungen möglich mit den oben genannten Währungen in indische Rupie, US-amerikanischer, australischer, singapurischer, Hongkong- und neuseeländischer Dollar. Transaktionen von US-Dollar in europäische Währungen und viele andere Richtungen sind bereits in Planung.

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Recruiting

Das rasante Wachstum stellt die Gründer auch vor neue Aufgaben bezüglich des Recruiting. „Wir haben Recruiter, die die Kandidaten für uns vor-auswählen“, erklärt Kristo. „Aber die letzten Auswahlgespräche führen wir immer noch selbst“, sagt er.

Ein wichtiges Kriterium sei es, dass die Bewerber TransferWise bereits selbst kennen und nutzen. Überhaupt sei das eine neue Form von Mitarbeiter-Recruiting: „Wir bekommen häufig Anfragen von Kunden, die das Produkt cool finden und bei uns arbeiten wollen. Daran sieht man, wie wichtig Community-Building auch beim Recruiting ist“, so Kristo.

Der ideale Kandidat: Ein gescheiterter Gründer

Auch sonst setzt das Unternehmen auf innovative Ideen, zum Beispiel auch Urlaube mit dem ganzen Team: „Wir fragen z.B., was die Bewerber können, das wir selbst nicht können – etwa Klavierspielen oder eine bestimmte Sprache. Und dann fragen wir, ob er oder sie uns das beibringen kann.“

Was ich besonders spannend fand: Kristos idealer Kandidat wäre ein gescheiterter StartUp-Gründer. „Der hat seine Lektion gelernt und kann seine Stärken und Schwächen viel besser einschätzen“, sagt Kristo – und offenbart damit eine völlige andere Denke als wir das in Deutschland vom häufig stigmatisierten Scheitern haben.


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