Wenn wir in eingefahrenen Bahnen denken, fällt uns der Perspektivwechsel schwer. Doch auch der Perspektivwechsel ist lediglich eine Frage der Technik. Hilfreich sind zum Beispiel Humor, Haltungs- und Fragetechniken.

humor

Wechsle Deine Perspektive!

Das Glas ist halb leer oder halb voll? Wir wissen, dass es besser wäre, das Glas des Lebens, von schwierigen Aufgaben, von herausfordernden Krisen optimistisch und entschieden als halb voll zu betrachten.

Doch diese Betrachtungsweise fällt uns oft schwer. Perspektivtechniken erleichtern diesen für alle Lebenslagen so überaus wichtigen Perspektivwechsel. Eine dieser Techniken kommt sogar ganz ohne Worte aus.

Lächeln und Humor

Was wäre das Schlimmste, das ein Vorgesetzter, Kunde oder Kollege Ihnen antun könnte? Formulieren Sie dazu einen Satz. Einer reicht. Sagen Sie ihn halblaut. Wie fühlt sich das an? Natürlich: schlimm. Und nun sagen Sie denselben Satz mit einer Micky-Maus-Stimme – oder jeder anderen lustigen oder verzerrten Stimme, die Ihnen einfällt. Singen Sie ihn, quietschen, kreischen, flüstern Sie ihn. Wie verändert sich Ihre Stimmungslage?

Dasselbe schaffen Sie übrigens mit dem rein mimischen Perspektivenwechsel: Lächeln Sie! Jetzt. Nein, nicht schon wieder aufhören! Halten Sie das Lächeln 60 Sekunden – das ist hart. Anfänger schaffen das selten. Die dabei vegetativ ausgeschütteten Endorphine bewerkstelligen sozusagen hormonell den Perspektivwechsel. Humor ist eine der ältesten Techniken des Reframings: Als Onkel Karl auf Nichte Lenis Hochzeit die Hose hinten am Saum aufplatzte, war ihm das sowas von peinlich. Doch schon beim nächsten Familiengeburtstag hat wer diese Geschichte zur Erheiterung aller zum Besten gegeben? Onkel Karl. Er sagt: “Wenn sie schon lachen, dann bitte, weil ich den Witz erzähle!” Perfekter Perspektivwechsel.

Haltungstechniken

Die US-Wissenschaftlerin Dr. Juli Henderson ist eine der weltweit führenden Koryphäen des sogenannten Embodiment (Lesetipp: “Embodying Well-Being”, AJZ Druck und Verlag). Sie hat Dutzende von Körperübungen entdeckt und getestet, mit denen sich eine Perspektivveränderung sozusagen somatisch erzwingen lässt.

Sie stehen beruflich vor einer großen Herausforderung und Ihnen geht etwas “die Muffe”, Sie sind frustriert oder “down”? Dann gähnen Sie. Noch einmal. Und noch einmal. Oder schütteln Sie sich wie ein Hund nach einem Bad. Noch einmal. Und noch einmal. Oder hüpfen Sie wie ein Flummi auf und ab. Das aus somatopsychischer Sicht gar nicht so Verrückte: Alle diese Übungen bewirken eine sofortige Stimmungsveränderung. Einzige Voraussetzung: Ihre Wahrnehmung ist scharf genug, die Veränderung zu erkennen (und sie damit zu verstärken).

Frage-Techniken

Wenn alles schiefläuft, wenn alles den Bach runter geht, können wir den Absturz in die Hoffnungslosigkeit immer noch mit einer Frage aufhalten und umdrehen. Erraten Sie sie? Natürlich: Was kann ich zumindest noch daraus lernen? Gerade aus Katastrophen lernen wir oft mehr als aus Erfolgen – wenn wir lernen wollen. Eine andere Perspektivwechselfrage ist:

Was ist der Sinn hinter dem allem? Vier Stunden ergebnislos mit einem Kunden verhandeln, der schon fest zugesagt hat und dann doch nicht unterschreibt? Was soll das für einen Sinn haben? Gute Frage. Eine Verkäuferin verriet mir einmal: “Dass ich das nächste Mal schon nach einer Stunde bemerke, wenn da kein Abschluss mehr kommt.”

Und noch eine Perspektivfrage: “Worauf habe ich Lust? Und was täte mir gut?” Ein cholerischer Vorgesetzter gestand mir im Coaching: “Einen säumigen Mitarbeiter zusammenzufalten – das reißt mir den Tag raus! Aber dann frage ich mich: Darauf hast Du jetzt unbändig Lust – aber tut Dir das auch gut? Und dann lasse ich es. Jedenfalls öfter als wenn ich die Frage nicht stelle.” Perfekter Perspektivwechsel.

Fazit

Eine Aufgabe fällt Ihnen schwer? Sie verlieren die Lust an der Arbeit? Bevor Sie noch härter ranklotzen oder etwas Dummes tun: Wechseln Sie die Perspektive! Es gibt nichts zu verlieren – und alles zu gewinnen.