Personal Branding liegt im Trend, gerade auch bei Bewerbungen. Doch kann es im Lebensläufe ersetzen? Oder anders gesagt: Zählen Marketing und Image mehr als Zeugnisse? Und wird Recruiting dadurch menschenverachtend?

leica

Lebenslauf oder Personal Branding?

Haben Zeugnisse und Scheine mehr Aussagekraft als die Persönlichkeit hinter der Fassade? Sind Lebensläufe einfach altmodisch? Und welche Rolle spielen dabei Kompetenzprofile bzw. was unterscheidet sie von reinen Lebensläufen?

Beispiele für ungewöhnliche, kreative Personal-Branding-Ideen gibt es zuhauf. Etwa Regine Heidorn, die im Interview erklärte, Twitter sei wichtiger als Weiterbildungszertifikate. Oder der ehemalge Blogger Kai Müller, der einst erklärte, warum bei Jobsuche und Selbstmarketing persönliche Posts in Blogs oder bei Twitter mehr helfen können als Zeugnisse und Scheine. Müller schrieb in seinem Beitrag “Wenn der Alltag zum erfolgreich(st)en Marketinginstrument wird” vor einiger Zeit über den Sinn seines Blogs:

“Ich lerne dort den Menschen kennen, indem ich erfahre, welche Musik er mag, was er in seiner Freizeit tut, was er nicht mag, dass er zu viele Schachtelsätze schreibt, seine Offen- oder Verschlossenheit erkenne, und nicht zuletzt: seinen eigenen Output. Seine Referenzen!”

Guckt nicht aufs Papier, sondern auf den Menschen!

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Auf diese Weise ersetzen, so der Autor, die Informationen über eine Persönlichkeit Scheine und Papiere, die bisher bei Bewerbungen als Referenzen dienen. Kein Zweifel: Dass die Persönlichkeit und die Fähigkeiten eigentlich viel mehr Aussagekraft haben als jeder Fetzen Papier – volle Zustimmung. Und dass das gerade in Deutschland ein Problem ist, weil hier zuallererst auf die Scheine und dann auf die Persönlichkeit geschaut wird – auch darin volle Zustimmung.

Schließlich will Best of HR – Berufebilder.de® ja gerade zeigen, dass man auch den einmal vorgezeichneten Ausbildungsweg verlassen und etwas ganz Neues anfangen kann; übrigens etwas, das im Ausland völlig normal zu sein scheint und in Deutschland immer noch misstrauisch beäugt wird.

Strukturiertes Kompetenzprofil als Ergänzung zum Lebenslauf

Vielleicht ist aber gerade daher ein gut durchstruktuiertes Kompetenzprofil der gangbarere Weg? Ein Kompetenzprofil ist eine Momentaufnahme der eigenen Fähigkeiten und Stärken und ergänzt einen Lebenslauf. Ersetzt wird der Lebenslauf dabei keineswegs.

Es ist eine Momentaufnahme von allem, was jemand weiß und kann, und zwar egal, wo man es gelernt hat. Insbesondere informell erworbene Kompetenzen können so dokumentiert werden und einem herkömmlichen CV oder Lebenslauf beigefügt werden oder als Vorbereitung für ein Bewerbungsgespräch dienen.

Elevator Pitch der eigenen Fähigkeiten

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Da das Profil die Stellenbewerbung unterstützen sollte, sind die im Profil aufgeführten Kompetenzen vor allem durch Leistungen im Jobkontext belegt – um diese Kompetenzen glaubwürdiger zu kommunizieren. Entsprechend fokussiert das Profil auf die gewünschte Funktion; die aufgeführten Kompetenzen wurden nach diesen Kriterien ausgewählt und sind ähnlich einem persönlichen “Elevator Pitch” auf dieses Ziel ausgerichtet.

Die einzelnen beruflichen Leistungen der Vergangenheit werden in thematische Zusammenhänge gestellt. Ergänzend zu einem CV, der Berufserfahrungen chronologisch auflistet, soll das Profil damit die “Einzigartigkeit” gegenüber anderen Bewerbern herausstreichen.

Social Recruiting und Active Sourcing: Alles bleibt alles beim Alten

Denn der Lebenslauf mit allen Abschlüssen als scheinbarer Qualitätsgarant bleibt auch weiterhin wichtig. Denn zwar wird gerade unter Personalfachleuten Active Sourcing in Social Media als Recruiting-Tool heiß diskutiert und auch vermehrt eingesetzt, um Bewerber zu finden. Aber natürlich wird auch dabei weiterhin zunächst auf fachliche Qualifikationen, Scheine – und damit die üblichen Fetzen Papier geschaut, nicht auf den Menschen. Vielleicht ist es auch gar nicht wünschenswert, dass die Selbstvermarktungsfährigkeiten der Bewerber so sehr im Vordergrund stehen, wie wir bei einer Veranstaltung der Stiftung Neue Verantwortung ausführlich diskutiert haben.

Auf der anderen Seit steckt hier oft Angst der Personaler selbst dahinter, mal etwas Neues zu wagen und damit die eigene Position bzw. die Unmut des Chefs zu riskieren. Und zwar unabhängig davon, welcher Generation der Personaler angehört. Nur: Da bleiben die gesellschaftlichen Veränderungen, die durch das Social Web teilweise von den selben Leuten propagiert werden, dann schnell heiße Luft.

Xing, der Personaler liebstes Spielzeug

Beispiel: Xing scheint nach wie vor der Personaler liebstes Recruiting-Tool zu sein: Weil es schöne praktische und einfache Suchfunktionen gibt, mit der sich passende Bewerber mit ein paar Klicks aufspüren zu lassen. Was dabei leider hintenüberfällt: Viele gute Köpfe sind gar nicht bei Xing, ja gerade kreative Querdenker lassen sich derart schematisch gar nicht erfassen.

Erst kürzlich bekannte eine Freundin “Ich habe mein Passwort von Xing gar nicht mehr, das war mir einfach zu blöd da!” Wenn ich es mir richtig überlege, ist aus meinem Freundeskreis keiner bei Xing – und auch ich nutze es nur sporadisch, weil ich die Möglichkeiten viel zu eingeschränkt finde (z.B. kann ich nicht direkt kommentieren…)

Menschenverachtung in der HR: Lieber technische Spielereien als Beschäftigung mit dem Menschen?

Wie ich gerade auf vielen Veranstaltungen zu Persoanlthemen feststelle, wird das Thema Human Resource wörtlich genommen: Eine Auseinandersetzung mit dem Menschen findet nämlich eher nicht statt – oder erst dann, wenn der Abgleich der Fachqualifikationen erfolgreich verlaufen ist. Das macht deutlich, dass es tatsächlich vor allem um Resourcen geht. Daher finden die Personaler auch die ganzen technischen Tools hoch spannend – sie sparen ihnen einfach einen Haufen Sucharbeit! Naja gut, etwas (kindliche) Begeisterung für die ganzen Technik-Tools mag auch dabei sein. Aber Vorsicht, dass der Mensch dabei nicht hintenrüber fällt…

Ich muss zugeben: Irgendwie hatte ich mir das mit der Bewerbersuche durch Social Media, ganz idealistisch, irgendwie anders vorgestellt. Nämlich dahingehend, dass ein echter Austausch und eine echte Öffnung gegenüber den Bewerbern stattfinden. Ein paar schöne Ansätze gibt es dazu bereits, wenn z.B. Personalfachleute Twittern, dass sie nun im Zug unterwegs sind und man gerne zu einem persönlichen Gespräch vorbeikommen darf. Das sind aber nur wieder Tropfen auf einem heißen Stein.

Internet als gigantische automatisierte Recruiting-Maschine?

Im Unternehmensalltag kann es hingegen schnell passieren, dass das Internet zu einer gigantischen, automatisierten Recruiting-Maschinerie wird – und das hätte dann für mich tatsächlich eine menschenverachtende Komponente.Immer wieder wurde ich zum Beispiel in den letzten Jahren von potenziellen Kunden nach unserem Seminar-Angebot zum Thema Blogger-Relations gefragt. Wobei ich mich ehrlicherweise frage, warum Agenturen überhaupt solche Seminare brauchen:

Mein persönlicher Verdacht ist ja, dass sie hoffen, irgendjemand verrät ihnen, wie sie möglich billig ihre Werbebotschaften an den Mann oder die Frau bekommen. Die leidige Diskussion zum Thema Influencermarketing geht für mich in dieselbe Richtung.

Marketing und HR: Es geht um zwischenmenschliche Beziehungen und Respekt

Hingegen geht es doch letztendlich darum, wie bei allen zwischenmenschlichen und Geschäftsbeziehungen, um Wertschätzung und gegenseitigen Respekt füreinander. Dass es auch anders gehen kann, zeigte übrigens der Foto-Traditions-Hersteller Leica gerade in Bezug auf den oben erwähnten Blogger Kai Müller:

Laica hat vor einigen Jahren ein ganzes Filmteam nach Island entsendet, um die Arbeit des Bloggers und Fotografen Kai Müller (aka Stylespion) zur porträtieren und ihn dazu noch interviewt. Ein tolles Beispiel, was bei einer solch respektvollen Zusammenarbeit herauskommen kann, ist demgemäß das dabei entstandene Video:

Video-Hinweis: Wenn Sie hier kein Video sehen, müssen Sie am Ende der Seite unter “Privacy und Cookies” die Option “Videos sehen” aktivieren!

Gelungenes virales Marketing zwischen Kunst und Realität

Müller schrieb dazu:

“To be honest: ich fühle mich wahnsinnig geehrt.”

Herausgekommen ist dabei ein künstlerisch anspruchsvolles Video, in dem nur bei genauem hinhören auffällt, das Müller über seine Arbeit mit der Leica-Kamera positiv berichtet. Das Video wurde seinerzeit sogar beim Aggregationsdienst Rivva präsentiert, und das, obwohl Macher Frank Westphal für seine kritische Auswahl der Beiträge bekannt ist. Wirklich gelungenes virales Marketing eben.


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