Hand aufs Herz: Nicht immer klappt nach der sportlichen Höchstleistung auch noch ein gelungenes Interview. Aber können wir es “unseren” Sportlern im Moment des größten Erfolges oder einer bitteren Niederlage verdenken?

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Weltereignis Winter-Olympiade

Olympische Spiele faszinieren! Es ist das Umfeld. Die Historie. Der breite Disziplinenmix. Die Atmosphäre und vieles mehr machen Olympia einzigartig.

Jeder schaut mal rein und passt während der Olympiade sogar den eigenen Tages-, Nacht- und Schlafrhythmus den Startzeiten seiner Lieblingssportart an.

Patriotischer Stolz

Spätestens bei der Siegerehrung schimmert selbst beim abgeklärtesten Weltenbürger ein patriotisches Gen durch, wenn er im Fernseher einen einheimischen Sportler auf dem Podest sieht. Die Medaillen glänzen und die ganze Welt scheint der Nationalhymne zu lauschen.

Das Gefühl “wir sind halt doch wer” steuert für einen gewissen Moment den Zufriedenheitsgrad mit sich und der Welt.

Der Sport zwischen Wirtschaft und Politik

Sportlich möchte ich die olympischen Spiele gar nicht analysieren, das überlasse ich den Fans und den ausgewiesenen Experten vom Fach.

Ebenso die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen sowie auch die politische Aussagekraft, die aktuell ein friedlicheres Zusammenleben von Nord- und Südkorea beschreibt…

Kommunikative “Hochflüge”

Betrachten wir die Spiele aus Sicht der Kommunikation, dann wird einmal mehr ein spannender Aspekt in seiner konzentrierten Form erkennbar:

Wenn Sportler zum Interview antreten, bleibt stets zu hoffen, dass die Spanne zwischen sportlichen Höchstleistungen und dem “hoffentlich-ist-dieses-Interview-bald-vorbei” für alle Beteiligten nicht zu groß ist. Aber daran sind nicht nur die Sportler “schuld”.

Wo bleibt nur die kreative Fragestellung?

Sprachlich betrachtet fällt auf, dass gewissen Reportern eine Selbstreflektion in kreativer Fragestellung wohltäte. Natürlich bedarf es auch auf Reporterseite des nötigen Geschicks, in der Kürze der Sendezeit möglichst viele Fragerunden unterzubringen.

Bei Fragen wie “Wie haben Sie das Rennen erlebt?”, “Warum haben Sie nicht gewonnen?” oder “Sind Sie froh, dass so viele Fans anwesend sind?” gestaltet es sich jedoch für den Antwortenden überaus schwierig mit wirklichem Tiefgang zu reagieren.

Tiefgang gesucht

Auf die Frage im Zielraum “Warum haben Sie nicht gewonnen” sagte kürzlich eine Ski-Fahrerin “Wenn ich das wüsste, hätte ich es von Anfang an schon anders gemacht”.

Oder auf den Opener “Sind Sie froh, dass so viele Fans anwesend sind?” können sie unmöglich mit etwas anderem als mit “ja” antworten – Fangfrage und dazu noch sehr oberflächlich…

Kommunikations-Kennlinien: Wer gewinnt, sucht bei sich…

In der Tat lassen sich gewisse kommunikative Kennlinien beobachten: Wer gewinnt, sucht bei sich! Es sind die “eigenen” Gründe, die sogenannten “internalen Attributionen”, die im Vordergrund stehen.

Auf die Frage “Warum haben Sie gewonnen?” folgen meist Antworten, wie “Wir hatten eine optimale Vorbereitungsphase”, “Ich konnte die Leistung auf den Punkt abrufen” oder “Bereits vom Start weg ist mir alles geglückt”.

… Wer verliert, erklärt es im Außen

Umgekehrt verhält es sich beim Verlieren: “Externale Attributionen” (oder landläufiger: “Gründe, die außen zu finden sind”) hört man dann sehr oft:

“Das Glück stand nicht auf unserer/meiner Seite”, “Die Witterungsbedingungen waren grenzwertig” oder “Beim Gegner hat heute wirklich alles gepasst, in Topform ist der kaum zu schlagen”. Nur selten hören wir diese beiden Kennlinien umgekehrt.

Kommunikation mit (olympischen) Geist

Sportler sind einfach exponierter. Auch deshalb sind sie uns vielleicht so sympathisch. Und betrachten wir einmal unsere eigene Alltagskommunikation wird schnell deutlich: Geht es um Fehler oder Erfolge im (Arbeits-)Alltag, handhaben wir es oft genauso.

Nur trägt bei uns nicht immer gleich eine TV-Kamera unsere Gesprächsfetzen in die ganze Welt hinaus. In diesem Sinne: Auf dass der olympische Geist auch unsere Kommunikation beflügle!