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Offenlegung & Urheberrechte: Bildmaterial erstellt im Rahmen einer kostenlosen Kooperation mit Shutterstock.
Von Stefan Häseli (Mehr) • Zuletzt aktualisiert am 10.09.2024 • Zuerst veröffentlicht am 07.04.2016 • Bisher 4823 Leser, 1512 Social-Media-Shares Likes & Reviews (5/5) • Kommentare lesen & schreiben
Kommuniziert wird immer und überall. Anspruchsvolle Gesprächssituationen sind das eine. Doch neunzig Prozent des Geschäftslebens sind unspektakuläre Normalität. Der Erfolg findet im vermeintlich Banalen statt, wo oft nur wenig Zeit bleibt, einen guten Eindruck zu hinterlassen.
In jeder Form von Kommunikation werden Inhalte vermittelt – artikuliert durch das gesprochene Wort – im Vorbeigehen, am Telefon, bei einer gemeinsamen Fahrt, etc. Und nicht anders als bei einem Vortrag oder einer Präsentation macht diese meist mühelos formulierte Information nur einen Bruchteil dessen aus, was beim Gesprächspartner ankommt. Den großen “Rest” übernehmen andere Einflussfaktoren:
Das Milieu ist der prägende Faktor. Wo findet die Kommunikation statt? Auf einer Verkaufsmesse, im Forschungslabor, auf der Baustelle? Mit ihren oft versteckten Codes schaffen Milieufaktoren eine Aura der Zugehörigkeit.
Verkäufer haben ihre eigene Sprache, unabhängig von Branche und Betrieb, Manager haben sie, ebenso Hausmeister, Controller oder IT-Spezialisten. Sie alle pflegen “ihre” Sprache. Aussagen wie “typisch Chefetage”, “typisch IT-ler” oder “typisch Verkäufer” unterstreichen, dass es innerberufsspezifisch oder innerbetrieblich milieugeprägte Sprachvarianten gibt, die sich im Laufe der Zeit deutlich weiterentwickelt haben.
Unsere Sprache variiert je nachdem mit welchen Personen wir im Dialog stehen, also welche Rolle wir gerade einnehmen. Jede Kommunikation etabliert sich mit der Rollenfindung. Bei einem Gespräch mit den Stammkunden ist die Rolle eine andere wie bei der Unterhaltung mit dem Chef.
Aus geregelten Rollenmustern heraus entstehen Alltagsdialoge sehr schnell. Sind die Rollen unklar oder müssen sie sich erst entwickeln, kostet das zunächst einmal Energie. Wer ist wer? Welche Rolle ist mir zugedacht? Bin ich “nur die Vertretung” oder “der kompetente Berater”?
Genau deswegen ist Speed-Dating so interessant. Aber was hat Speed-Dating mit Kommunikation zu tun? Innerhalb einer relativ kurzen, festgelegten Zeit, sollen möglichst viele Gesprächspartner etwas näher kennen gelernt werden.
Diese aus der Partnersuche bekannten Prinzipien gelten ebenso bei der Suche nach einem Job, für die Zusammenführung von Mitarbeitern und Unternehmen, zum Kennen lernen der Teilnehmer bei Seminaren oder für einen fachlichen Austausch auf Messen. Sie bilden eine hervorragende Basis für unsere Alltagskommunikation. Denn schnell wird deutlich, dass jede Beziehung Kommunikation ist und jede Kommunikation Beziehung.
Die erste Speed-Dating-Regel besagt, dass wir “ganz locker” sein sollen. Der Riegel im Kopf “das muss ich erreichen” ist mehr Blockade denn motivierendes Ziel. Wichtig ist das Hier und Jetzt. Konzentrieren Sie sich auf das, was gerade jetzt geschieht!
Es geht ja nicht um schwierige Verhandlungen, sondern um die vielen Gespräche während des Tages. Stimmt die innere Haltung, funktioniert das auch. Denken wir Schlechtes über eine Situation oder ein Gegenüber, kommt es auch so rüber. Wer dagegen die Dinge positiv-konstruktiv sieht, kann sie auch ganz locker angehen.
“Hörst Du mir überhaupt zu?” – eine Frage, die wohl jeder schon gehört hat. Alltägliches läuft Gefahr, “einfach so nebenbei” erledigt zu werden. Das Gespräch ‚kurz‘ mit dem Chef, der Kollegin, dem Kunden oder der Mitarbeiterin wird im besten Fall inhaltsfokussiert geführt. Kurz, knapp, klar – so haben wir es gelernt.
Doch kommt das Gesagte nur dann wirklich an, wenn es in möglichst höchster Präsenz ausgesprochen wird. Das verlangt Vertrauen zu sich selbst, das unsere Auftritte auch im Kleinen prägt. Dieses “Selbstvertrauen” hat nichts mit Überheblichkeit zu tun. Es ist das Vertrauen in sich, zu wissen, dass ich mit Talenten und Fähigkeiten so gut ausgestattet bin, dass ich das Richtige zur richtigen Zeit sage und tue.
Vorurteile schränken ein. Treffen wir auf ein Gegenüber, das uns optisch an jemanden erinnert, geht es entweder negativ oder positiv weiter. Egal was war, es prägt. Doch jedem steht eine Chance zu, genau nicht so zu sein, wie wir es erwarten.
Achten wir also auf Unterschiede oder suchen wir Dinge, die neu, interessant, spannend sind. Wenn Sie etwas wissen möchten, dann stellen Sie eine Frage. Wenn Sie etwas sagen möchten, dann sagen Sie es. Der andere kann keine Gedanken lesen.
So banal wie einfach und doppelt schwer: Zuhören ist eine Königsdisziplin in der Kommunikation. Beobachten Sie doch einmal, wie oft sich Menschen nicht (zu)hören. Da erzählt ein Kollege vom Urlaub.
Die anderen interessiert überhaupt nicht, was er berichtet und geben lieber ihre eigene Story zum Besten. Wenn zwei reden, ist dies noch lange kein Dialog ist. Sehr häufig sind es so genannte Doppelmonologe – beide erzählen abwechselnd ihre Geschichte. Zur Erinnerung: Interessieren wir uns wirklich für unser Gegenüber, werden wir reicher!
“Setzen Sie Ihr freundliches Gesicht auf, zeigen Sie Ihre Freude, jemanden zu treffen. Sie gewinnen als authentisch positive Person mehr”. So steht es im “Leitfaden zum Daten”. Stellen wir uns vor, das Gespräch am Dating-Tisch beginnt mit den Worten “Hallo, ich bin Peter.
Ich hatte eine schwere Jugend, im Moment habe ich kein Geld und mein Chef macht mich kaputt.” Ehrlichkeit in allen Ehren… aber Blumen gewinnen wir so keine! Ohne innere, positive Haltung sind wir weder im Date noch im Alltag wirklich erfolgreich. Positive Verhaltensweisen werden durch eine positive Resonanz verstärkt, was wiederum erleichtert, freundlich und vertrauensvoll zu sein.
Bei allem Interesse, Präsenz, Lockerheit usw. – irgendwann beginnen wir zu reden. Ein guter Grund, von Anfang an charmant und unverfänglich zu sein. Erst im Verlauf des Gesprächs werden wir unser Gegenüber etwas näher kennen lernen.
Deshalb empfehlen erfahrene Speed-Dater: Beginne mit einen Lob. Jeder hört gerne etwas Positives. Schaffen wir diesen Mikrokosmos der konstruktiven Aura und durch einen positiven Gesprächseinstieg. “Eine schöne Brille tragen Sie!” oder “Danke, dass Sie mir den Platz überlassen haben.”
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Stefan Häseli ist Berater für Organisationsentwicklung. Seit über 10 Jahren begleitet der von der Universität St. Gallen zertifizierte Coach und Trainer für Führungs-, Kommunikations- und Marketingthemen u. a. namhafte Unternehmen wie Omega, Swatch, Reader’s Digest und die Schweizerische Post. Ausgezeichnet mit dem Internationalen Deutschen Trainingspreis in Gold ist der ehemalige Kabarettist und Buchautor auch als Moderator und Keynot-Speaker im deutschsprachigen Raum gefragt. Mehr Informationen unter www.atelier-ct.ch und www.stefanhaeseli.ch Alle Texte von Stefan Häseli.
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