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Rohde und Schwarz ist ein Spezialist für drahtlose Funkkommunikation. Im Interview erzählt Carolin Unger, Leiterin für Personalmarketing und Rekrutierung, wie man hochspezialisierte Fachkräfte findet.

Carolin Unger ist seit 2005 bei Rohde und Schwarz, zunächst als Referentin für das Hochschulmarketing, seit 2008 als Leiterin für Personalmarketing und Rekrutierung. In der Position leitet sie heute in der Zentrale in München ein Team von rund 20 Mitarbeitern. Rohde und Schwarz ist ein Spezialist für drahtlose Funkkommunikation in den Geschäftsbereichen Messtechnik, Rundfunk und Medientechnik, sichere Kommunikation sowie Funküberwachungs- und Ortungstechnik. Weltweit sind fast 10.000 Mitarbeiter für das Familienunternehmen tätig.

Frau Unger, der Fachkräftemangel ist in aller Munde, besonders in hochspezialisierten technischen Bereichen. Was ist der außergewöhnlichste Beruf, die Sie zu bieten haben?

Einer der außergewöhnlichsten Berufe ist der Procurement Engineer. Er besetzt eine hochspezialisierte Funktion an der Schnittstelle zwischen Einkauf, Produktion, Lieferanten und den unterschiedlichen Entwicklungsbereichen. Er unterstützt die Entwicklung, indem er sich um alle einkaufsrelevanten Themen innerhalb eines Projekts kümmert.

Dies beinhaltet beispielsweise die Suche nach alternativen Herstellern, die Veranlassung von Ausschreibungen, Verfolgung der Zielkosten eines Projekts oder die Lieferung der vom Einkauf verhandelten Serienpreise. Herausforderungen bestehen u.a. darin, dass der Procurement Engineer sowohl die Entwicklerperspektive als auch die des Einkäufers einnehmen und stets die optimale Gerätekomponente zum günstigsten Preis liefern muss.

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Für den Procurement Engineer gibt es ja keine geregelte Ausbildung. Was suchen Sie also ‒ eher den Ingenieur, der sich in die BWL einarbeitet, oder eher den technikaffinen BWLer?

Tatsächlich ist der Beruf eher für Generalisten: Das Berufsprofil verlangt es, dass man bereits mit einem größeren Erfahrungsschatz und Berufspraxis einsteigt. Der Kandidat muss in der Lage sein, Ingenieurwissenschaften und BWL miteinander in Einklang zu bringen.

In der Regel tun sich Menschen mit naturwissenschaftlich-technischem Hintergrund hier einfacher, weil sie bereits mit der Denkweise ihrer Kollegen vertraut sind. Für sie ist es leichter, die Technik zu verstehen und die Entwickler zu unterstützen. Umgekehrt geht es natürlich auch, aber Ingenieure finden den leichteren Einstieg. Dafür muss man kein Nachrichtentechniker sein, auch Wirtschaftsingenieure sind gefragt. Im Procurement Engineering bei Rohde und Schwarz sind deshalb die verschiedensten Studienrichtungen vertreten: Elektroingenieure, Physiker, Informatiker und Betriebswirte. Allen gemein ist, dass sie bereits über mehrere Jahre Erfahrung in der technischen Entwicklung sowie über wirtschaftswissenschaftliches Know-how verfügen.

Finden Sie Ihre Kandidaten eher intern im bestehenden Entwicklerteam oder eher extern?

In der Regel eher extern. Unsere Ingenieure sind Vollblutentwickler und fühlen sich mit ihrem Aufgabengebiet wohl. Außerdem haben wir eine Fluktuation von ca. 1%. Da ist es wichtig, immer mal wieder neue Experten ins Team zu holen, um Dynamik und frische Ideen ins Unternehmen zu bekommen.

Umgekehrt ist Rohde und Schwarz natürlich auch ein sehr komplexes Unternehmen, daher dauert die Einarbeitungszeit sehr lang, je nach Mitarbeiter und Aufgabengebiet ein halbes bis anderthalb Jahre, in der Regel aber mindestens ein Jahr.

Bei einem derartigen Investment haben viele Unternehmen Angst, die Mitarbeiter wieder zu verlieren. Was tun Sie, um die Fluktuation niedrig zu halten?

Als Familienunternehmen stellen wir den Mitarbeiter in den Mittelpunkt. Die Werte, die schon vor 80 Jahren bei der Gründung galten, gelten auch heute noch – z. B. den wertschätzenden Umgang untereinander aber auch mit Kunden und Partnern. Mitarbeiter erhalten zudem den nötigen kreativen Freiraum, den sie für ihre Arbeit brauchen. Nur so gelingt es, führend am Markt zu sein und zu bleiben.

Außerdem weiß das Unternehmen, wie wichtig die Weiterentwicklung der Mitarbeiter ist und bietet ein Weiterbildungsportfolio mit über 200 Angeboten pro Jahr. Schließlich müssen auch die Rahmenbedingungen stimmen um Mitarbeiter nachhaltig für das Unternehmen zu gewinnen: Wir schauen zum Beispiel was die Gehaltsstrukturen und auch die Benefits angeht regelmäßig auf die Entwicklungen am Markt. Darüber hinaus bieten wir auch umfassende Sozialleistungen sowie ein prämiertes Gesundheitsmanagement (z. B. mit Leasing-Rad, eigenem Fitnessstudio, Physiotherapie und Gesundheitstagen), Kultur- und Freizeitangebote und Kindergartenplätze.

Wie sieht das mit der Ausbildung aus? Und werden die Auszubildenden übernommen?

Wir haben jährlich etwa 30 Auszubildende allein am Standort München. Insgesamt haben wir seit Unternehmensstart mehr als 4.500 junge Leute ausgebildet. Übernommen werden in der Regel alle.

Für die studierwilligen Auszubildenden bieten wir das Modell des Verbundstudiums an der Hochschule Dual an. Die Hochschule Dual ist eine Initiative der Hochschule Bayern e.V. Das Verbundstudium bedeutet, dass in einer Lehrzeit von 4,5 Jahren ein Auszubildender erst eine IHK-Ausbildung (1 Jahr) und im Anschluss einen Bachelor-Abschluss (3,5 Jahre) absolviert. Die Vergütung richtet sich während des ersten Ausbildungsjahrs nach der tariflich zugesicherten Ausbildungsvergütung. Während des Studiums erhalten sie dann monatlich ein anteiliges Facharbeitergehalt.

Ergänzend zu diesem Modell bietet Rohde und Schwarz ein Förderprogramm für Interessierte an, die bereits eine Ausbildung nachweisen können. Das sogenannte Studium mit vertiefter Praxis dauert 3,5 Jahre – der Ausbildungsanteil entfällt dabei. Daneben bieten wir das Go-For-Master-Programm, bei dem wir Bachelorabsolventen mit 500 Euro monatlich bei ihrem Masterstudium unterstützen.

Was tun Sie sonst noch, um geeignete Fachkräfte zu finden?

Wir nutzen einfach alle Möglichkeiten, bei denen sich eine Gelegenheit bietet: Soziale Netzwerke, Messen oder auch Anzeigen. Wir bieten auch Exkursionen für Studierende oder haben Kooperationen mit Hochschulen, im Rahmen dessen wir Forschungsaufträge vergeben, für Studierende Labor oder Equipment zur Verfügung stellen, Mitarbeiter als Lehrbeauftragte entsenden oder Praktika anbieten.

Darüber hinaus findet 2015 bereits das zwölfte Jahr in Folge der internationale Fallstudienwettbewerb des Verbands für Elektrotechnik und Elektronik (VDE) und Rohde und Schwarz statt. Studierende bearbeiten dabei praxisnahe Aufgaben aus dem Ingenieursalltag und sammeln somit erste Praxiserfahrung. Der Wettbewerb ist eine weitere Gelegenheit, um bereits frühzeitig mit potenziellen Bewerbern in Kontakt zu treten.

Wenn man ständig den Kontakt zur Zielgruppe hält, ist es leichter die entsprechenden Stellen auch zu besetzen, was uns bisher noch jedes Mal gelungen ist. Einen teuren Headhunter würden wir daher nur im Notfall beauftragen, de facto haben wir bisher meist die passenden Kandidaten gefunden, bevor das nötig war. Allerdings muss einem auch klar sein, dass man dann eben mal ein halbes bis dreiviertel Jahr sucht.


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