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Von Stefan Schwarzgruber (Mehr) • Zuletzt aktualisiert am 20.08.2023 • Zuerst veröffentlicht am 20.11.2019 • Bisher 4385 Leser, 1441 Social-Media-Shares Likes & Reviews (5/5) • Kommentare lesen & schreiben
High time für Entwickler – die IT-Branche boomt auch in Deutschland und Entwickler haben alle Chancen. Wie wirkt sich das auf Gehaltswünsch und die Ansprüche auf den Arbeitsplatz aus?
Wenn die Medien heute von den Anfängen einer Rezession berichten, betrifft das in den meisten Fällen nicht die Tech-Unternehmen. Doch wie sieht es in der Entwicklerszene aus? Wer sind diese deutschen Entwickler, was suchen, wünschen und erleben sie?
Deutschland geht es gut, vor allem auf dem Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosigkeit ist auf dem niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung und insbesondere für Entwickler und IT-Spezialisten läuft es prächtig. Genau dieses rosige Bild zeichnet auch eine Umfrage von Stackovrflow mit insgesamt 5.375 Programmierer aus ganz Deutschland.
Die Umfrage belegt, dass wie auch in den vergangenen Jahren, der prototypische Entwickler in Deutschland weiterhin männlich (93,6 Prozent männlich, 5,4 Prozent weiblich, 1,4 Prozent divers/inter) sowie jünger als 35 Jahre ist und ein Master-Studium an einer Hochschule absolviert hat. Auffällig ist, dass sich die meisten der Teilnehmer auch außerhalb von Ausbildung und Hochschule weiterbilden – in Deutschland sind das mehr als 90 Prozent vs. international 85,5 Prozent.
Zwei Drittel der deutschen Teilnehmer haben übrigens ganz klassisch Informatik oder Softwaretechnik studiert. Im Vergleich zum Rest der Welt hat Deutschland dabei auch weiterhin mehr Akademiker und Wissenschaftler und weniger Designer unter den IT-Experten. Mehr als die Hälfte der Befragten ist Backend-Entwickler (51,4 Prozent) und fast 25 Prozent arbeiten an Desktop- und Unternehmenssoftware. Die meisten Entwickler wohnen in Bayern (19,2 Prozent), Nordrhein-Westfalen (16,7 Prozent), Berlin (15,8 Prozent) und Baden-Württemberg (14,9 Prozent).
Rund zwei Drittel der Befragten ist entweder selbstständig oder für Unternehmen mit bis zu 499 Mitarbeiter tätig. Am besten verdienen dabei Entwicklungsleiterinnen und -leiter (Median: 86.000 Euro Jahresgehalt), SREs (86.000 Euro Jahresgehalt), DevOps-Spezialisten (69.500 Euro Jahresgehalt) sowie Data Scientists/Analysts (69.000 Euro Jahresgehalt). Dabei fällt vor allem auf, dass die durchschnittlichen Spitzenverdienerpositionen international bemerkenswert einheitlich sind – überall auf der Welt lässt sich als Programmierer also gutes Geld verdienen.
Am wenigsten Geld mit nach Hause nehmen auch weiterhin Spiele- bzw. Grafikentwickler (Median: 55.000 Euro Jahresgehalt) sowie Designer (Median: 52.000 Euro Jahresgehalt). Die Höhe des Gehalts korreliert dabei interessanterweise auch mit der Arbeitszufriedenheit der Developer. Der Großteil arbeitet zwischen 40-44 Stunden die Woche (61,5 Prozent) – rund zehn Stunden mehr als die durchschnittlichen 34,9 Stunden Arbeitsstunden aller deutscher Arbeitnehmer.
In der Umfrage wurde den Teilnehmern auch die Möglichkeit einer dritten Auswahlmöglichkeit neben männlich und weiblich als Geschlechtszuschreibung gegeben. Demnach sind 93,6 Prozent der Befragten männlich, 5,4 Prozent weiblich sowie 1,3 Prozent divers/inter. Diese dritte Kategorie starten nach eigenen Angaben auch am frühesten mit dem Programmieren, wobei das Durchschnittsalter der ersten Programmiererfahrung in Deutschland generell jünger ist als im Rest der Welt (divers/inter: 13,2 Jahre; männlich: 14,4 Jahre; weiblich: 16,7 Jahre).
Interessant ist auch: Frauen sowie Personen, die sich selbst als divers/inter beschreiben, bewerten das Büroumfeld und die Unternehmenskultur sowie zeitliche Flexibilität als am wichtigsten bei der Beurteilung eines potentiellen Arbeitsplatzes. Sie sagen auch eher als Männer, dass die Diversität einer Organisation für sie ein zentrales Anliegen ist (divers/inter 36,6 Prozent; weiblich 19,8 Prozent; männlich 6,3 Prozent).
Insgesamt suchen derzeit weniger als 10 Prozent der Teilnehmenden aktiv nach einer neuen Stelle, allerdings sind rund zwei Drittel daran interessiert, von neuen Herausforderungen zu erfahren. Mehr als die Hälfte der Befragten hat in den vergangenen zwei Jahren einen neuen Job angenommen. Dies deckt sich mit dem internationalen Vergleich.
Eine störende Arbeitsumgebung (41,6 Prozent) und häufige Meetings (38,5 Prozent) sind die größten Produktivitätskiller für deutsche Entwickler. Im Vergleich zu internationalen Befragten bevorzugt man hierzulande eher flexible Arbeitszeiten (56,1 Prozent) und legt Wert auf das konkrete Team, in dem man arbeitet.
Ein weiteres Thema, über das es sich nachzudenken lohnt, ist die Präsenzpflicht am Arbeitsplatz. Lediglich 7 Prozent der Befragten – nur halb so viele wie im internationalen Vergleich – arbeiten Vollzeit im Homeoffice. Diese Developer haben im Schnitt etwa 40 Prozent mehr Programmiererfahrung als ihre Kollegen im Büro.
Zwar geben 64 Prozent der Befragten an, lieber im Büro zu arbeiten, allerdings bevorzugt rund ein Drittel der Teilnehmenden das Homeoffice. Damit ist die Zahl derer, die sich Homeoffice wünschen doppelt so groß, wie die derjenigen, die derzeit in den Genuss kommen – eine Aussage, die HR– und Recruiting-Experten mit in ihre Unternehmen nehmen sollten, wenn sie auf der Suche nach IT-Spezialisten sind.
Was die reine Verbreitung von Programmiersprache angeht, so liegen dieses Jahr JavaScript (62,6 Prozent), HTML/CSS (58,9 Prozent), SQL (51,7 Prozent), Java (43,9 Prozent) sowie Bash/Shell/PowerShell (42,6 Prozent) ganz vorne. Zwar liegt Rust hier nur auf Platz 21 (4,5 Prozent), allerdings ist es gleichzeitig die beliebteste Sprache der Developercommunity in Deutschland (82 Prozent). Auf den Plätzen zwei und drei folgen TypeScript (75 Prozent) sowie Clojure (74,7 Prozent).
Die Befragten, die Scala, Go, Objective-C und Rubin verwenden, verdienen dabei die höchsten Gehälter mit durchschnittlich rund 70.000 Euro im Jahr. Python ist das dritte Jahr in Folge die Programmiersprache, die von den meisten Befragten zusätzlich noch verwendet bzw. gelernt werden will (19,2 Prozent). Die Bereitschaft zur stetigen Fort- und Weiterbildung ist bei Entwicklern und Entwicklerinnen in Deutschland generell besonders ausgeprägt: Mehr als 90 Prozent der Befragten geben an, sich eine neue Programmiersprache, ein neues Framework oder Werkzeug auch außerhalb ihrer formalen Ausbildung angeeignet zu haben, und rund ein Viertel der Befragten hat bereits an einem Hackathon teilgenommen (23,5 Prozent). Die Mehrheit der Befragten programmiert darüber hinaus auch in ihrer Freizeit (83,3 Prozent).
Was bewegt die Programmierergemeinschaft hierzulande neben dem Fachlichem? Nun, da ist zum einen, dass die Befragten in Deutschland zu den pessimistischsten im internationalen Vergleich gehören. Auf die Frage „Werden Menschen, die heute geboren werden, ein besseres Leben haben?“ antworteten nur 56,2 Prozent der deutschen Developer mit Ja. Zum Vergleich: In China, der Ukraine und Russland sind rund 80 Prozent der Befragten davon überzeugt.
Und von welcher öffentlichen Person denken die Entwickler in Deutschland, dass sie am einflussreichsten ist? Ganz oben auf dem Treppchen steht Elon Musk, dicht gefolgt von Jeff Bezos und Satya Nadella. Und ganze 2,4 Prozent der Entwickler nannten sich sogar selbst. Sogar Donald Trump bekam noch 1,8 Prozent der Stimmen.
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Stefan Schwarzgruber verantwortet seit 2015 die Geschäftsentwicklung von Stack Overflow im DACH-Markt.Der gebürtige Österreicher ist seit 2012 Mitarbeiter der Weltgrößten Entwicklerplattform und hat als erster Mitarbeiter im DACH-Team wesentlich zum Wachstum von Stack Overflow beigetragen.In dieser Phase war Schwarzgruber vor allem für den Ausbau des Teams zuständig. Mittlerweile hat Stack Overflow allein für den deutschsprachigen Markt ein Team aus 15 Mitarbeitern aufgebaut, zu deren Kunden große Unternehmen wie Trivago, Zalando, BMW und die Metro Group gehören. Mehr Informationen unter stackoverflow.com Alle Texte von Stefan Schwarzgruber.
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