Intro- und Extroversion sind in den Augen von Psychologen Nord und Süd der Persönlichkeit. Als Merkmal ist es ähnlich wichtig wie der Unterschied zwischen Mann und Frau. Was bedeutet das genau für unsere Authentizität?

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Ist Extroversion besser?

Zwischen den Geschlechtern ist uns heute (hoffentlich) bewusst, dass es nichts mit “besser” oder “schlechter” zu tun hat, wenn eine Person weiblich oder männlich ist. Bei dem “anderen kleinen Unterschied” zwischen Intros und Extros ist das noch nicht ausgemacht.

Viele halten die Extrovertiertheit für die bessere Ausprägung. Das hängt auch damit zusammen, dass Intros längere Zeit eine schlechte Presse hatten – die Eigenschaft introvertiert wurde mit schüchtern, verklemmt und graumäusig in einer Schublade verstaut. Schon vorab sei gesagt: Das stimmt so nicht. Wirklich nicht.

Die Mischung machts

Die Wirklichkeit ist komplizierter – und um einiges spannender. Jeder Mensch verfügt sowohl über intro- als auch extrovertierte Eigenschaften. Ob wir “Intro” oder “Extro”, nach innen oder nach außen gewandt sind, ist also keine Entweder-Oder-Entscheidung.

Vielmehr liegt jeder Mensch irgendwo auf einer kontinuierlichen Intro-Extro-Skala. Und wir alle sind entprechend Intro-Extro-Mischungen. Persönlichkeiten, die eine sehr ausgewogene Mischung von Intro- und Extro-Merkmalen aufweisen, heißen ambi- oder zentrovertiert.

Unsere Wohlfühlzone

Unsere Verortung in einem Bereich der Intro-Extro-Skala ist angeboren, wird aber erst während des Heranwachsens im Kontakt mit anderen Menschen stabil: Denn das Gehirn ist ja mit der Geburt noch lange nicht “fertig”.

Jeder Mensch findet mit dem Erwachsenwerden auf der Skala eine Art Komfortzone, in deren Rahmen er sich wohl fühlt. Die meisten Menschen befinden sich dabei in einem gemäßigten mittleren Bereich, aber mit erkennbarer Tendenz zur Intro- oder Extro-Seite.

Der Vater der Typen

Carl Gustav Jung definierte 1921 in seiner Arbeit “Psychologische Typen” erstmals Introversion und Extroversion als Merkmale, die eine Persönlichkeit wesentlich prägen. Für Jung waren beide Ausprägungen mit ihren Eigenheiten wichtig und wertvoll.

Aus seiner Sicht ergänzen Intros und Extros einander und können sich gegenseitig helfen, ihre Perspektiven zu erweitern und neue Blickwinkel zu nutzen.

Sind Sie intro- oder extrovertiert?

Wichtig ist: Wo auch immer Ihr Ergebnis angesiedelt ist – jede erfolgreiche Gemeinschaft braucht Intros und Extros.

Denn die menschliche Spezies profitiert von Gegensätzen, die sich ergänzen. Sie braucht zu ihrem Fortbestand und ihrer Entwicklung Männer und Frauen, Denkende und Fühlende, Sesshafte und Nomaden, Extros und Intros.

Wie sich Intros und Extros optimal ergänzen

Extros bieten Intros etwas, was diese weniger haben: energische Impulse, zupackendes Handeln, Flexibilität, Motivation.

Umgekehrt geben Intros ihren extrovertierten Zeitgenossinnen etwas, was in diesen nur schwach angelegt ist: z.B. kluges Innehalten, tiefe Beziehungen, sorgfältige Planung und ein offenes Ohr.