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Der mittelständische Unternehmer Severin Schulte berichtet im Interview über den Sinn von nachhaltigem Tourismus und die Schwierigkeiten ein Unternehmen in Afrika zu führen.

Angespornt von den abenteuerlichen Erzählungen belgischer Jagdfreunde unternahm der Unternehmer Rudolf Schulte sen., Chef der SEVERIN Elektrogeräte GmbH mit seiner Familie 1968 die erste Großwild-Safari nach Kenia. 1972 eröffnete er die Severin Sea Lodge bei Mombasa. Doch schon nach ein paar Jahren droht das Investment zum Abschreibungsobjekt zu werden. Ein Hotelprofi riet entweder zum Verkauf oder zum Ausbau. Gemeinsam mit seinen Partnern kauft Rudolf Schulte sen. das Nachbargrundstück und baut die Lodge zu einer wirtschaftlich sinnvollen Hotelgröße mit 200 Zimmern aus. 1979 wurde die SeRudo Reise GmbH gegründet, die später in Severin Touristik GmbH umbenannt wurde. Severin und sein Bruder Rudolf Schulte jun. sind zudem zwei von sechs Gründungsgesellschaftern der deutschen Air Berlin GmbH und Co. Luftverkehrs KG. 2001 eröffnete Severin Schulte im Tsavo West Nationalpark das Severin Safari Camp – unweit des Hauses Denys Finch Hatton, dem Geliebten von Karen Blixen, den sie in Out of Africa verewigte.

Herr Schulte, was hat ein deutscher Küchengeräte-Hersteller mit einem Safari-Camp in Afrika zu tun?

So gut wie nichts. Die Ur-Firma Severin wurde 1892 von dem Schmied Anton Severin gegründet. 1972 kam dann der Tourismus-Zweig hinzu, ursprünglich noch als Tochter-Unternehmen, bald jedoch als eigenständige Firma.

Als mein Vater 1980 starb, habe ich den Tourismus-Zweig übernommen und mein Bruder Rudolf die Elektro-Geräte-Firma. Die beiden haben nur noch den Namen gemeinsam und sind zwei völlig unabhängige Unternehmen.

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Warum Kenia?

Schuld ist der Bazillus Africanus: Entweder man hat ihn – oder nicht. Als mein Vater die Severin Sea Lodge eröffnete, war ich 18 und fand die Unberührtheit des Landes sehr spannend. Nach dem Abitur bin ich sogar vier Monate mit dem Auto durch Kenia gefahren. Mich hat der Bazillus erwischt.

Ein traditionsreicher deutscher Mittelständler, der ein Unternehmen in Afrika gründet – ist das nicht etwas kurios?

Natürlich haben uns in Deutschland einige Leute für verrückt erklärt. Aber mein Vater war ein Mann der Tat, er konnte noch nichtmal englisch, sondern hat einfach gemacht.

Und natürlich gibt es einige große kulturelle Unterschiede, die muss man mögen: Ich pendle ja 4-5 mal im Jahr zwischen den Kulturen hin und her und finde das Improvisieren hier immer sehr erfrischend.

Wie kann man sich die Situation damals vorstellen?

Wir waren einer der ersten deutschen Investoren. Da, wo heute die Sea-Lodge umringt von anderen Hotels steht, gab es damals kaum andere Hotels.

Dann hat der Tourismus in Kenia Fuß gefasst: Condor flog nach Kenia, immer mehr Investoren bauten Hotels. Das hat natürlich vieles vereinfacht, aber die Entwicklung war aber nicht nur positiv…

Warum nicht?

Weil das Low-Cost-Veranstalter anzog. Die wollten nur schnellen Profit machen: Niedrige Qualität, billige Arbeitskräfte – und Investitionen, die sich aufgrund der instabilen politischen Lage immer bis zur nächsten Wahl auszahlen sollten.

Wie wichtig ist die politische Lage in so einem Land für den Erfolg eines Unternehmens?

Kenia ist nun gut 50 Jahre unabhängig und sein Weg in die Demokratie war steinig. Da blieb das eine oder andere Investment auf der Strecke. Wir allerdings sind hier geblieben. Ich bin grundsätzlich Optimist: Es geht weiter trotz Unsicherheiten.

Wie sieht Ihr Erfolgsrezept aus?

Hartnäckig dranbleiben. Manchmal war es schon hart: Mühselige Behördegänge, Lizenzen für alles mögliche vom Likör bis zur Eiscreme. Wir haben uns allerdings von Anfang an gegen Korruption ausgesprochen. Wenn man ein paar mal Nein sagt, merken die Leute sich das auch. Man darf nicht aufgeben!

Und wie gewinnen Sie Kunden?

Wir setzen auf langfristige Entwicklungen und Qualität. Unsere Amaturen beispielsweise sind deutsche Wertarbeit. Außerdem haben wir Nachhaltigkeit schon sehr früh als wichtiges Thema erkannt und durch entsprechende Maßnahmen umgesetzt, denn wir wollen die Zerstörungen durch Tourismus so gering wie möglich halten.

Wie sieht das genau aus?

Wir verwenden z.B. nur Baumaterialien, die in die Natur hineinpassen. Außerdem haben wir Kläranlagen und Photovoltaikanlagen gebaut sowie Mülltrennung eingeführt. Dafür gab es noch nicht einmal Gesetze.

Heute wird kein Hotel mehr ohne Klärananlage gebaut. Auf diese Pionierleistungen sind wir stolz. Kenia ist quasi dabei, das Atomzeitalter zu überspringen und direkt zu den regenerativen Energien überzugehen.

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Ist Ökologie in Kenia ein Wirtschaftsfaktor?

Wir haben natürlich viel Umweltpreise erhalten und es ist sicher gut fürs Image. Auch wenn wir lieber für ökologische Standards sorgen, als 150 Betten mehr zu bauen: Man kann nicht mehr Geld verlangen, nur weil man etwas für die Umwelt tut. Viel mehr spüren die Gäste das Engagement.

Das Obst, das wir servieren, bauen wir beispielsweise auf unserer eigenen Farm biologisch an. Und die Gäste im Safari-Camp sollen sich ganz nah an der Natur fühlen, daher ist das Camp noch nichtmal eingezäunt. Wir haben viele Stammgäste – nicht mehr nur aus Deutschland, sondern aus der kenianischen Mittelschicht.

Sie vermitteln als Reiseveranstalter auch Unterkünfte, die von kenianischen Unternehmen betrieben werden – wie sieht es da mit der Einhaltung der Umwelt-Standards aus?

Severin-Travel ist noch ein relativ neues Produkt. Doch auch hier legen wir bei der Auswahl unserer Incoming Agenturen und Hotelpartner großen Wert auf Qualität und auch auf Nachhaltigkeit.

Wir nehmen deshalb keine Billig All Inclusive Hotels mit in unser Programm auf, die mit “Kampfpreisen” auf den Markt drängen und nur über einen günstigen Preis neue Gäste gewinnen. Das passt nicht zu unserem Konzept. Den Großteil der Unterkünfte wie das Satao Camp kennen wir persönlich und wir sind in engem und regelmäßigem Austausch mit unseren Partnern.

Kommen Ihre Mitarbeiter aus Deutschland oder aus Kenia?

Quasi ausschließlich aus Kenia. Viele sind schon seit Jahrzehnten bei uns. Als Ausländer ist es in Kenia sehr schwierig, eine Arbeitserlaubnis zu bekommen. Sogar Jürgen, der Leiter unseres Safari-Camps, der eigentlich aus Sachsen kommt, will jetzt Kenianer werden.

Wie sieht das mit der Versicherung aus?

Die Mitarbeiter müssen auf jeden Fall bei unserer kenianischen Tochterfirma angestellt und über Kenia versichert werden. Für diese Kosten kommen wir auf. Will aber ein Mitarbeiter auch noch eine deutsche private Krankenversicherung, so muss er das selbst zahlen.

Wie schwer oder leicht ist es, in Kenia geeignete Mitarbeiter zu finden?

Gut ausgebildete Hotel-Fachkräfte vor Ort zu finden, ist tatsächlich schwierig, da es in Kenia keine duale Berufsausbildung nach deutschen Standards gibt.

Wir sind daher dabei, auf dem Gelände der Severin-Sea-Lodge in Zusammenarbeit mit dem Berufsbildungs-Zentrum Arnsberg eine Berufsbildungsschule zu bauen, in der junge Afrikaner in fünf handwerklichen und gastronomischen Berufen ausgebildet werden.

Dabei werden die praktischen Lerneinheiten in Zusammenarbeit mit der Severin Sea Lodge sowie direkt an der ebenfalls geplanten Wasseraufbereitungsanlage durchgeführt. Ziel ist es, die lokale Bevölkerung weiter zu qualifizieren, um am Arbeitsmarkt besser eine Beschäftigung zu finden.

Nicht für denen eigenen Bedarf auszubilden?

Doch, natürlich, die besten Absolventen werden wir selbst einstellen.

Was hat es mit der Wasseraufbereitungsanlage auf sich?

In Kenia ist die Wasser-Situation sehr schwierig. Zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) wird eine eigene Wasseraufbereitungsanlage erbaut, die primär mit Solarenergie betrieben wird.

Dadurch kann der Frischwasserbedarf für das eigene Hotel nachhaltig sichergestellt werden. Unser Ziel ist, dass die Hotels ihr eigenes Wasser und eigene Energie in einem geschlossenen Kreislauf produzieren und nicht noch dazu kaufen müssen.

Zusätzlich profitieren von der Wasseraufbereitung auch die Einwohner von Mombasa. Sie haben mit einer Art “Water Kiosk” die Möglichkeit, ihr täglich benötigtes Trinkwasser kostengünstig zu erwerben.

Wie sieht die Partnerschaft mit der GIZ genau aus?

Wie kooperieren in Form einer Public Private Partnership: Jeden Euro, den ich das Projekt hineinstecke, stecht auch die Bundesregierung hinein.

Wann wird das Projekt realisiert?

Der Architekt hat den Plan bereits entworfen, wir würden gerne dieses Jahr noch anfangen, zu bauen. Allerdings sind die Kredite sehr hoch und die Fördermittel der KfW und der Deutschen Entwicklungsgesellschaft recht recht niedrig, so dass wir zur Zeit noch nach weiteren Fördermitteln suchen.


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