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Norbert Nick, Leiter Beratung, Training und Outsourcing bei Fiducia und GAD IT AG, Karlsruhe erzählt, wie man als Fintech Mitarbeiter lange bindet und auch Quereinsteiger für Künstliche Intelligenz begeistert.

Norbert Nick ist Betriebswirt (VWA) und ausgebildeter Techniker der Datenelektronik. Nach langjähriger Erfahrung im Dienstleistungsgeschäft für Banken ist er heute Leiter Beratung, Training und Outsourcing bei der Fiducia und GAD IT AG in Karlsruhe. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Prozessmanagement in Banken, Optimierung von Produktionsprozessen, Abbildung und Steuerung der Vertriebsprozesse im Bankenanwendungssystem, Effizienter Einsatz von IT-Systemen, Outsourcingangebote für den optimalen IT-Einsatz von IT-Systemen und Umsetzung der Digitalisierung des Bankgeschäftes. Die Fiducia und GAD IT AG entwickelt unter anderem Komplett-Software für Banken und hat knapp 4.500 Mitarbeiter.

Herr Nick, Sie beraten Banken bei der Einführung bzw. beim optimalen Einsatz von IT-Systemen. Wie steht es um die Digitalisierung in der Branche?

Gerade die Bankenbranche steht unter einem immensen Ergebnisdruck durch die derzeitige Niedrigzinspolitik. Vereinfachung und Beschleunigung der Prozesse durch Digitalisierung ist hier ein Hebel um Kosten zu sparen und weiter mit hoher Qualität beim Kunden aktiv zu sein.

Gerade in den Banken bemerken wir oft, dass sie noch mehr Know-how im Umgang mit digitalen Lösungen benötigen, um den schnellen Wandel zu erreichen.

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Warum ist die Skepsis dann dennoch so groß?

Die Digitalisierung stellt bestehende Abläufe in Frage. Und sie ist keiner dieser Trends, der von einfach wieder verschwinden wird. Dieses Bewusstsein erwacht so langsam in den Köpfen.

Trotzdem tun sich viele Unternehmen schwer damit, da es um Veränderung von etablierten Prozessen, ja sogar von ganzen Geschäftsmodellen geht. Das ist ein aufwändiger und teilweise auch schmerzhafter Prozess. Dabei ist das Thema Digitalisierung in Banken eigentlich ein alter Hut.

Das müssen Sie erklären!

Für Banken ist Digitalisierung schon lange ein Thema – ein Konto ist seit den Anfängen der EDV, und das war vor nahezu 50 Jahren mit der Lochkarte, ein digitales Produkt. Neu sind die technischen Möglichkeiten, die Banken heute haben: Früher z.B. saß da ein Bankberater und hat ein Papierformular ausgefüllt, heute findet schon der Erstkundenkontakt oft digital statt. Kurz: Es gestalten sich alle Prozesse rund um die Bankleistungen herum immer mehr hin zur digitalen Umsetzung.

Das Internet und die sich dort bietenden Möglichkeiten erfordern einen hohen Grad digitaler Kompetenz. Ein Beratungsgespräch am Rechner oder Tablet lässt sich viel besser gestalten als auf Papier, die Prozesse können effizient und voll digital in den Systemen abgebildet werden. Das bedeutet Qualität und Geschwindigkeit, und damit begeistern Banken ihre Kunden. Und genau hier setzen wir mit unserem Beraterteam an, um die Banken fit zu machen für die aktuellen Anforderungen mit einem guten Blick für die Zukunft.

Wie groß ist Ihr Beraterteam?

Wir haben 160 Berater mit unterschiedlicher Qualifikation, allesamt Spezialisten für bankfachliche Themen mit gleichzeitig hervorragenden Wissen zu den IT-Werkzeugen.

Sie geben ihr Wissen an die Bankmitarbeiter weiter, optimieren mit IT die Prozesse, digitalisieren diese und qualifizieren die Bankmitarbeiter im Umgang mit den Systemen. Das Ziel dabei: Banken dabei zu helfen, schnell Lösungen für die Digitalisierung zu liefern.

Insgesamt sind es drei unterschiedliche Aufgabenfelder, in denen wir beraten:

Welche Anforderungen stellen Sie an zukünftige Berater?

Wir suchen im Bereich Beratung, Training und Outsourcing Mitarbeiter mit gutem bankfachlichem Wissen oder einem BWL-Studium, idealerweise beides, und dazu einem Grundwissen im Umgang mit IT-Systemen.

Der Großteil unserer Berater haben eine Bankausbildung und Praxiserfahrung im Bankgeschäft gesammelt. Einige sind auch Absolventen der Wirtschaftswissenschaft oder Wirtschaftsinformatik. Aber nicht nur: Wir haben z.B. auch einen Psychologen mit hoher IT-Affinität, der die Internetauftritte von Banken betreut. Unsere Berater sind diesbezüglich sehr heterogen.

Absolvieren die Mitarbeiter ein spezielles Training oder eine Einarbeitungszeit?

Weiteres Detailwissen erwerben die angehenden Berater in ihrer Einarbeitungszeit von sechs bis neun Monaten, manchmal sogar bis zu einem Jahr. Das hängt von der Qualifikation des Mitarbeiters und den angestrebten Aufgaben ab.

Hierzu haben wir ein Konzept entwickelt, das den neuen Kollegen Informationen, Unterstützung und persönliche Betreuung bietet, aber auch auf Eigenverantwortung setzt. So werden die Berater an die Aufgabe herangeführt und für die Durchführung eigener Projekte qualifiziert.

Wie hoch ist die Fluktuation in Ihrem Beraterteam?

Wir haben eine Fluktuationsrate von 5-7%, das ist für den Beratungsbereich sehr wenig. Das zeigt uns, dass unsere Mitarbeiter es schätzen, dass wir uns um sie kümmern. Denn wir bilden nicht nur aus, sondern bieten ihnen von Anfang an auch eine Langzeitperspektive und besprechen mit ihnen, wie ihre Karriere für die nächsten fünf bis acht Jahre aussehen soll.

Dazu erstellen wir gemeinsam einen Entwicklungsplan. Entsprechend ihrer Stärken und Fähigkeiten entwickeln sie sich von einfachen Themen hin zu komplexen Projekten und übernehmen Verantwortung für die Entwicklung neuer Dienstleistungsangebote.

Viele Personaler sortieren ja sogenannte fachfremde Bewerber gleich aus. Sie sind offen für Quereinsteiger?

Aber ja. Wir schauen da weniger auf die Abschlüsse als auf den Menschen: Es kommt immer auf den Lebenslauf, den Werdegang und das Fachwissen eines Bewerbers an. Für die weitere Qualifizierung und Einarbeitung sowie die berufliche Entwicklung in der Stelle fühlen wir uns zusammen mit dem Mitarbeiter verantwortlich.

Auch beim Alter machen wir keine Unterschiede: Viele unserer Bewerber sind Anfang 20 und haben gerade ihre Banklehre abgeschlossen. Aber wir stellen auch 50Jährige ein, denn entgegen aller Vorurteile verfügen auch ältere Mitarbeiter oft über ein gutes IT-Wissen.

Denn das ist keine Frage der Ausbildung oder des Alters, sondern der persönlichen Offenheit: Es kommt immer darauf an, wie sehr sich jemand für ein Thema interessiert. Wenn jemand wirklich für die Sache brennt, profitieren wir ja auch als Arbeitgeber davon.

Apropos Persönliche Offenheit: Welche Soft Skills erwarten Sie von Ihren Mitarbeitern?

Für uns ist wichtig, dass die Grundqualifikation sowie die Motivation passt – und dass die persönlichen Fähigkeiten zu der Stelle passen. Die Berater haben in ihren Projekten beispielsweise immer mit Führungskräften in den Banken zu tun.

Oft sind die Vorstände in den Banken mit in die Projekte eingebunden, mindestens im Lenkungsausschuss von Kundenprojekten. Von daher sind Kommunikations- und Präsentationsfähigkeit weitere Schlüsselqualifikationen für diese Aufgabe. Da viele Berater auch Projektleiter sind, ist Führungsfähigkeit wichtig. Und sie müssen den starken Wunsch verspüren, Veränderungen zu gestalten.

Notwendig ist schließlich eine hohe Bereitschaft zu Reisen, da die Stellen 60-80% Reisetätigkeit beinhalten.

Bilden Sie auch selbst aus?

Je nach Themenbereich sind wir an Bewerbern interessiert, die direkt von der Uni kommen und sich stark für die Finanzbranche interessieren – insbesondere im Meldewesen suchen wir hier Mitarbeiter, die das für die Beratung notwendige IT-Wissen dann von uns erhalten.

Außerdem bieten wir zusammen mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Karlsruhe zwei Duale Studiengänge an, nämlich Wirtschaftsinformatik mit Schwerpunkt Sales und Consulting sowie BWL Dienstleistungsmanagement mit Schwerpunkt Consulting und Services. Die entsprechen Ausbildungsstellen schreiben wir regelmäßig aus.

Wie viele Beratungsstellen bieten Sie an?

Aktuell sind rund 15 Stellenprofile in der Ausschreibung. Wir orientieren unser Wachstum an der Kundennachfrage nach unseren Leistungen, und diese ist noch weit über dem, was wir aktuell an Mitarbeitern an Bord haben. Deshalb bauen wir hier perspektivisch weiter aus.

Wie hoch ist die Nachfrage nach entsprechenden Stellen? Und aus welchen Bereichen kommen die Interessenten?

Im vergangenen Jahr haben wir 29 Bewerber eingestellt. 2017 werden die Zahlen ähnlich aussehen.

Rekrutieren Sie eher traditionell oder nutzen Sie z.B. auch Active Sourcing?

Wir nutzen die Online-Jobbörsen Stepstone und Xing. Daneben schalten wir aber auch ganz klassisch Anzeigen in Bankenzeitschriften oder einer genossenschaftlichen Jobbörse im Bankenbereich. Mit Active Sourcing haben wir bislang noch kaum Erfahrung.

Wie sieht der Auswahlprozess aus?

Wir führen zwei Gespräche und stellen eine Fachaufgabe, um sicherzustellen, dass die Bewerber zu uns als Unternehmen passen.

In diesem Beruf ist es wichtig, wie die Mitarbeiter im Gespräch argumentieren, direktere Fragen parieren, sich darstellen oder auch am Flipchart agieren.

Ein Wort zu Fintech-Unternehmen: Wo sehen Sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede?

Fintech-Unternehmen haben mitunter gute, neue Ideen und bieten oft Lösungen für einzelne Bereiche des Bankings an. Wenn es sich anbietet, arbeiten wir aber auch mit Fintechs zusammen, beispielsweise bei VR-Scan2Bank. Das ist eine Anwendung mit der sich Rechnungen mit der Kamera des Smartphones einscannen und die Kontodaten direkt in Überweisungsträger übertragen lassen. Eigentlich tüfteln wir aber lieber selbst an neuen Ideen und innovativen Lösungen, die wir unseren Kunden und den Bankkunden an die Hand geben können.

Ein aktuelles Beispiel ist das Trendthema Künstliche Intelligenz. Hierzu arbeiten wir an “Sarabi”, der sich zum Allround-Assistenten in vielen Lebenslagen (nicht nur Banking sondern auch Brötchen beim Bäcker bestellen und gleich bezahlen) entwickeln könnte.

Wie sehen Sie die Zukunft im Bankensektor?

Insgesamt erleben wir in den vergangenen Jahren einen immensen Zuwachs bei digitalen Lösungen für Bankkunden wie z.B., beim Online-Banking oder der Nutzung von Banking Apps. In allen Bereichen der Bank hat die IT Einzug gehalten.

Die genossenschaftlichen Banken genießen in Deutschland großes Vertrauen, das übertragen wir in den digitalen Raum. Zum Beispiel mit besonderen Sicherheitsvorkehrungen beim digitalen Banking, oder der Möglichkeit über digitale Kanäle mit seiner Bank Kontakt aufzunehmen und sich beraten zu lassen. Die Digitalisierung in der Bankenbranche ist heute ein MUSS.


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