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Philipp Höllermann ist Projektleiter für die Fernstudienprogramme der Internationalen Hochschule Bad Honnef. Im Interview berichtet wie die IUBH Open Innovation in Forschung und Lehre einsetzt.

Philipp Höllermann ist als Projektleiter Fernstudium für die IUBH-Fernstudienprogramme verantwortlich. Außerdem koordiniert er den Bereich “Distance Learning” und die Entwicklung des virtuellen Campus an der IUBH School of Business and Management in Bad Honnef. Der studierte Politologe ist Experte für eLearning, Social Media und Hochschulmanagement. Erfahrungen im Projektmanagement sammelte er in mehreren, auch internationalen Funktionen, unter anderem bei der NZFSA (einer neuseeländischen Regierungsorganisation), der CPC AG (einer auf Projektmanagement spezialisierten Unternehmensberatung) und der European Business School (EBS).

Open Innovation ist ein großes Wort – wie sieht das an ihrer Hochschule genau aus?

Open Innovation beschreibt für uns einen Prozess, in dem die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen – oder die Verbesserung bestehender Angebote – nicht mehr primär durch interne Akteure erfolgt, sondern maßgeblich durch Kunden und Partner initiiert und beeinflusst wird.

An der IUBH können Studierende unmittelbar Einfluss auf die Entwicklung neuer Studiengänge, Spezialisierungen und Serviceangebote nehmen. Jeder Studierende, der zum Beispiel gerne eine neue fachliche Vertiefung in unserem Fernstudium wählen würde, kann diese Vertiefung über eine zentrale Plattform vorschlagen und sich mit Kommilitonen, die ähnliche Themenwünsche haben, vernetzen. Melden dann mindestens 20 Studierende, dass Sie den Schwerpunkt ebenfalls studieren möchten, wird er gemeinsam mit ihnen entwickelt und ins Studium überführt. So einen Prozess haben wir gerade zur Spezialisierung “Wirtschaftsprüfung und Steuern” gestartet.

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Ähnliches gilt für Services rund um das Studium: Wir holen regelmäßig Feedback zu bestehenden Angeboten ein und fragen unsere Studierenden z.B. über soziale Netzwerke wie Facebook explizit nach ihren Wünschen. Demnächst bündeln wir diese Aktivitäten noch stärker auf einem eigenen Open-Innovation-Portal. Hier können sich Studierende, Mitarbeiter und Partner in alle Entwicklungsschritte mit Wünschen, konkreten Vorschlägen und Kritik direkt einbringen.

Gießt man da nicht alten Wein in neue Schläuche – eine Hochschule ist doch per se bereits ein Ort offener Innovationen?

Hochschulen sind sicherlich Orte der Innovationen. Ob sie wirklich “offen” sind, würde ich aber zumindest im Bereich der Lehre bezweifeln. Während in der Forschung die Einbindung von Unternehmenspartnern definitiv zum Standard gehört, können Studierende sich kaum einbringen – abgesehen von Evaluationen und Gremienarbeit (von den Fachschaften bis zum Senat).

Dass eine Hochschule Studiengänge oder -inhalte auf Basis der Rückmeldungen und Wünsche von Studierenden weiterentwickelt, kommt meines Wissens bisher nicht vor. Selbst bei der Entwicklung neuer Studiengänge beschränkt sich die Einbindung hochschulexterner Personen üblicherweise auf die Anhörung von Unternehmensvertretern und steht dann unter dem Aspekt der “Employability”.

Welche Veränderungen ergeben sich konkret z.B. bei Kommunikationswegen oder Organisationsstruktur der Hochschule?

Open Innovation erfordert es, dass sich Hochschulen auf eine völlig neue Art der Kommunikation einlassen: weg vom Top-Down-Ansatz und hin zu einer offenen, transparenten Diskussionskultur. Es reicht nicht, eine Mailadresse einzurichten, an die Verbesserungsvorschläge geschickt werden können.

Die Studierenden müssen in ihren Kommunikationsnetzwerken abgeholt, in einen Dialog eingebunden und auf einer Augenhöhe angesprochen werden. Das gelingt nicht, wenn die Kommunikation primär als Marketing– oder PR-Element verstanden und von einer Pressestelle oder Marketingabteilung gesteuert wird. Vor allem die fachlichen Experten und die Entscheidungsebene müssen direkt in Diskussionen eingebunden werden. Besonders wichtig ist, dass die Ergebnisse des Dialogs auch in konkrete Resultate münden.

Der Open-Innovation-Prozess an der IUBH ist direkt bei der Hochschulleitung angesiedelt, und Vorschläge werden auch auf der Leitungsebene diskutiert. Dadurch sind die Entscheidungswege sehr kurz, und wir können jederzeit belastbare Aussagen zu Vorgängen treffen.

Eine Hochschule mit Open-Innovation-Ansatz sollte auch darauf vorbereitet sein, Entscheidungen öffentlich rechtfertigen und begründen zu müssen. Das fällt häufig schwer, insbesondere wenn Entscheidungen aus Gründen getroffen werden, die für die Studierenden zweitrangig erscheinen (z.B. bei budgetrelevanten Entscheidungen). Gelingt es der Hochschule aber, Entscheidungen zu begründen und konstruktiv mit den Studierenden zu diskutieren, wirkt sich das positiv auf die Wahrnehmung der Hochschule und natürlich des OI-Ansatzes aus.

Was einfach klingt, ist eine große Herausforderung für traditionell strukturierte Organisationen wie Hochschulen. Starre Hierarchien mit klar abgegrenzten Zuständigkeiten und eingekapselten Entwicklungsprozessen sind mit Open-Innovation-Ansätzen nicht kompatibel. Gerade das ist an deutschen Hochschulen aber weit verbreitet, besonders im Bereich der Lehre. Insofern verwundert es nicht, dass die deutsche Hochschulwelt offene Innovationsprozesse noch mehrheitlich meidet. Junge, private Hochschulen wie die IUBH haben mit solchen Strukturen weniger zu kämpfen und sollten deshalb aus meiner Sicht eine Vorreiterrolle einnehmen.

Welchen Vorteil haben die Studierenden und die Forschung davon?

Studierende werden von Hochschulen häufig als reine Konsumenten wahrgenommen, die sich in die (Weiter-)Entwicklung von Studienangeboten schon deshalb nicht einbringen können, weil ihnen das fachliche Wissen fehlt.

Auf der rein inhaltlichen Ebene mag das stimmen. Allerdings sind deutsche Hochschulen nicht gerade dafür berühmt, dass ihre Studienabschlüsse am Arbeitsmarkt als besonders praxisnah wahrgenommen oder ihre Absolventen mit den optimalen Kompetenzen für den Berufseinstieg ausgestattet werden. Das wiederum nehmen auch viele Studierende so wahr und haben ein großes Interesse daran, an der Verbesserung der Lehre mitzuwirken.

Welche Kosten entstehen durch das Projekt?

Das lässt sich so genau gar nicht sagen, denn wir als Hochschule profitieren ja vom Engagement unserer Studierenden. Entwickeln wir zum Beispiel über unseren Open-Innovation-Ansatz eine neue Spezialisierung, verdeutlicht uns das, dass wir einen spannenden Themenbereich mit reger Nachfrage bisher noch nicht angeboten haben.

Bekommen wir Rückmeldungen und Verbesserungswünsche zu unseren Services, sind damit meist auch Optimierungen unserer internen Prozesse und entsprechende Effizienzgewinne verbunden. Betrachtet man aber die reine Ausgabenseite, haben wir in den vergangenen zwei Jahren etwa 50.000 Euro an Entwicklungs- und Betreuungskosten investiert.

Ist es auch geplant, Unternehmen in den Prozess zu involvieren und wenn ja, wie?

Wir haben Unternehmen schon in der Vergangenheit intensiv in die Entwicklung neuer Studiengänge eingebunden, damit Aspekte wie Praxisbezug und Employability mit abgebildet werden. Bislang erfolgte das vor allem über Expertengespräche und die Einbindung von Praktikern in die Entwicklung von Lehrmaterial.

In Zukunft werden wir unsere Partnerunternehmen auch bitten, sich über unseren Open-Innovation-Ansatz in die Entwicklung neuer Studiengänge und -inhalte einzubringen. Darüber hinaus steht unsere Plattform prinzipiell allen interessierten Partnern und Experten offen.

Welche Ziele verfolgen Sie mit Open Innovation an der Hochschule?

Wir möchten, dass sich unsere Studierenden mit ihrer Hochschule identifizieren, dass sie sich und ihre Interessen wahrgenommen und ihre Expertise geschätzt wissen.

Gleichzeitig wollen wir als private Hochschule neue Programme oder Serviceangebote nicht “ins Blaue hinein” entwickeln, nur um dann später festzustellen, dass diese am Interesse unserer Studierenden vorbei gehen. Der Open-Innovation-Ansatz bietet eine großartige Möglichkeit, genau diese Fehler zu vermeiden und den Austausch mit und unter unseren Studierenden weiter zu intensivieren.


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