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Robindro Ullah war u.a. Recruitingleiter bei der Deutschen Bahn, heute gibt er neben anderen Tätigkeiten ein Lifestyle Magazin für die HRBranche heraus. Ein Gespräch über Employer Branding und Dresscode, die richtige Ausstrahlung, modische Geschlechter-Unterschiede – und 5 Tipps für den perfekten Business-Look.

Als studierter Wirtschaftsmathematiker hat Robindro Ullah das Personalmanagement erst Mitte 2007 für sich entdeckt. Nachdem er für die Deutsche Bahn und die Voith GmbH u.a. international tätig war wurde der Blogger und Buchautor zuletzt unter den TOP 25 einflussreichsten HR Managern Deutschlands gelistet. Seit kurzem bringt er gemeinsam mit Anja Schölhorn und Manuela Marcus das erste HR Lifestyle Magazin hr-life.de heraus.

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Die Bundeskanzlerin stellte kürzlich den Digitalrat vor – das Gruppenbild im Bundestag zeigt auch den Unternehmer  Ijad Madisch in Shorts, Tunschuhen und mit Supermann-Kappe. Wird so ein Outfit jetzt businessfähig?

Im Grunde: ja! Das muss man mittlerweile relativ deutlich sagen. Hier vermischen sich mehrere begünstigende Themen, die gemeinsam dafür sorgen, dass wir doch stärker auf den Inhalt gucken, als auf die Verpackung. Einerseits wird dieser veränderte Business Style durch die Digitalisierung getrieben, andererseits natürlich auch vor allem durch den sich verändernden Arbeitsmarkt.

Auf Grund von Kleidung einen Top Spezialisten auszusortieren, kann sich schon seit Jahren keiner mehr erlauben. So langsam schwappen diese begünstigenden Umstände auch auf andere Funktionen über, die bis vor kurzem noch nicht auf der Liste der bedrohten Arten standen.

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Die Frage, die berechtigter Weise aus dem konservativen Lager kommt, geht in die Richtung des gegenseitigen Respektes, den man sich zollen sollte. Diesen jedoch ausschließlich an Kleidung fest zu machen, halte ich persönlich eh für schwach. Überall dort, wo wir uns im Business urplötzlich auf Augenhöhe befinden, wo früher ein Gefälle herrschte, sollte man über die Thematik des Respektes nochmals nachdenken. Respekt beruht auf Gegenseitigkeit und kann daher nicht pauschal an Kleidung fest gemacht werden.

Sie waren lange Personaler – bei einem Konzern und einem schwäbischen Mittelständler. Was wäre passiert, wenn jemand so zum Vorstellungsgespräch gekommen wäre?

Man hätte wohl komisch geguckt und wäre auf die Story gespannt, die zu genau dem Outfit geführt hat. Wie bei so vielen Dingen, hängt dies vom Verkauf ab – d.h. wie verpackt der Bewerber die Story bzw. nutzt er überhaupt eine Story. Aber seien wir ehrlich, wir beschäftigen uns viel zu oft mit der Rekrutierung im akademischen Bereich, dabei befinden sich die Bedarfe doch im Bereich der Facharbeiter, wo der Begriff Business Dresscode ein ganz anderer ist. In diesem Bereich hatte ich schon oft Bewerber in kurzen Hosen.

Erinnere ich mich an meine vergangenen Tätigkeiten, entsinne ich mich allerdings an Gespräche, in denen beispielsweise die Schuhe des Bewerbers (weiße Espadrilles – trage ich heute zufälliger Weise auch) argwöhnisch im Nachgang kommentiert wurden. Auch hatte ich einmal den Fall, dass man mir sagte, dass mein Praktikant nicht mit Kurzen-Hosen auf der Vorstandsetage herum laufen könne. So zum Bewerbungsgespräch erscheinen, ist die eine Geschichte, den Style im Unternehmen beizubehalten, die andere. Wie stark passe ich mich dem Unternehmen an? Wie genau habe ich dies vorab geklärt?

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Wir haben ja auch den umgekehrten Fall, dass Unternehmen im Rahmen der Digitalisierung plötzlich die Krawatte „verbieten“ und das „DU“ befehlen. Kleidungskonflikte existieren in beide Richtungen und sind letztlich Signale für einen tiefer liegenden kulturellen Konflikt.

IT-Fachkräfte und artverwandte Berufsbilder werden heftig umworben, gelten aber modisch als eigenwillig. Beispiel: Barfuß im Büro sitzen um besser denken zu können. Wann wird es respektlos?

Wie bereits angedeutet, beruht Respekt auf Gegenseitigkeit. Ich denke allerdings tatsächlich, dass die Respekt Diskussion nicht hierher gehört. Zunächst steht für die meisten Unternehmen die Produktivität im Vordergrund. Wenn ein Mitarbeiter diese dadurch steigern kann, dass er barfuß am Schreibtisch sitzt, dann würde ich das zunächst akzeptieren. Verstößt dies aber beispielsweise gegen den Arbeitsschutz, da der Schreibtisch im Werk steht, geht die Gesundheit des Mitarbeiters vor. Sollten sich andere Mitarbeiter dadurch unwohl fühlen oder belästigt, dann haben wir einen Konflikt, den es zu lösen gilt.

Nehmen wir ein anderes Beispiel aus dem Arbeitskontext. In den vergangenen Jahren hat ich sehr häufig Jubilare in meinen Bereichen. Je nach Konzern werden in diesen Fällen Mittel zur Verfügung gestellt, um dies gebührend zu feiern bzw. die Mitarbeiter zu ehren. In diesem Kontext lasse ich die Respekt Diskussion gelten. Hier geht es darum den Mitarbeitern Respekt zu zollen und hier sehe ich das Thema der ggf. festlichen sogar Kleidung wichtiger.

Gerade die IT-Branche hat den Dresscode sehr verändert, Jeans und Turnschuhe sind selbst für Konzern-Chefs businesstauglich. Gibt es überhaupt noch Regeln oder kann jeder machen, was er will?

Mit unserem Magazin HR Life wollen wir auf gar keinen Fall Regeln aufstellen. Darum geht es uns auch gar nicht. Letztlich kann natürlich jeder machen, was er/sie will. Aber das ist aktuell genau das Problem. Es gibt zu wenig Guidance in dem Bereich – Empfehlungen, Tipps, Inspirationen, etc. Was gut oder nicht gut aussieht, liegt im Auge des Betrachters, trotzdem haben bestimmte Outfits natürlich eine bestimmte Wirkung.

Außererdem kann man sich gut ein paar kombinierbare Basics überlegen, die wir unseren Lesern auch anhand sehr unterschiedlicher Beispiele mitgeben wollen. Der Dresscode einer Firma ist leider sehr häufig ebenso individuell wie auch ihre Kultur. Letztlich kann der Dresscode auch ein Ausdruck der individuellen Firmen- oder Abteilungskultur sein.

Wir versuchen davon Abstand zu nehmen, Dinge in falsch und richtig einzuordnen. Letztlich geht es auch bei Fashion darum, was ich als Person erreichen möchte und wo ich mich bewege. Wie will ich wahrgenommen werden? Oder geht es mir vielleicht auch nur um Praktikabilität. Nehmen wir beispielsweise das Thema Schweißflecken. Die besten Tipps gegen feuchte Achseln – wir reden gern Klartext und versuchen tatsächlich zu helfen.

Personaler/Innen wollen sich für ein wichtiges Business-Event angemessen kleiden. Ihre 5 Tipps für das perfekte Outfit?

Das ist nicht ganz so leicht zu beurteilen, ohne zu wissen, um welches Event es sich handelt. Das kann einfach extrem unterschiedlich je Event ausfallen. Gehen wir da aber aus einer allgemeinen Perspektive heraus ran, dann empfehle ich folgende Vorgehensweise:

  1. Holen Sie die Information über den Dresscode ein. Hier werden die Veranstalter leider auch immer kreativer und manchmal kann man die ausgegebenen Dresscodes keiner konkreten Linie mehr zuordnen. Letztlich ist aber diese Empfehlung des Veranstalters Ihr Startpunkt.
  2. Wählen Sie ihr Outfit in Abstimmung mit dem ausgegebenen Dresscode und überlegen Sie für sich, ob Sie ein Interesse daran haben, aufzufallen. Sollte dies der Fall sein, sollten Sie sich mit Ihrem Outfit an den Rändern des Dresscode Korridors bewegen.
  3. Aus einer Personal Branding Perspektive heraus wäre zu empfehlen, im Fall von Unsicherheit sich eher in den Bereich des Overdresses zu orientieren. Erfahrungsgemäß fühlen sich Personen overdressed wohler als underdressed. Eine Missachtung des Dresscode führt im ersten Schritt zunächst zu erhöhter Aufmerksamkeit. Hier sollte man sich einfach nur Fragen, ob dies gewollt ist. Wenn Sie so wie ich Alleinunternehmer sind, kann das markenbildend sein. Allerdings sollte ich mir dann ein Konzept mit Wiedererkennungswert überlegen.
  4. Weiten Sie Ihr Styling aus und betrachten auch Accessoires wie Ihre Smartphone Hülle sowie die Power Bank, die Sie mit sich führen. Nutzen Sie diese Gegenstände, um Akzente zu setzen oder lassen Sie Ihr Equipment in Ihrem Style aufgehen.
  5. Priorisieren Sie wohlfühlen etwas höher als Style. Der alte Spruch „Wer schön sein will, muss leiden.“ sollte nicht mehr ernst genommen werden. Wenn Sie Ihren Style nicht unverkrampft und ohne schmerzverzerrtes tragen können, dann ist das nicht Ihr Style. Ausstrahlung ist King/ Queen.

Eine Studie der Eliteuniversität Harvard will herausgefunden haben, dass man in Jogginghosen in einem professionellen Umfeld gar besser behandelt wird. Wird nicht dieses betonte Understatement auch wieder zum Zwang? Oder empfehlen Sie Jogginghosen?

Ob man diese Datenlage nun nutzt, um die eigene Jogginghose salonfähig zu machen oder ob man sich selbst treu bleibt und im Arbeitskontext nun man gern taillierte Blazer und Stoffhosen mit Bundfalte trägt, bleibt aber jedem selbst überlassen. Meine einzige Empfehlung lautet: Ausprobieren!

Mit Ihrem Magazin verbinden Sie zwei Gegensätze: HR gilt als ernsthaft, bodenständig und konservativ, Mode als verspielt, oberflächlich und eigentlich überflüssiger Fierlefanz. Wie passt das zusammen?

Das Magazin behandelt nicht ausschließlich Mode, sondern greift die Themen des Alltags auf. Dinge die in meinem HR Leben relevant für mich sein könnten. Davon geht ein Teil in Richtung Fashion. Aber Food und damit der gesamte Bereich der Ernährung ist mindestens ebenso groß. Zuletzt nehmen wir auch Styles auf.

Das betrifft  immer häufiger technische Gadgets. Natürlich sind es zwei sehr verschiedene Welten, die nicht von uns zusammengebracht werden. Das geschieht heute ganz von alleine. Getrieben durch die Faktoren, die ich bereits erwähnte. Das Eindringen der „Mode“ Welt in die HR Welt ist heute schon so massive, dass die bodenständigen, konservativen als ernstahaft geltenden HR Manager sehr verunsichert sind und nach Guidance suchen. Was wir bieten ist also eine Art Übersetzung von der einen Welt in die andere Welt, die diese aktuelle Überlagerung, die wir tagtäglich spüren, verständlich und anwendbar macht.

Vor einiger Zeit sorgte die Coca-Cola Arbeitsdirektorin Brigitte Faust für Aufsehen, die in einem Interview Kleidung als ersten und wichtigsten Karriertipp für Frauen nannte. Wie sehen Sie das?

Mit Kleidung senden Sie ebenso Botschaften wie mit Körperhaltung und Auftreten. Man könnte es im Zusammenhang mit der Karriere auch als zusätzlichen Kommunikationskanal bezeichnen. In Ihrem Gesamtauftreten macht der Kanal des nonverbalen laut der 7-38-55-Regel von Mehrabien ja mit 55% den Großteil ihrer Wirkung aus aus. Dazu gehören neben Mimik und Gestik natürlich auch Ihr Outfit und der damit verbundene Wolfühlfaktor.

Nun stellt sich Ihnen ganz allein die Frage, ob Sie diese Prozent nutzen wollen, um Ihren Auftritt und Ihre Botschaften zu unterstreichen, oder aber auf diese Unterstützung verzichten wollen. Als Keynote Speaker auf diversen Veranstaltungen kann man dieses Phänomen bereits im Kleinen beobachten.

Natürlich zählt auch der Inhalt (zu 7%) und die Art und Weise, wie Sie ihn transportieren (Stimme 38%), und dennoch gestaltet sich Ihre Personal Brand aus einem guten Anteil „Erscheinung“. Sie können es auch mit einer Konferenz vergleichen. Wenn die Speaker außergewöhnlich gut waren, aber das Essen und die Verpflegung mangelhaft und zu knapp, werden alle im Nachgang genau über diesen inhaltlich völlig unwichtigen Punkt sprechen. Zufrieden und mit einem wohligen Gefühl lassen sich Inhalte eben doch besser aufnehmen.

Diversity wird ja gerne propagiert, gleichzeitig gibt es zur Zeit einen Trend zur Selbstakzeptanz mit der gezielten Abkehr von gängigen Normen. Wie viel Diversität verträgt ein Unternehmen in dieser Hinsicht?

Das ist sehr schwer zu sagen. Meine persönliche Meinung ist, dass diesbezüglich keine Obergrenze existieren sollte. Fakt ist aber wohl eher, dass in Abhängigkeit der bestehenden Unternehmenskultur mehr oder weniger Diversity in diesem Bereich zugelassen wird. Hier muss ich daher mit der klassischen Juristen-Antwort aufwarten: es kommt darauf an.

Dennoch fällt z.B. bei Messen auf, dass viele Frauen die oft kilometerlangen Wege in High Heels zurücklegen – der klassische Business-Style. Nicht gerade gesund. Muss sich hier etwas ändern?

In meiner Wahrnehmung ändert sich hier bereits einiges. Erst kürzlich bei der Zukunft Personal trugen auffällig viele Standbetreuerinnen flache Schuhe. Hier geht ein klarer Trend hin zu gesundem Styling. Das soll aber keine Vorschrift sein. Wir neigen häufig dazu von einem extrem ins andere zu wandern, wer Highheels tragen möchte, sollte nicht davon durch gesellschaftliche Zwänge abgehalten werden.

Umgekehrt gilt dies natürlich genauso. Betrachten wir dies Ganze mit der modischen Brille, so existieren bereits heute sehr elegante Alternativen zu den klassischen Highheels, die ohne weiteres auch zur schicken Abendgarderobe getragen werden können. Die Hersteller reagieren hier bereits auf den Trend.

Apropos Messen und Business-Reisen: Gerade Frauen schleppen hier oft zu viel Gepäck herum. Haben Sie Tipps zur Gepäckreduzierung?

Diesem Gerücht möchte ich direkt einmal meine persönliche Erfahrung entgegensetzen. Meine Frau hat beispielsweise in der Regel weniger Gepäck als ich. Was ich insgesamt beobachte ist, dass vor allem auch die Männer nun vermehrt mehrere Outfits auf Messen und Dienstreisen mitnehmen.

Konnte man früher tagsüber einen Anzug tragen und diesen einfach abends anbehalten, so haben wir hier zunehmend neue Anforderungen durch die Lockerung des Dresscodes. Frauen spielt er sogar in Teilen in die Hände. Highheels können in Teilen auch durch Turnschuhe ersetzt werden, die im Grunde direkt so bequem gewählt werden können, dass das Paar Ersatzschuhe gar nicht erst eingepackt werden muss.

Sollte man dennoch unter Platzmangel leiden, kann ich als langjähriger Business Reisender KleiderZipper empfehlen.

Apropos Männer: Die sprechen Sie mit Ihrem Magazin ja ausdrücklich  auch an. Warum ist Mode ein Männerthema?

Ich will nicht sagen, dass Männer es vor allem nötig hätten. Aber natürlich haben wir hier bei den Männern im Grunde die stärkste Veränderung ausgelöst durch den digitalen Modewechsel. Von kaum Gestaltungsspielraum sind wir zu einem den Frauen ebenbürtigen Spielraum gesprungen. Von 0 auf 100 könnte man auch sagen.

Greifen wir nun noch das Thema der zielgerichteten Styles auf, dann müssen Männer viel aufholen. Waren wir bislang an die einfach Richtlinie Anzug mit Krawatte gebunden, mit dem man mehr oder weniger nichts verkehrt machen konnte, haben wir heute derart komplexe Anforderungen an Styles, dass jemand, der sich zuvor kaum damit beschäftigt hat, durchaus seine Schwierigkeiten haben könnte.


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