Überfordert uns das Internet? Wenn man auf die reinen Zahlen schau, ist man geneigt, dieser These von Frank Schirrmachers recht zugeben. Doch stimmt das wirklich?

Das Märchen der Internetsucht: Zeitfallen, Angebliche Überforderung & Produktivitätsirtümer

Byte-Stress, Denkfaulheit und Liebesentzug

Alleine bei Facebook werden weltweit pro Minute 98.000 Freundschaftsanfragen bestätigt,  74.200 Event Einladungen verschickt, 66.150 Fotos getaggt, 135.000 Fotos hochgeladen,  510.400 Kommentare gemacht,  382.850 Likes gemacht, 50.000 Likes geteilt, 231.600 Private Nachrichten verschickt, 79.350 Pinnwandeinträge und 92.550 Status Updates gemacht.  Puh, da kann einem schonmal schwindelig werden. Wie um Himmels willen soll man das denn alles schaffen? Folgt man den Zahlen, die die britische Ausgabe des Männermagzins Esquire vorlegt, sieht unsere Zukunft mit Internet und Mobiltelefonen düster aus: Wenn man von 33 Millionen Berufstätigen ausgeht, die ihre Mobiltelefone 16 Stunden pro Tag eingeschaltet lassen, um erreichbar zu sein, dann kommt man am Tag auf 256 Millionen Stunden Stand-by Zeit oder 61 Milliarden hours Stand-by-Studnen im Jahre (wobei von 240 Arbeitstagen im Jahr ausgeganen wurde. Zudem hatte ein Untersuchung von 2008 gezeigt, das rund 20 der Berufstätigen Ihre Handys und Smartphones auch für den eMail-Verkehr nutzen. Es ist, so der Esquire weiter, davon auszugehen, dass diese Zahl mittlerweile auf 50 Prozent gestiegen ist. Wenn man jetzt davon ausgeht, dass jeder mindestens fünf eMails am Tag liest und für jede etwa fünf Mintuen braucht und zudem auf etwa 20 eMails pro Woche antwortet und dafür insgesamt 40 Minuten braucht,  dann, so rechnet Esquire vor, bringen wir 55 Stunden pro Jahr alleine mit unseren eMails zu.

Kling erschreckend, oder? Aber merken Sie was? Die Zahlen sind nicht einmal realistisch, sie sind einfach nur aus der Luft gegriffen, um unsere Überforderung durch Internet und mobile Technik zu belegen. Die Handy-Zahlen sind z.B. viel zu hoch angesetzt: Auf Manager oder auch Redakteure mag es zutreffen, dass sie glauben, 16 Stunden am Tag erreichbar sein zu müssen. Aber die Kassiererin im Supermarkt?  Die eMail-Zahlen hingegen sind viel zu niedrig angesetzt: Es gibt Leute, die an einem Tag 50 statt fünf eMails bekommen. Was aber noch schlimmer ist: Hier wird gezielt der Eindruck vermittelt, moderne Kommunikationsmittel führen zwangsläufig zu einer derart hohen Arbeitsbelastung und Überforderung, die es ohne die moderne Technik nicht gäbe. Ein großer Irrtum. Denn das Gegenteil ist aber der Fall: Sie hilft tatsächlich, produktiver zu arbeiten. Vorausgesetzt man kann richtig mir ihr umgehen.

Überfordert uns das Netz?

Denn niemand wird gezwungen, sein Handy 16 Stunden am Tag eingeschaltet zu lassen. Auch nicht durch Chefs oder Kunden. Warum viele dennoch glauben, das tun zu müssen, dazu unten mehr. Und auch aus der täglich auf ihn einströmenden Masse an Nachrichten, eMails, Tweet, Facebook-Meldungen usw. kann jeder Mensch genau das heruasfiltern, was ihn interessiert. Zum Beispiel, indem er in Sozialen Netzwerken Freundschaften eingeht und damit nur die Nachrichten bestimmter User abonniert. Und indem er Filter wie RSS-Reader einsetzt, die ihm passgenau die gewünschten Informationen liefern. Das geht schneller und ist effektiver als drei Zeitungen am Tag von vorne bis hinten durchzulesen – vorausgesetzt, man verfügt über das nötige Handwerkszeug. Denn genau da liegt der Hause im Pfeffer: Lesen haben wir in der Schulzeit gelernt, eine Zeitung durchblättern können wir intuitiv. Die Vielzahl an neuen Werkzeugen und Tools, die im Internet zur Verfügung stehen, scheint vielen hingegen so schwierig und kompliziert, dass man es dann doch lieber gleich sein lässt. Hier geht es erstmal um etwas anderes: Nämlich den Denkfehler, den viele selbsternannte Feinde des Internets begehen: Wie Vogel-Strauß den Kopf tief in den Sand zu stecken, nach dem Motte “Früher war alles besser!” Quatsch! Besser wäre, sich aktiv mit den zugegebenermaßen rasanten technischen Neuerungen auseinanderzusetzen, auzuprobieren und zu prüfen, welche Tools und Netzwerke für einen sinnvoll sind – und von welchen man besser die Finger lässt.

Aber den Kopf im Sand zu haben, ist natürlich so viel bequemer und ruhiger! Und entlastet das Gehirn. Das trägt nämlich Schuld an der Denkweise: Es will möglichst ökonomisch agieren und die Vielzahl von Informationen, die täglich auf uns einstürmen, so schnell wie möglich einsortieren oder verwerfen. Gut so, sonst würden wir vermutlich wirklich am Informations-Overload zugrunde gehen. Allerdings wählt unser Gehirn vor allem solche Informationen aus, die es in bereits bestehende Denkmuster eingliedern kann. Und auch Reize, die starke Gefühle auslösen, werden schneller und besser verarbeitet als Informationen, an denen man nicht emotional beteiligt ist. Das hat natürlich den Nachteil, dass wir vor allem wahrnehmen, was unsere bisherigen Überzeugungen, Erfahrungen, Einstellungen, Gefühlen und Vorlieben beeinflusst. Wir manifestieren also unsere eigenen Vorurteile und bestätigen uns praktisch nur, was wir ohnehin schon geglaubt haben.

Der große Irrtum

So wie New-York-Times Chef Bill Keller, der nach seinem emotionalen Schock-Erlebnis mit der eigenen Tochter gleich das gesamte Internet verteufelte. Vielleicht auch, weil er schon zuvor keine besonders angenehmen Erfahrungen damit gemacht hat. Und der damit vor allem eines beweist: Sein Gehirn wird nicht etwa durch das Internet überfordert, sondern ist offenbar ohnehin überlastet. Anders lässt sich seine undifferenzierte Denkfaulheit nicht erklären. Oder wie Christian Stöcker, Ressortleiter Netzwelt bei Spiegel Online, so treffend analysiert: “Menschen jenseits der 50 haben gegenüber jenen unter 40 (grob gesprochen) einen entscheidenden Nachteil, was das kommunikative Internet angeht:

Sie haben es in der Mehrheit nur als zunächst freudloses Arbeitswerkzeug kennengelernt, sie schrieben ihre ersten eMails an Kollegen oder den Chef, nicht an das Mädchen, in das sie heimlich verliebt waren. Sie sind bei Facebook, weil sie das Gefühl haben, das wäre besser so, nicht, weil dort ihre Freunde miteinander sprechen. Und sie kommunizieren, etwa via Twitter, mit Wildfremden. Dass dabei dann Unterhaltungen herauskommen, die mancher als ‘flach’, als ‘nicht sozial’ oder ‘trivial’ erlebt, verwundert nicht übermäßig. Dass solche Menschen vielleicht das Gefühl haben, sie führten selbst zu wenige gute Gespräche, hat vermutlich mehr mit ihrer Arbeitsbelastung zu tun als mit dem Internet.” Selbst Menschen, die sich mit dem Netz gut auskennen und dadurch bekannt geworden sind, fühlen sich in ihm offenbar überfordert. So überfordert, dass sie darüber sogar Bücher schreiben – wie die Kommunikationswissenschaftlerin Miriam Meckel.

Die Logik des Unlogischen

Auch sie ist kein unbeschriebenes Blatt: Zunächst Journalistin, mit 1999 Jahren jüngste Lehrstuhlinhaberin Deutschlands, 2001 Staatssekretärin und Regierungssprecherin von Nordrhein-Westfalen, heute Professorin und Direktorin an das Institut für Medien- und Kommunikationsmanagement der Universität St. Gallen und zudem noch Lebensgefährtin von TV-Moderatorin Anne Will. Auch Meckel bekannte sich 2007 zu ihrer Überforderung durch die moderne Technik und schrieb über “Das Glück der Unerreichbarkeit”. Darin zeigt sich Meckle als Sklavin ihres Blackberrys, der sie unentwegt zur Kommunikation zwingt, ihr keine Zeit zu notwendigen Ruhepausen lässt und auch in jede noch so private Situation eindringt. Auf Seite 139 charakterisiert sie treffend, wohin die Reise geht: “Neo-Nomaden werden Schritt für Schritt um Normalfall unserer Arbeits- und Lebenswelt. Arbeit wird immer stärker ‘virtualisiert’, Stichwort Conference Call. Wir können alles überallhin mitnehmen, was wir zum Arbeiten brauchen. Das erleichtert einerseits die Mobilität und lässte es beispielsweise auch einmal zu, schon donnerstags nach Hause oder erst dienstags ins Büro zu fahren. Andererseits bedeutete es, dass zu Hause eben nicht das Privatleben beginnt, sondern die Arbeit unter anderen Vorzeichen und in anderer Umgebung fortgesetzt wird.” Meckel ist gerade deshalb ein so gutes Beispiel ihrer eigenen These, weil sie kurze Zeit später an Burnout erkrankte. Die logische Folge einer gesellschaftlichen Entwicklung, in der nur am Ball bleibt, wer ständig erreichbar ist und schnellstmöglich reagieren kann?

Das klingt beängstigend logisch – und ist doch die falsche Schlussfolgerung. Denn beim Lesen von Meckels Buch scheint immer wieder durch, dass das eigentliche Problem nicht die Technik, sondern vor allem unser Umgang mit ihr ist: Denn vereinfacht gesagt ist das Grunddilemma unser Wunsch nach Liebe, gesellschaftlicher Anerkennung und Erfolg. Sarina Pfauth hat Meckels Problem in der Süddeutschen Zeitung treffend analysiert: “Wie kann sich jemand überhaupt nach einem Burn-out zurückziehen, wenn er zuvor in einem solchen Geschwindigkeitsrausch gelebt hat?…Will so jemand in die offensichtliche Bedeutungslosigkeit eines kleinbürgerlichen Lebens verschwinden? Nein. Will Goldmund nicht mehr Narziss sein? Nein.”

Unerreichbarkeit als Statussymbol?

Das, was Miriam Meckle beschreibt, trifft das auch auf viele andere Nutzer des Internets zu: Sie geben sich die größte Mühe, bedeutend zu sein – und wundern sich dann über ihre eigene Arbeitsüberlastung. Denn noch schlimmer als ein überfülltes eMail-Postfach ist für viele Menschen eines, in dem gähnende Leere herrscht. Denn das bedeutet ja, um Himmels Willen, das wir völlig unbedeutend sind und uns keiner braucht! Und vielleicht ist dadurch sogar der Job in Gefahr und die Existenz bedroht? Eine Horrorvorstellung! Praktisch Liebesentzug! Kein Wunder also, dass wir immer wieder auf Menschen stoßen, die lautstark am Flughafen oder im Zug mit dem Handy die eigene Wichtigkeit betonen. Jeder vierte Mobilfunknutzer hat sogar schon einmal ein Handy-Gespräch simuliert, um vor anderen besser dazustehen, wie James E. Katz herausgefunden hat. Vereinfacht könnte man sagen: Arbeitsüberlastung durch mobiles Internet und Social Media resultiert vor allem aus dem Wunsch nach Anerkennung und Respekt durch Chef, Kollegen, Bekannte.

Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V.,  kurz BITKOM, hat das Grausen der ständigen Erreichbarkeit in Zahlen gefasst: So befragte die BITKOM 1.000 Personen ab 14 Jahren und stellte fest, dass die Grenzen zwischen Job und Privatleben durch die modernen Kommunikationsmittel immer mehr verschwimmen. 88 Prozent der befragten Berufstätigen sind auch außerhalb ihrer regulären Arbeitszeiten für Kunden, Kollegen oder Vorgesetzte per Internet oder Handy erreichbar. 2009 waren es erst 73 Prozent gewesen. Doch es kommt noch Dicker: 29 Prozent der Arbeitnehmer sind jederzeit für berufliche Zwecke telefonisch oder per eMail erreichbar. Immerhin: 45 Prozent sind nur zu bestimmten Zeiten außerhalb der Arbeitszeiten erreichbar, zum Beispiel am Abend oder am Wochenende. Und 15 Prozent geben an, dass sie nur in Ausnahmefällen erreichbar sind. Unterschiede gibt es vor allem bei der umfassenden Erreichbarkeit zwischen Männern und Frauen. So sind 34 Prozent der männlichen Berufstätigen jederzeit erreichbar, gegenüber 24 Prozent der weiblichen.

Es jedem recht machen wollen?

Ständig erreichbar zu sein, um es jedem recht zu machen, ist allerdings schlicht der falsche Weg, um das zu erreichen. Andere Menschen gewöhnen sich schnell daran, dass der stets abrufbereite Ja-Sager immer alles erledigt und verlassen sich darauf. Sie nehmen einen als Selbstverständlichkeit wahr. Und die Angst vor Ablehnung, aus der man auch immer noch im Urlaub seine eMails checkt, können andere Menschen auch trotz großer Entfernung förmlich riechen. Karriere macht so niemand. Im Gegenteil: Mit der Zeit wird es deshalb immer schwieriger, auch mal “Nein” zu sagen – und spätestens wenn man vor lauter Überlastung zusammenbricht, sind das letzte bisschen Vertrauen und Respekt verspielt. Führungsqualitäten stellt man so jedenfalls nicht unter Beweis, wie eine Studie der RespectResearchGroup an der Universität Hamburg zeigt.

Das man seine Kommunikations-Partner im Internet durchaus erziehen kann, sich so zu verhalten, wie man möchte, zeigt Luis Suarez, der als Wissens- und Community-Manager bei  IBM arbeitet. Allerdings nicht in einem Büro, sondern im Homeoffice auf den Kanarischen Inseln. Vor mehr als drei Jahren beschloss Suarez, fortan ohne eMails zu leben. Um seine Mitmenschen davon abzubringen, ihm weiterhin eMails zu schicken, kündigte er sein Vorhaben groß an und antwortet fortan gar nicht mehr auf eMails. Seine Gesprächspartner wurden so gezwungen, andere Kanäle zu nutzen. Tatsächlich hat Suarez auf diese Weise die Zahl eingehender eMails auf 95 Prozent reduziert.  Er benutzt eMail nur noch für Kalendereinträge und vertrauliche Eins-zu-Eins-Gespräche. Vor allem nutzt er Social Software Tools wie Chats, Wikis, Blogs oder Twitter. Und er telefoniert mehr.

Wer also klug ist, sagt einfach “Nein” dazu, ständig von allerlei Kommunikationsmüll torpediert zu werden. Und mehr noch: Mit gelegentlichen Phasen der Unerreichbarkeit steigert man sogar sein Ansehen. Denn wenn alle jederzeit erreichbar sind, wird es zum seltenen Luxus, nicht ständig antworten zu müssen. Und wer sich den Luxus der kommunikativen Abwesenheit gestattet, zeigt damit: “Seht her, ich kann es mir leisten!” Abwesenheit als Statussymbol. Ein Beispiel: Wer heute als Manager seine Führungsqualitäten unter Beweis stellen will, fährt 10 Wochen in Urlaub – und ist einfach nicht erreichbar!  Abgesehen davon, dass das seiner eigenen Gesundheit und Leistungsfähigkeit zuträglich ist, zeigt er damit noch etwas ganz anderes: Dass er seinen Job versteht, weil er den Laden so gut organisiert hat, dass es auch ohne ihn geht, während er nicht nur entspannt, sondern auch gute Ideen für die Zukunft ausbrütet. Wohingegen einem Manager, der dauergestresst ständig abrufbereit ist, keine Zeit mehr für seine eigentliche Führungsaufgabe und innovatives Denken bleibt. Der Harvard-Business-Manager empfiehlt als Abschreckungsmaßnahme sogar: “Jedes Mal wenn ein Manager in dieser Zeit sein Büro anruft, sollte sein Jahresendbonus um 20 Prozent reduziert werden. Jedes Mal wenn ein Mitarbeiter den Manager anrufen muss, würden diesem 10 Prozent seines Bonus abgezogen.”  Also einfach wegfahren und alles abschalten. Doch wenn es doch nur mal so einfach wäre mit dem sein Lassen!

Macht uns das Internet krank?

Ein immer wieder gern vorgebrachtes Vorurteil gegen Internt und Social Media ist, dass es uns krank macht. Jüngstes Beispiel ist die Forschung von Betsy Sparrow, Psychologin der Columbia University, die aus einem simplen Farbtest folgerte, dass der Computer, den wir sozusagen als externen Gedächtnis-Speicher nutzen, unsere eigene Gedächtnisleistung mindert. Mal abgesehen davon, warum wir uns eigentlich alles merken sollten, wenn wir doch durch das Internet Zugang zu weitaus mehr Informationen haben, als unser Gehirn jemals speichern könnte, stößt Sparrow damit in das selbe Horn wie Frank Schirrmacher oder Bill Keller. Und sie ist bei weitem nicht die einzigen. Wenn z.B. Regierungssprecher Steffen Seibert bei Twitter schreibt “Zurück aus den Ferien. Habe mir verboten, zwischendurch zu twittern, man will ja nicht süchtig werden. Ab morgen wieder Infos zur Politik”, dann zeigt das vor allem eines: Die Ängste, sich in der schönen neuen Internetwelt zu verlieren und ganz von ihr abhängig zu werden, sind groß. Sie sind durchaus berechtigt, denn die Gefahr besteht. Aber die wahren Ursachen liegen meist tiefer. Und ganz abschalten ist schlicht der falsche Weg!

Die Napier-Universität in Edinburgh befragte rund 200 Studenten zur Nutzung von Facebook. Zwölf Prozent finden das Netzwerk beängstigend. 32 Prozent der Befragten fühlen sich schuldig, wenn sie Freundschaftsanfragen ablehnen, 63 Prozent zögern ihre Antwort so lange wie möglich hinaus und Zehn Prozent könnten gut und gerne ganz auf solche Anfragen verzichten. Das wirklich interessante bei dieser Studie: Je mehr Facebook-Freunde jemand hat, desto mehr fühlt er sich offenbar überfordert. Denn die gestressten hatten durchschnittlich 117 “Freunde”, die Entspannteren deutlich weniger, nämlich nur 75.

Der Stress rührt zum Großteil daher, dass den Gefühlen von Angst, Stress und Unsicherheit wenig positive Faktoren gegenüberstehen, die die negativen Assoziationen neutralisieren könnten. Grund: Viele der Befragten fühlen sich genötigt, auf Facebook zu sein, weil man das eben so macht – aber den Nutzen dabei haben sie noch nicht erkannt. Viel mehr loggen Sie sich immer wieder ein, weil sie ja nichts Gutes verpassen wollen und befinden sich dann in einer Art neurotischer Schwebe, in der sie nicht wissen, ob sie noch eine Weile ausharren sollen oder nicht, um ja nichts zu verpassen. Gerade dieses unproduktive Ausharren ist es, das Angstzustände beziehungsweise Unzufriedenheit hervorruft. Facebook-User mit richtig vielen Freunden, so ab 500 aufwärts, haben laut Studie, hingegen zusätzlich noch ein Problem mit ihrer Selbstwahrnehmung: Sie halten sich selbst für kleine Stars und glauben, ständig Neuigkeiten über sich senden müssen. Je mehr Kontakte, desto größer ist das Publikum und damit der Druck, sich darzustellen.

Der Social-Media-Zwang

Eine weitere Gefahr ist, dass die virtuelle Welt es Internets allzu bequeme Möglichkeiten, bietet, vor den Schwierigkeiten des Alltags zu entfliehen. Bis zu einem gewissen Grade eine ganz normales Verhalten. Durch die scheinbare Anonymität des Internets fühlen sich viele  offener und es fällt ihnen leichter, “Freunde” zu finden, die sie vielleicht im richtigen Leben nicht so schnell und nur in einer deutlich minderen Zahl finden würden. Das kann positiv sein, wird aber zum Problem, wenn das Netz Defizite in persönlichen Beziehungen kompensieren soll: Wenn Menschen aber Freundschaften, Aufmerksamkeit und Liebe suchen, die sie im normalen Leben nicht bekommen und daher mit wildfremden Menschen kommunzizieren, dann kann es passieren, dass sie in ihrer Euphorie virtuelle Identitäten mit echten Menschen verwechseln. Darunter leiden schließlich die “echten” sozialen Beziehungen, die Arbeit und schließlich das gesamte Leben.

Ein interessantes Experiment wurde an der University of Maryland durchgeführt: 200 Studenten verzichteten 24 Stunden lang völlig auf jede Art digitaler Medien und bloggten anschließend über ihre Erfahrungen. Die Ergebnisse waren überraschend: Bei vielen ist der Verzicht darauf nicht eine Frage des Wollens, sondern des Könnens. Die Studenten berichteten über das verzweifelte Verlangen nach dem nächsten Online-Gehen, Unruhe und extremer Nervosität. Besonders bei Social Networks und SMS fiel vielen das Sein lassen schwer. Wo aber hört die intensive Nutzung von Sozialen Netzwerken auf und wo fängt die krankhafte Abhängigkeit an? Ist es noch normale Nutzerverhalten, wenn ich selbst im Urlaub ständig auf meine eMails schaue? Ist jemand, der jeden Abend bei Facebook surft, bereits süchtig oder trifft das nur auf Menschen zu, die ganze Nächte im Netz surfen? Und ab wievielen Tweets, SMS oder eMails pro Tag besteht Suchtgefahr?

Genau das ist die Schwierigkeit: Eine eindeutige Klassifikation gibt es nicht: Der Fachbegriff für Internetsucht lautet Internet addiction disorder. Doch es ist unter Fachleuten umstritten, ob Netzabhängigkeit überhaupt eine eigenständige Sucht ist. Der Begriff selbst wurde 1995 vom New Yorker Psychiater Dr. Ivan Goldberg geprägt – um auf ironische Weise zu verdeutlichen, wie schnell und leichtfertig in unserer Gesellschaft psyschische Störungen diagnostiziert werden: Seine Begründung: “Ich denke nicht, dass Internet-Sucht existiert, ebenso wenig wie Tennis-, Bingo- oder TV-Sucht existieren. Menschen können mit allem übertreiben. Das gleich eine Störung zu nennen, ist ein Fehler!”

Das Märchen von der Internet-Sucht

Als Bibel zur Klassifikation psyschischer Störungen gilt das Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM), der Amerikanischen Psychiatrische Vereinigung, das seit 1952 herausgegeben wird, seit 1996 auch auf Deutsch. Ziel ist es, Diagnosen reproduzierbar zu machen um so die Heilung zu erleichtern, weswegen das DSM heute in Kliniken und Versicherungsgesellschaften angewendet wird. Wie fatal sich solche Klassifikationen auswirken können, zeigte 2010 eine Forschergruppe um Todd Elder von der Michigan State University: Eine Million Kinder und Jugendlicher in den USA soll in den vergangenen Jahren fälschlicherweise, gewissermaßen versehentlich, als Zappelphilipp mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (kurz auch als ADHS) diagnostiziert und entsprechend behandelt worden sein – in der Regel mit Ritalin oder anderen Medikamenten.  Ausgewertet wurden dafür zwei nationale Gesundheitsbefragungen und der Datenpool einer Privatversicherung. Das frappierende dabei ist: Betroffen sind davon gerade mal 20 Prozent aller ADHS-Diagnosen. Wenn Elder und sein Team recht haben, gibt es auch in Deutschland jede Menge ADHS-Fehldiagnosen.

Übrigens: Selbstredend hat man natürlich mittlerweile auch einen Begriff für ADHS, das durch das Internet ausgelöst wird, geschaffen: Nämlich Internet Attention Deficit Disorder (IADD) oder Divided Attention Disorder (DAD) – zu deutsch in etwa Digitale Aufmerksamkeitsstörung. Aber mal Spaß beiseite, was sagt uns dieser Klassifzierungsirrsinn über Internet-Sucht? Dass auch hier die Grenzen zwischen übermäßigem Gebrauch und Suchtgefahr fließend sind – wie so oft. Wie bei vielen anderen Süchten auch, hängt es auch stark von anderen Faktoren ab, ob jemand tatsächlich süchtig wird. Bei vielen der sogenannten Internet-Süchtigen können auch andere Störungen diagnostiziert werden, etwa Depressionen, Angstzustände oder fehlende Impulskontrolle. Narzistische Menschen können im Internet ihren Hang zur Selbstdarstellung und Machtsphantasienungehemter ausleben. Schüchternen Menschen mit sozialen Phobien bietet das Internet schnellere Möglichkeiten, Kontakte zu knüpfen und damit vermeintlich der Isolation zu entkommen.  Kontrollsüchtigen und Eifersüchtigen bietet das Netz die Möglichkeit, Freunde und Partner auf Schritt und Tritt zu überwachen. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Nur eines gilt fast immer: Die eigentlichen Ursachen sind in der Regel in der Familie oder dem sozialen Umfeld des Menschen zu suchen. Das Internet ist letztlich nur ein Symptom: Das ist ein wenig wie bei  Esstörungen: Wie alle müssen Essen, um zu überleben. Essgestörte kompensieren aber andere psyschiche Defekte mit ihren Essgewohnheiten. Einfach ganz die Finger vom Essen zu lassen, geht nicht. Wir müssen andere Lösungen suchen, um mit dem Problem fertig zu werden.

Die Logout-Falle

Katharina Borchert ist auch so jemand, die durch das Netz bekannt wurde: Als Bloggerin mit Lyssas Lounge preisgekrönt, seit 2006 als Chefredakteurin verantwortlich für den Internetauftritt der WAZ-Gruppe, seit 2010 nun Geschäftsführerin bei Spiegel Online. Internet, Social-Media, Facebook, Twitter sind ihr Leben. Um runterzukommen aber fährt sie immer wieder in den afrikanischen Busch – ohne Empfang. Drei Tage leidet, dann merkt sie, wie gut ihr die selbst auferlegte Internet-Abstinenz tut; für ihr inneres Gleichgewicht und um den Kopf freizubekommen, wie Sie der Journalistin Iris Ockenfels für das medium magazin erzählt.

Nun hat nicht jeder die Zeit und das Geld, gleich nach Afrika zu entschwinden. Es gibt daher Leute, die tun sich mit Freunden zusammen, um sich vor dem eigenen Login-Wahn zu. Allerdings nicht zu einem Gesprächskreis, bei dem man gemeinsam über das eigene Suchtverhalten lamentiert und dann zu Hause weitermacht: Nein, es wird tatsächlich auch gemeinsam gehandelt. Wenn Leute abnehmen wollen, funktioniert das in der Gruppe ja auch besser! Man gibt sich dann beispielsweise das gegenseitige Versprechen, sich nur an einem einzigen Tag im Monat einzuloggen.  Mit Sanktionen, falls es jemand doch tut, versteht sich. Ander bitten einfach die Freunde, das eigene Passwort zu ändern – aber das ist natürlich eine Vertrauensfrage.

Auch der Journalist Alex Rühle ist in Deutschland und bei seiner Arbeit geblieben: Allerdings hat er einfach abgeschaltet. Von Internet und Handy. Ein halbes Jahr lang. Und darüber ein Buch geschrieben. Dabei ist Rühle nicht jemand, der es sich einfach erlauben kann, sich aus dem Internet auszuloggen: Er ist Feulliton-Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung. Und das Internet ist sein tägliches Arbeitsgerät. Abends deponierte er seinen Blackberry auf dem Schuhschrank, damit er vor dem Zubettgehen schnell noch heimlich eMails checken konnte. An einem ruhigen Tag bekam er 68 Mails und beantwortete 45 davon. Ein Internet-Junkie also.

Abstinenz ist gar nicht so einfach

Dementsprechend schwierig gestaltete sich die Abstinenz: Wörterbücher werden als Übersetzungshilfe verwendet, der Lektor bekommt Wasserstandmeldungen per Postkarte und antike Technologien wie das Fax werden wieder zum Leben erweckt. Die Kollegen machten Witze über den Höhlenbewohner, er wurde zum Lieblingskunden der Telefonauskunft und Recherchen, die er via Google in wenigen Minuten erledigen würde, dauerten Stunden, weil er per Telefon nach den geeigneten Ansprechpartner im Ausland fahnden musste. Ganz auf das Internet verzichten wollte Rühle nach Ablauf der sechs Monate aber dann doch nicht: Er benutzt heute kein internet-taugliches Handy mehr und arbeitet mit zwei Computern – einem an dem er schreibt und einer mit dem er zielgerichtet ins Netz geht, um dann nach maximal zwei Stunden wieder mit dem Surfen aufzuhören.

Was da klingt, wie eine nette Geschichte, ist in Wirklichkeit das Ergebnis einer ziemlich irrationalen Überreaktion. Rühle, der sich offenbar als Spielball seiner Internetsucht empfand, versuchte diese zu therapieren, indem er auf das genaue Gegenteil verfiel. Das ist psychologisch ungefähr so sinnvoll wie eine Diät, bei der man eine Woche lang nichts isst: Man nimmt zwar ab, isst dafür hinterher aber um so mehr, weil man ja wieder darf, und hat um so mehr Fett auf den Rippen. Und wer nach einiger Offline-Zeit wieder anfängt mit dem Internet, läuft Gefahr, wieder in alte Verhaltensmuster zu verfallen. Eine Logout-Falle eben! Von einem Extrem ins andere zu fallen, war noch nie eine gute Lösung.

Die Macht der Gewohnheit

Schon gar nicht bei Erfindungen, die, richtige Anwendung vorausgesetzt, unser Leben pratktischer, einfacher und besser machen. Und die daher aus dem normalen Arbeitsalltag nicht mehr wegzudenken sind. Oder haben Sie schonmal darüber nachgedacht, auf Ihr Bett, ihr Fahrrad, ihr Auto oder ihre Kaffeemaschine zu verzichten, weil sie diese Gegenstände dauernd nutzen und sich nicht von ihnen abhängig machen möchten? Nein, und das wäre vermutlich auch ziemlich absurd. Die Idee, dass man besser kein Internet hat oder zumindest kein Internet auf dem Handy höre ich hingegen öfter mal. Dabei ist das genau so albern und zeigt letztendlich nur eines: Dass der Anwender nicht in Lage ist, die moderne Technik mit Maß und Ziel zu nutzen. Totalverzicht also als Ergebnis von fehlender Selbstkontrolle! Und wenn wir ehrlich sind, ist es sogar einfacher, einfach auf das Suchtmittel ganz zu verzichten, als uns jeden Tag wieder der Suchtgefahr auszusetzen!

Nur damit wir uns nicht falsch verstehen:  Es ist nichts gegen einen Verzicht auf bestimmte Technologien einzuwenden.  Es kann jeder die technischen Errungenschaften nutzen, die er für notwendig hält. Ich persönlich zum Beispiel habe nie einen Führerschein gemacht und werde deswegen auch öfter mal schief angeschaut. Allerdings sollte man dabei die Kirche im Dorf lassen und daraus keine Ideologie machen: Nicht das Handy oder Internet sind Schuld an der Misere sondern ganze alleine man selbst. Vielleicht sollten also Internet-Junkies wie Abstinenzler einfach mal darüber nachdenken, wie Sie einen Computer und das Netz als das benutzen, was es ist: Als effizientes Informations- und Kommunikationsmedium, privat wie beruflich. Was hilft, ist nicht die zwanghafte Abstinenz, sondern der kluge Umgang mit sozialen Netzwerken. Damit das klappt, muss man verstehen, was in uns passiert.

Alarm im Mandelkern

Neurologisch gesteuert wird unser Sozialverhalten, so zeigen neuste Erkenntnisse der Hirnforschung, über das limbische System, genauer gesagt über die sogenannten Mandelkerne, fachsprachlich Corpus amygdaloideum oder auch Amygdala, gesteuert. Diese bewertet, was wir sehen, fühlen, riechen und schmecken und sagen uns dann, was gut oder böse, erfreulich  oder unerfreulich ist. Daher haben sie auch einen entscheidenden Anteil daran, wie wir auf andere Menschen reagieren. Die Psychologin und Neurowissenschaftlerin Lisa Feldmann Barett erforscht in Boston menschliche Gefühle. In einer Studie untersuchten Barrett und ihr Team die Gehirne von 58 Männern und Frauen im Alter zwischen 19 und 83 mit unterschiedlich großem Bekannten- und Freundeskreis. Untersucht wurde dabei nicht nur die  Anzahl der regelmäßigen Kontakte, sondern auch, aus wie vielen verschiedenen Kreisen diese sich rekrutierten.

Die Forscher stellten fest: Wer über einen großen Freundes- und Bekanntenkreis verfügt, dessen Amygdala ist größer als der weniger kontaktfreudiger Menschen. Bei Menschen, die über weniger als fünf bis fünfzehn regelmäßige Kontakte verfügen, zeigte die Kernspintomografie eine durchschnittliche Größe von 2,5 Kubikmillimetern. Bei guten Netzwerkern war die Amygdala bisweilen doppelt so groß. Die Forscher erklären das so: Je mehr soziale Kontakte ein Mensch hat, desto größer sind die Anforderungen an das Gehirn, um die damit verbundenen Informationen zu erledigen und zu bewältigen. Dazu braucht es ein ebenso komplexes Datenverarbeitungszentrum mit entsprechend vielen Neuronalen verknüpfungen. Oder kurz: Menschen mit größeren Mandelkernen können offenbar Namen, Gesicher und Ereignisse besser bestimmten Menschen zuordnen. Die Größe der Amygdala scheint jedoch noch auf einen anderen Unterschied hinzudeuten: Masahiko Haruno und Christpher Frith konnten nachweisen, dass Menschen die beim Handeln mehr auf Fairness als auf den eigenen Vorteil achteten, auch die  aktivere Amygdala haben.

Noch konnte nicht abschließend geklärt werden, ob die verstärkten Hirnaktivitäten überhaupt erst dazu führen, dass man sich aufgeschlossener verhält oder ob man Offenheit regelrecht trainieren und somit die Größe seiner Mandelkerne verändern kann. Es erscheint jedoch nur logisch, die Ergebnisse der beiden Studien auch auf Soziale Netzwerke zu übertragen: Dass sich einige Menschen dort offener und mit mehr Freude bewegen, hat vermutlich mit ihrer Hirnaktivität und gemachten Erfahrungen zu tun. Andersherum ist möglicherweise bei Menschen, die sich von der Interaktion des Internets schnell überfordert fühlen, der Mandelkern kleiner und sie sind introvertierter. Dafür spricht auch, dass die Amygdala nicht nur die Datenverarbeitung in sozialen Beziehungen managt, sondern auch etwas anderes:

Hilfe, ein Glückshormon!

Die Mandelkerne steuern auch die Ausschüttung von Glückshormonen, sogenannten Endorphinen, wenn wir Spaß und Freude empfinden – zum Beispiel weil wir mit unseren Freunden kommunizieren. Und von denen wir mehr wollen, woraus die bereits beschriebene Suchtgefahr entstehen kann. Denn Freude und Leid liegen ja bekanntlich nah beieinander. Denn diese Hirnregion ist auch als Angstzentrum bekannt: Wenn wir uns überfordert oder bedroht fühlen, löst die Amygdala im Körper blitzschnell die entsprechende Stressreaktion aus. Über die Nervenbahnen im Gehirn wird die Hypophyse angeregt. Diese wiederum aktiviert über die Blutbahn die Nebennierenrinde, die das Stresshormon Kortisol freisetzt, das den gesamten Körper in Alarmbereitschaft versetzt. Blutdruck und Atemfrequenz steigen, das Herz schlägt schneller. In den großen Muskelgruppen weiten sich die Blutgefäße, was den Körper für den Kampf, die Flucht oder eine Erstarrungsreaktion vorbereitet. Entpuppt sich eine bedrohliche Situation als harmlos, gibt der Hippocampus Entwarnung – und die Amygdala beruhigt sich wieder.

Das an sich ist noch kein Problem: So eine Stressreaktion kann in unseren Körpern täglich hundert Mal und mehr ablaufen – und zwar auch so schwach, dass wir es nichteinmal bemerken. Schwierig wird es erst, wenn wir uns ständig solchen Belastungen und Überforderungen aussetzen, denen wir nicht gewachsen sind. Dann nämlich werden Stresshormone wie Cortisol im Körper gar nicht mehr abgebaut. Mit unschönen Nebenwirkungen: Denn das Cortisol wird ausgeschüttet, weil es den Körper vor Überanstrengung schützen soll. Deshalb blockiert es unter anderem die Gedächtnisleistung, erhöhrt den Blutzuckerspiegel, übersäuert das Blut und schwächt die Schilddrüsenfunktion. Unsere Fähigkeit, klar zu denken und Situationen vernünftig zu beurteilen, nimmt also ab, je mehr negativen Stress wir haben. Und unerwartet Ereignisse machen uns noch mehr Angst, als sie das ohnehin schon täten. Ein Teufelskreis.

Den zu durchbrechen, dafür gibt es nur einen Rat: Einfach mal abschalten. Selbst wenn man dabei die eine oder andere wichtige Nachricht oder das “nächste große Ding” verpasst: Die eigene Gesundheit sollte wichtiger sein. Dafür ist es nötig, das eigene Verhalten im Umgang mit sozialen Netzwerken kritisch zu betrachten. So lange es Spaß macht, man Freude daran hat und soziale Kontakte nicht leiden, ist es durchaus ok. Aber der Grat, auf dem wir wandeln, ist sehr schmal: Schnell aber kann die anfängliche Euphorie auch umschlagen. Spätestens wenn Gefühle wie Stress, Angst oder Unsicherheit überwiegen, sollte man doch die Notbremse zu ziehen und sich eine Weile ausklinken – bis sich die Gefühlslage wieder normalisiert hat. Vor allem muss man sich aber von dem Zwang befreien, immer alles mitbekommen zu wollen. Das klappt ohnehin nicht. Für alles andere gibt es Tools und Filter, die das Leben einfacher machen – oder machen sollen.