Best of HR – Berufebilder.de-Autor Frank Heinrich, ehemaliger Unternehmenssprecher von SAT.1 und Berater des Prime Ministers Office von Luxemburg, hat in einem Beitrag auf das Auseinanderklaffen von Anspruch und Wirklichkeit im deutschen Bildungswesen hingewiesen. Ein Beispiel aus Schweden zeigt, dass man das Probleme viel früher angehen muss.

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Deutschland: Bildungsmisere statt Bildungsstandort

Einerseits soll der Bildungsstandort Deutschland hochgehalten werden, andererseits sind die Hochschulen mit 160.000 zusätzlichen Studienanfängern mehr als überfordert. Leidtragende sind die Bachelor-Absolventen, die keinen Studienplatz mehr für einen Master finden.

Insgesamt wurden 5 Milliarden Euro bereit gestellt, um die Misere zu beheben – so rechnet Heinrich vor. Und weiß gleichzeitig, dass es nicht nur am Geld hängt: So wirft er in seinem Text auch die Frage auf, ob die Mittel überhaupt adäquat eingesetzt wurden.

Das Problem beginnt viel früher

Genau da könnte der Hase im Pfeffer liegen. Und das Problem betrifft nicht nur die Hochschulen, es beginnt bereits bei der frühkindlichen Kinderbetreuung. Es hat sich ja mittlerweile herumgesprochen, wie wichtig Frühpädagogik für das weitere Leben und Lernen ist.

Ab August 2013 soll für jedes Kind ab dem ersten Lebensjahr ein Betreuungsplatz zur Verfügung stehen. Noch ist in Deutschland nicht ganz klar, wie man das organisieren und finanzieren will.

Lernen von den Schweden

Nun ist eine Delegeation aus deutschen Ministerien, Landtagen, Jugendämtern, Kreis- und Städtetagen auf Einladung der Deutsch-Schwedischen Handelskammer nach Schweden gereist. Sie wollen dort lernen, wie man mit innovativen Ideen ein gutes Betreuungsangebot auf die Beine stellt.

Der witzige Artikel von Sabine Grüneberg dazu in der Süddeutschen bietet besser als jede Studie einen Einblick, woran das deutsche Bildungssystem insgesamt krankt.

Es fehlen die guten Ideen

Es fehlen, neben den Mitteln, schlicht gute, innovative, manchmal vielleicht auch außergewöhnliche Ideen. Vielleicht steht den Deutschen auch hier ihre Überreglementierung im Weg.  Oder auch schlicht die kinderfeindliche Mentalität.

In ihrem Artikel beschreibt Grüneberg jedenfalls sehr gelungen und humoristisch das erstaunen der deutschen Gäste z.B. über die Mittags-Schlafplätze auf der Terasse und den mobilen Kindergarten im Bus – und das Unverständnis der Schweden bei Fragen nach Parklizenzen und Anwohnerbeschwerden.

Das Problem gilt für die gesamte Bildung

Das Problem lässt sich ohne Weiteres auf das gesamte Bildungssystem bis hin zum Hochschulsektor übertragen – auch da fehlen die guten Ideen, um aus der Bildungsmisere einen echen Bildungsstandort zu machen.

Um wieder zu Frank Heinrich zurückzukommen: Der schlägt zur Lösung des Problems vor, die Konjunktur anzukurbeln und bei den Studienplätzen aufzustocken. Ich finde, wir müssen viel früher anfangen. Die Skandinavier, übrigens bei der Pisa-Studie immer ganz vorne mit dabei, zeigen uns erfolgreich, wie es geht.