Deutschland ist tendenziell ja eher innovationsfeindlich. Nach einer Studie teilen 59 Prozent der Deutschen diese pessimistische Einschätzung. Doch wie sieht das in der Praxis wirklich aus? Können Unternehmen und Mitarbeiter Innovationsfreude lernen? Und müssen wir uns nicht auch an die eigene Nase fassen? 

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Innovative Vorreiter der Digital-Branche?

Gerade in der Digital-Branche bezeichnen sich viele Menschen gerne als innovative Vorreiter und Vordenker. Ständig wird neues ausprobiert und man ist stolz darauf, in Echtzeit zu kommunizieren – zumindest bis man selbst mal dringend Urlaub braucht.

Wer dann mal einen Blick in andere Branchen wirft, mag schockiert sein von deren Behäbigkeit – so ging es mir zumindest in den letzten Tagen, als ich mich auf der Suche nach neuen Vertriebswegen für meine Verlagserzeugnisse mit der recht traditionell und entsprechend langsam tickenden deutschen Verlagsbranche auseinandersetzten musste und dabei allerlei anachronistische Gespräche führte. Diese Unternehmen und ihre Mitarbeiter schienen mir überhaupt nicht innovativ.

Alteingesessene Branchen ticken langsam

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Mein persönlicher Höhepunkt war die Aussage, dass die Verlagsbranche eben sonst etwas langsam tickt und dass hier Antworten auch mal ein halbes Jahr brauchen. Es wundert mich in diesem Zusammenhang übrigens nicht, dass Amazon den Buchmarkt hinwegdisruptiert hat, worüber in Deutschland gerne ausgiebig geklagt wird. Aber die Amerikaner sind da einfach eine Spur effizienter.

Dementsprechend kam mir eine Studie des Vodafone Instituts gerade recht, die in den letzten Tagen via Social Media herumgereicht wurde: Für “The Tech Divide: Industrie und Arbeit” hat das Meinungsforschungsinstitut Ipsos 9.000 Menschen aus neun Ländern und ausgewählte Experten befragte. Aus deutscher Sicht, wie könnte es anders sein, ist das Ergebnis allerdings eher ernüchternd: 59 Prozent der Deutschen stimmen eben der Aussage zu, dass ihr Land bei der Digitalisierung hinterherhinkt – die höchste Quote aller befragten Länder.

Digitalisierungsgrad: Deutschland vs. USA, China, Schweden

Am höchsten dagegen wird der Grad der Digitalisierung oder Nutzung neuer Technologien in den USA, China und Schweden bewertet. Eine wichtige Rolle spielen dabei disruptive Innovationen und Erfolgsgeschichten bekannter US-Firmen aus dem Silicon Valley oder führender chinesischer Unternehmen oder z.B. Spotify aus Schweden. Auch die umfassende Digitalisierung des Landes seit den späten 90er-Jahren durch die “PC-Reform” hat ihren Anteil an der positiven Wahrnehmung. In anderen Ländern werden entsprechende Erfolgsgeschichten weniger wahrgenommen.

Abgesehen davon, dass ich mich frage, wo das digitale Vorzeigeland Estland in dieser Übersicht bleibt, hat die Sache mit der schönen neuen Digitalwelt natürlich auch eine Kehrseite. Denn wie gesagt, wir glauben immer gerne wir sind besonders digital, innovativ, effizient und produktiv – im Gegensatz zu solchen Unternehmen jedenfalls. Aber ist das wirklich so?

Wie innovativ sind wir wirklich?

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Für eine Antwort auf die Frage müssen wir uns nur einmal selbst an die eigene Nase fassen – und z.B. die ganz neuen neue Tools anschauen, die es immer wieder auf dem Markt gibt: Vom neusten Social-Media-Gadget über Automatisierungs-Anwendungen bis zu Projektmanagement-Programmen. Und alle versprechen uns mehr Produktivität und ein besseres Leben.

Und dann ist es ganz schnell vorbei mit unserer Innovationsfreude, denn wenn wir die alle ausprobieren wollten, kämen wir zu nichts mehr – oder? Auf dieses Thema hat mich vor einiger Zeit ein Beitrag von Shel Holtz gebracht: Auf Ragans PR-Daily schrieb er über “7 reasons to try out new tools – without wasting time”. Zu deutsch: 7 Gründe, neue Tools auszuprobieren, ohne dabei Zeit zu verlieren.

Der Titel klang vielversprechend, aber defacto war der Beitrag ein Plädoyer dafür, neue Tools auszuprobieren und zeigte vor allem die Vorteile solcher Tests auf – z.B. dass man mit einem neuen Tool neue Reichweite und neue Nutzergruppen erreichen könnte, was natürlich stark davon abhängt, um welche Tools es sich handelt.

Der Kern des Problems: Unsere Überforderung

Allerdings brachte mich Shel Holtz mit seinem Beitrag auch zum Kern des Problems: Wir sind nämlich schlicht überfordert mit den vielen neuen Tools, die ja quasi im Wochenrhythmus auf den Markt geworfen werden. Ich erinnere mich gut, als Google+ eingeführt wurde und viele seufzten: “Schon wieder ein neues Soziales Netzwerk, das wir nutzen müssen.” So geht es mit vielen Tools, von denen wir durch Freunde und Bekannte hören oder in den Medien lesen: Diese App ist gerade hipp, jene der letzte Schrei und eine dritte wird garantiert unsere Produktivität beflügeln.

Nun gibt es Tool-Begeisterte wie Patrick Mollet, der jede Woche neue Apps und Tools präsentiert. Doch selbst Patrick stellt fest:

“In der Tat herrscht kein Mangel an digitalen Helferlein, die uns weismachen wollen, dass wir dank ihnen nun endlich ganz fokussiert arbeiten, uns nie mehr ablenken lassen und keine wichtigen Aufgaben mehr vergessen. Jede Woche erscheinen unzählige neue Tools und wahrscheinlich erhoffen sich die Entwickler jeweils, das neue Evernote oder die neue Dropbox auf den Markt zu bringen. Ich würde Euch diese noch so gerne hier vorstellen, aber immer seltener überzeugt mich eine Neuerscheinung.”

Schuster, bleib bei Deinen Leisten?

Sollen wir das Neue also einfach sein lassen und beim Altbewährten bleiben? Sollten wir einfach keine Zeit mehr damit verschwenden, neue Tools auszuprobieren, weil die alten Apps ja schon alles können? Und wie innovativ sind wir dann noch wirklich, wo wie wir auf diese Art ja am eigenen Beispiel sehen, wie schnell wir innovations-müde werden?

Tatsächlich wäre es der falsche Weg, einfach die Flinte ins Korn zu werfen, denn wir vergeben uns damit nicht nur die Chance, neue, verbesserte digitale Helfer kennenzulernen, sondern werden plötzlich auch ziemlich hilflos dastehen, wenn unser Lieblingstool plötzlich abgeschaltet wird, was mir schon öfter passiert ist. Insofern hat Shel Holtz also recht, wir sollten tatsächlich neue Tools testen.

8 Tipps für mehr Innovationsfreunde

Neues auszuprobieren, Neuheiten zu testen ist tatsächlich auch bekanntlich ein Zeichen von Innovationsfreude. Und daran mangelt es in Deutschland ja bekanntlich, wie wir oben festgestellt haben. Aber vielleicht nicht immer, sondern nur hin und wieder. Dann wenn es sich wirklich lohnt, aber nicht, weil Tool X oder App Y plötzlich gehypt wird und wir glauben, mitmachen zu müssen.

Es stellt sich also die Frage: Welche Neuheiten lohnt sich auszuprobieren? Ein Problem, das vermutlich jeder kennt, der viel mit Technik zu tun hat. Um das herauszufinden, habe ich diese kleine Tippliste erstellt, zeigt, wann es Sinn macht, sich ausführlicher mit einem neuen Tool zu beschäftigen – und wann nicht.

  1. Welche Ziele möchtest Du hinsichtlich Deiner Produktivität erreichen?
  2. Wie bist Du auf das Tool aufmerksam geworden?
  3. Wie sehr bist Du in Deiner Meinung von anderen beeinflusst worden?
  4. Was soll das Tool können?
  5. Ist dieses Feature für Deine Produktivitäts-Zwecke wirklich hilfreich?
  6. Ist das neue Feature wirklich eine Verbesserung der Apps und Tools, die Du bisher verwendest oder nur alter Wein in neuen Schläuchen?
  7. Gibt es bereits Meinungen oder Rezensionen, an denen Du Dich vorab orientieren kannst?
  8. Kannst Du das Tool kostenlos testen?

Innovationsfreude – ein gesellschaftliches Problem

Das ist auch mehr als ein privates Problem: Es zeigt letztendlich, warum es auch gute Innovationen oft so schwer haben, wohl nicht nur in Deutschland. Der Mensch ist eben einfach ein Gewohnheitstier. Neues macht oft Angst. Und jede Innovation hat auch für irgendjemanden irgendwelche Nachteile. Innovationsfreude ist also auch ein gesellschaftliches Problem.

Welche Erfahrungen habt Ihr mit neuen Tools gemacht? Waren die Tests Zeitverschwendung oder haben sie Euch weitergebracht? Und wie innovativ findet Ihr Euch?


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