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Offenlegung & Urheberrechte: Bildrechte bei Musterbrecher. Das Videomaterial wurde vom Ersteller des Videos zur Verfügung gestellt. Text ursprünglich aus: „Musterbrecher. Die Kunst das Spiel zu drehen“ (2013), erschienen bei Murmann Verlag, Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlags.
Von Dr. Stefan Kaduk (Mehr) • Zuletzt aktualisiert am 25.08.2024 • Zuerst veröffentlicht am 02.06.2016 • Bisher 7395 Leser, 1123 Social-Media-Shares Likes & Reviews (5/5) • Kommentare lesen & schreiben
Innovationsmanager können mit ihren Systemen und Methoden nicht das leisten, was sie leisten wollen: nämlich das Neue hervorbringen. Das muss noch nicht einmal von Nachteil sein.
Innovationsmanager verhindern beispielsweise, dass absurde und sinnlose Ideen umgesetzt werden. Die Menschheit hat nicht auf jede Produktinnovation, jedes neue Werbekonzept oder jeden zusätzlichen Service gewartet.
Das Neue ist nicht immer gut, nur weil es neu ist. Unter diesem Aspekt erhält Innovationsmanagement dann eine Rolle, die ihm im Drehbuch nie zugedacht war – die Rolle des Ideen-Nichtverwerters.
Vor diesem Hintergrund machen Menschen in Organisationen zwangsläufig widersprüchliche Erfahrungen. Einerseits werden sie mit noch ausgefeilteren Methoden in Richtung Ideenverhinderung, Sicherheit und Stabilität gebürstet.
Und andererseits müssen sie per manent Appelle à la „Seid innovativ!“, „Verändert euch!“ oder „Denkt out of the box!“ ertragen. Eine paradoxe Situation. Man könnte resi- gnieren. Man könnte aber auch die Rolle der Führung überdenken. Organisationen entstehen, weil Menschen mit praktischen Paradoxien umgehen müssen.
Schauen wir noch genauer hin: Eine praktische Paradoxie entsteht dadurch, dass ein Einzelner vor der Wahl steht, entweder etwas zu produzieren oder etwas zu liefern. Beides zusammen zur selben Zeit ist nahezu unmöglich. Der Einzelne löst dieses Problem durch die Trennung von Raum und Zeit. Indem er zuerst produziert und dann liefert.
Wenn die Raum-Zeit-Trennung durch Wachstum unmöglich wird, entsteht eine Organisation aus Teilsystemen mit unterschied lichen Aufgaben. Dies geschieht in der Hoffnung, dass diese Teilsysteme in sich widerspruchsfrei agieren können – zum Beispiel die Produktion und der Vertrieb.
Da das gesamte Gebilde in der Realität jedoch ganz und gar nicht widerspruchsfrei ist, bilden sich zur Koordination der einzelnen Einheiten und Untereinheiten Hierarchien, die im Konfliktfall entscheiden. Diese Hierarchien findet man dann einerseits in Organigrammen, andererseits in den vor- und nachgelagerten Abläufen.
Von außen sehen wir ein großes Ganzes, das wir als Unternehmen oder Verwaltung wahrnehmen. Neuerungen auf der Struktur– oder Prozessebene führen zu einem Konfliktfall für dieses Ganze. Wollen wir ein neues Produkt herstellen, sind davon die Beschaffungs-, Produktions- und Vertriebsprozesse betroffen. Wenn wir eine neue Organisationsform wählen, fallen möglicherweise Hierarchieebenen heraus. Wollen wir neue Märkte bearbeiten, dann müssen neue Teileinheiten aufgebaut oder integriert werden.
Zur Handhabung dieser Konflikte schlägt Fritz B. Simon vor, die Rolle der Führung mit dem Fühlen in psychischen Systemen in Verbindung zu bringen. Gefühle entscheiden letztlich, wie wir entscheiden.
Die Neurobiologie zeigt, dass jede rationale Überlegung in Einklang mit unserem emotionalen Erfahrungsgedächtnis stehen muss, damit sie sich durchsetzen kann. Vereinfacht könnten wir sagen, dass das Gefühl bei jeder Entscheidung das erste und das letzte Wort hat und dass das Bewusstsein sich zu Unrecht für den Alleinentscheider hält. In Wirklichkeit ist es das Wechselspiel zwischen den unterschiedlichsten Instanzen im Gehirn.
Fühlen, so Simon, ermögliche es dem Individuum, schnell zu handeln, grobe Bewertun gen vorzunehmen, Leitplanken zu definieren. Und das besonders dann, wenn logisch prinzipiell nicht entscheidbare Situationen vorlägen, wenn es sich also um eine Paradoxie handelte.
Dann könnte Führung sich als fühlendes Gegengewicht zur ratio nalen Logik der Organisation positionieren. Sie könnte aus einem Gefühl heraus Innovation zulassen, weil Organisation das naturge- mäß nicht kann.
Es könnten Uneindeutigkeiten und Konflikte in der Organisation bewusst provoziert werden. Im Grunde geht es darum, „… (die) Unfähigkeit, Vieldeutigkeit, Ambivalenz, Widersprüchlich- keit, Grautöne und Paradoxien zu ertragen“.
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Dr. Stefan Kaduk ist Managementforscher und Bestsellerautor. Kaduk studierte Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität München und arbeitet am Institut für Entwicklung zukunftsfähiger Organisationen an der Universität der Bundeswehr München und hat zusammen mit dem Wirtschaftswissenschaftler Dr. Dirk Osmetz und dem Inhaber des Lehrstuhls für Internationales Management an der Bundeswehr-Universität, Hans A. Wüthrich, das Musterbrecherprojekt initiiert. Das Ziel ist: intelligentere Formen der Führung in Unternehmen zu entwickeln und zu realisieren. Mehr Informationen unter www.musterbrecher.de Alle Texte von Dr. Stefan Kaduk.
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