Innovation bedeutet für Unternehmen, neuartige Dinge auszuprobieren. Doch Neues ist auch fehleranfällig. Der Umgang mit Fehlern ist deshalb entscheidend für eine erfolgreiche und innovative Zukunft. Unternehmen benötigen also eine Fehlerkultur.

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Fehler haben Folgen

Fehler sind schlecht! Schon als Kinder haben alle gelernt: Sie ziehen Konsequenzen nach sich, meist eine unmittelbare „Strafe“, vor allem aber negative Gefühle. In der Schule gibt es schlechte Noten und zu Hause eine Standpauke der Eltern.

Diese Erfahrungen zum Thema Fehler nehmen wir in unser Leben mit – mit folgenschweren Auswirkungen: Wir glauben, wir müssten alles können und alles kennen. Es ist „peinlich“ etwas nicht zu wissen oder noch schlimmer, einen Fehler zu begehen.

Fehler sind zum Lernen da

Viele Menschen haben sich selbst noch nie etwas getraut. Aber genau die zeigen gerne mit dem Finger auf andere, die einmal beruflich oder generell im Leben gescheitert sind. Sich zuhause auf dem sicheren Sofa sitzend über andere Menschen lustig zu machen, ist einfach und ungefährlich. Im Fernsehen gibt es genügend Formate, die genau darauf anspielen.

Und jetzt sollte man plötzlich Fehler als Chance des Lernens erkennen? Diese tiefen Denkmuster zu verändern, ist alles andere als einfach. Aber auch machbar, wie Toyota mit dem „Toyota Production Systems“ beweist. Den Mitarbeitern in der Produktion wird kommuniziert, dass, wenn schon Fehler passieren, das Unternehmen davon lernen muss. Darin liegt ein kleiner Gegenwert für den Betrag, den der Fehler kostet. Es ist also schlimmer, einen Fehler zu vertuschen als einen Fehler zu machen.

Sinnvolle und sinnlose Fehler unterscheiden

Jede Lösung ist nur so gut, wie sie von Führungskräften getragen und von Mitarbeitern umgesetzt wird. Deshalb sind immer Transparenz und Kommunikation entscheidend. Wenn niemand weiß, warum es wichtig ist, aus Fehlern zu lernen, wird weiter vertuscht. Fehlerkultur hat keine Chance, wenn die interne Kultur von Missgunst und Ellbogenmentalität geprägt wird.

Es lohnt sich also, generell darüber nachzudenken, welche Arten von Fehlern vorkommen können. Die „sinnlosen“ Fehler gilt es natürlich zu vermeiden. Durch Checklisten können Routinefehler weitestgehend eliminiert werden. Die „sinnvollen“ Fehler aber, aus denen wichtige Erkenntnisse gewonnen werden können, bringen das Unternehmen weiter.

Fehler zulassen und analysieren

Wird in Sitzungen der Geschäftsleitung das erste Mal über eine Fehlerkultur gesprochen, ist die Unsicherheit förmlich spürbar. Denn eigentlich gibt es ja eine klare Haltung: Wir wollen kein Geld verlieren, also machen wir keine Fehler.

Was aber, wenn das Unternehmen innovativ sein möchte? Neue Ideen, neue Produkte oder Zielgruppen angehen will? Braucht es dann nicht die „Verrückten“, die Träumer und Kreativen, die mit ihren Ideen vielleicht eine zündende Idee hervorbringen können? Jede innovative Firma begeht unglaublich viele Fehler. Doch diese Firmen lernen extrem viel.

Mitdenken ist Pflicht

Sickert bei der Diskussion darum wie Ihr Unternehmen sein soll, auch nur der Hauch von Innovation durch, sollten Sie über Ihre Fehlerkultur sprechen. Fragen Sie die Mitarbeiter, welche Innovation in Ihrer Branche die nächste sein könnte und welche Gefahren lauern.

Wenn Sie bei hundert Mitarbeitern nur einzelne Rückmeldungen erhalten, sollten Sie unbedingt über die Fehlerkultur und den vermittelten Sinn der Arbeit nachdenken. Denn Mitdenken ist in innovativen Unternehmen nicht Kür, sondern Pflicht. Diese Kultur muss man allerdings zulassen.

Vertrauen verändert

Der einfachste Ansatz für eine Fehlerkultur ist, das umzusetzen, was in den meisten Unternehmen bereits im Leitbild formuliert wurde. Der Mensch, und das sind in diesem Fall die Mitarbeiter, sollten wirklich im Mittelpunkt stehen. Dazu gehört die Kommunikation. Und zwar in beide Richtungen. Der Vorgesetzte sollte immer ein offenes Ohr für den Mitarbeiter haben, nicht nur die 20 Minuten im Jahresgespräch.

Stehen im Leitbild Werte wie Offenheit, Transparenz, Leidenschaft, Optimismus, Mut, Respekt oder Vertrauen, sollten diese eine Verpflichtung sein. Indem sie vorgelebt werden, kann eine interne Kultur aufgebaut werden. Das benötigt Zeit und Ehrlichkeit. Aus dem daraus entstehenden Vertrauen verändern sich auch eigene Denkmuster in Bezug auf Fehler.

Niemand ist perfekt

Die eigene Denkhaltung, „perfekt“ funktionieren zu müssen, ist extrem anstrengend und auch frustrierend. Denn niemand ist „perfekt“. Nur zu gern blenden wir uns mit coolen Titeln und Berufsbezeichnungen, die keiner mehr versteht. Und weil sich keiner blamieren will, trauen sich immer weniger Menschen nachzufragen, was sich dahinter eigentlich verbirgt.

Vielleicht sollte man einmal darüber nachdenken, eine Kultur zu etablieren, in der mutige Mitarbeiter, die in einem ambitionierten Projekt einen Fehler machen, gelobt werden. Mitarbeiter dagegen, die im Mittelmaß und in der Routine festsitzen und aus Angst vor Fehlern lieber gar nichts machen, sollten Konsequenzen spüren. Das Motto „Wer nichts macht, macht auch keine Fehler“ darf nicht weiterhin Gültigkeit haben.

Nur wer wagt, gewinnt

Ohne verrückte Ideen, die logischerweise immer eine hohe Fehlerquote haben, wären wichtige Errungenschaften und Erfindungen nie möglich gewesen. Leider lassen sich viele am Schluss durch das perfekte Endresultat und seinen Erfolg blenden.

Die wenigsten können sich den steinigen Weg dorthin vorstellen. Und auch nicht, wie viele Fehler ihn markiert haben. Auch der Weg zu einer guten Fehlerkultur ist steinig – ihn in Angriff zu nehmen, lohnt sich aber definitiv.