Was hat ein Marshmallow mit einem Guiness-Bier zu tun? Auf den ersten Blick nichts, aber symbolisch stehen beide für zwei entgegengesetzte Pole eines Phänomens: Dass wir nicht abwarten können, gleich und sofort die Instant-Befriedigung wollen und uns damit der Vorfreude auf die schönen Dinge berauben. So wie in dieser als Marshmallow-Test bekannt gewordenen Untersuchung.

Der Marshmallow-Test

Der Test mag witzig sein, das dahinterliegende Psychophänomen ist es weniger – das hat bereits in den 1960er- und 1970er-Jahren der Psychologe Walter Mischel eindrucksvoll demonstriert.

In der Vorschule der Stanford Universität bekamen Vierjährige folgende Aufgabe: Man bot ihnen einen Marshmallow an, den sie sofort essen könnten. Aber wenn sie einige Minuten warten und sich gedulden würden, würden sie noch einen weiteren bekommen.

Wer sich geduldet, ist auch im Leben erfolgreicher

Die Reaktionen waren höchst unterschiedlich: Einige Kinder aßen den Marshmallow gleich. Andere mussten sich ablenken oder die Augen verschließen, damit sie sich beherrschen konnten.

14 Jahre später stellte Mischel fest: Die Kinder, die damals sofort zugegriffen hatten, waren auch als Erwachsene eher stur, ungeduldig und neidisch. Die, die sich beim Experiment beherrschen konnten, waren hingegen stressresistent, sozial kompetent und zuverlässiger. Kurzum: Sie waren auch im Leben erfolgreicher.

Erfolg und Genuss brauchen Zeit

Das Guiness steht sozusagen für das gegenteile Phänomen: “Good things come to those who wait” sagt die Guinness-Werbung. Denn ein gutes Guinness braucht angeblich ganze sieben Minuten, um ordnungsgemäß gezapft zu werden.

Und noch als Kinder hörten wir ungläubig den Spruch mit der Vorfreude als der schönsten Freude und wunderten uns sehr. Denn was, bitteschön, könnte größere Freude bereiten, als etwas Schönes sofort zu genießen? Wir vermuteten dahinter (oft folgerichtig) eine Vertröstungsaktion der Erwachsenen.

Hilfe, Instant Gratification

Heute können wir uns oft selbst aussuchen, wann wir uns etwas gönnen oder uns für unsere Leistungen belohnen. Und was tun wir? Ehrlich gesagt sind die meisten nach wie vor nicht gut darin, auf später vertröstet zu werden. Wir wollen alles und wir wollen es jetzt.

Sofortige Gratifikation ist immer noch das, wonach wir streben. Ist daran aber etwas auszusetzen? Schließlich wird uns immer suggeriert, dass wir uns nur nehmen müssen, was wir brauchen oder möchten. Dann wie sollen wir es aber unter diesen Voraussetzungen schaffen, uns für langfristige Projekte zu motivieren, wenn alles immer sofort verfügbar ist?